Die venezolanische Pianistin Gabriela Montero erhält den internationalen Beethovenpreis 2018 der Beethoven Academy als Ehrung für ihr aktives gesellschaftliches und politisches Engagement.
Die 1970 in Venezuela geborene Gabriela Montero ist eine der erfolgreichsten Pianistinnen ihrer Generation. In ihrem Heimatland Venezuela galt sie bereits früh als Wunderkind: Im Alter von fünf Jahren trat sie das erste Mal öffentlich auf, als Achtjährige gab sie in Caracas ihr Konzertdebüt mit dem Orquesta Nacional Juvenil de Venezuela. Wenig später erhielt sie ein Regierungsstipendium, um in den Vereinigten Staaten zu studieren, 1990 ging sie nach London an die Royal Academy of Music, an der sie mit Bestnoten abschloss. Seither spielt Montero mit den renommiertesten Orchestern und Dirigenten weltweit.
Seit einigen Jahren nutzt Gabriela Montero ihre Popularität, um auf die Missstände in Venezuela aufmerksam zu machen, auch in dem berühmten Musikausbildungsprogramm "El Sistema“. In einem Interview mit der FAZ sagte sie im September 2018: "Aber wenn dir etwas so wichtig ist, wenn du so viel menschliches Leid siehst, wenn es dich so nah berührt, dann macht es einen Krieger aus dir. Es lässt dich aufstehen und sagen: Das ist nicht recht.“
Der von Torsten Schreiber und Andreas Loesch initiierte Internationale Beethovenpreis für Menschenrechte, Frieden, Freiheit, Armutsbekämpfung und Inklusion wird zum vierten Mal vergeben. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, Gabriela Montero ist die erste Frau, die den Beethovenpreis erhält. Er wird wie in den Jahren zuvor von der Kölner Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft Solidaris gesponsert.
Montero erhält die Auszeichnung im Rahmen eines Festkonzertes am 4. Dezember um 19 Uhr in der Bundeskunsthalle in Bonn. Sie selbst präsentiert sich mit einer Improvisation, sie fantasiert über spontane Eingebungen oder über Melodien, die sie sich aus dem Publikum vorsingen lässt. Diese Gabe des Improvisierens entdeckte die Pianistin schon als Jugendliche: "Seit ich klein war“, erinnert sie sich im FAZ Gespräch, "war das meine Art, Geschichten zu erzählen. Es war immer das Erste, was ich tat, wenn ich mich zum Üben ans Klavier setzte. Ich dachte nicht, dass das irgendetwas Besonderes sei.“ Zahlreiche Musikerinnen und Musikern aus verschiedenen Genres und Ländern gestalten den Abend, darunter der 1. Beethovenpreisträger Aeham Ahmad mit seinem Vater, die ägyptische Pianistin Myriam Farid, Yamen Saadi, palästinensischer Geiger und Stipendiat der Barenboim-Said Akademie, Katja Ebstein und Jocelyn B. Smith. Auch der venezolanische Tenor Luis Magallanes tritt bei der Ehrung seiner Förderin auf, er ist einer der Musiker, denen Gabriela Montero geholfen hat, Venezuela zu verlassen, um in Europa eine musikalische Ausbildung genießen zu können. Schirmherr der Veranstaltung ist der letztjährige Beethovenpreisträger Wolfgang Niedecken, durch den Abend führt Volker Michael von Deutschlandfunk Kultur.
Der Erlös des Abends wird für die Projekte der Beethoven Academy verwendet, die Ludwig van Beethoven als Sozialutopist und gesellschaftlichen Visionär in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellt.