Dirigent, Komponist und Lehrer – Peter Eötvös vereint erfolgreich alle diese drei Rollen in seiner Person. Als Dirigent hat er fast alle großen europäischen Orchester geleitet. Wie viele seiner zeitgenössischen Kollegen ist er jedoch auch Komponist und Interpret seiner eigenen Musik. Darüber hinaus hat er sich als Musikpädagoge einen Namen gemacht.

Mit der Verleihung des Frankfurter Musikpreises 2007 an Peter Eötvös würdigt das Kuratorium der Stiftung Frankfurter Musikpreis einen Künstler, der sich der Wahrnehmung Neuer Musik und der Heranführung des künstlerischen Nachwuchses an eben diese in besonderem Maße verschrieben hat.

Der Preis wird am Vorabend der Musikmesse (27. März 2007) im Frankfurter Römer von Petra Roth, Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main, übergeben. Als Laudator wird Prof. Dr. Wolfgang Sandner, Feuilleton der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), die Person Peter Eötvös und sein Werk würdigen. Im Rahmen der Feierstunde wird das Ensemble Modern einige Kompositionen von Peter Eötvös unter seiner Leitung interpretieren. Die Preisverleihung markiert zugleich ein Jubiläum: Mit Peter Eötvös würdigt das Kuratorium seinen 25. Preisträger.

Peter Eötvös wurde am 2. Januar 1944 in Székelyudvarhely (Transsylvanien/Ungarn, heute Rumänien) geboren und bereits mit 14 Jahren von Zoltán Kodály an der Budapester Musikakademie aufgenommen. 1966 führte ihn ein Stipendium zum Dirigierstudium an die Musikhochschule in Köln. Zwischen 1968 und 1976 spielte er regelmäßig mit dem Stockhausen Ensemble und arbeitete am Elektronischen Studio des WDR Köln (1971-1979). Auf Einladung von Pierre Boulez leitete er 1978 in Paris das Konzert zur Eröffnung des IRCAM (Institut für Akustik/Musik, Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique). Daraufhin wurde ihm die musikalische Leitung des Ensemble Intercontemporain, bis 1991, übertragen.

Eötvös’ Dirigiertätigkeiten sind geprägt von langjährigen Beziehungen zu den besten Orchestern weltweit. Er war Gastdirigent des BBC Symphony Orchestra (1985-1988), des Budapester Festivalorchesters (1992-1995) und des Budapester Philharmonischen Orchesters (seit 1998) sowie Chefdirigent des Rundfunkkammerorchesters Hilversum (1994-2005). Weitere Dirigate mit den Münchner Philharmonikern, den Berliner Philharmonikern, dem Ensemble Modern und dem Orchestre Philharmonique de Radio France. Seit 2003 Gastdirigent des SWR Radiosinfonieorchesters Stuttgart und des Göteborg Symphony Orchestra.

Nicht weniger wichtig sind ihm seine Lehrtätigkeiten. 1991 gründete Eötvös das Internationale Peter Eötvös Institut für junge Dirigenten und Komponisten. Von 1992 bis 1998 lehrte er an der Hochschule für Musik in Karlsruhe, von 1998 bis 2001 war er Professor an der Kölner Musikhochschule. Seit 2002 übt er wieder eine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik in Karlsruhe aus. 2004 gründete er die Peter Eötvös Contemporary Music Foundation.

Das kompositorische Œuvre von Peter Eötvös umfasst Werke für alle Besetzungen und musikalischen Gattungen, von großen Orchesterwerken, Kammermusik, Musiktheater bis hin zu Elektronischer Musik. Neben den Kompositionen zeroPoints (1999), IMA (2002) und Jet Stream (2003), die von den bedeutendsten Orchestern aufgeführt wurden, feiert Eötvös in jüngster Zeit Erfolge mit seinen Kompositionen für das Musiktheater. Zusätzlich zu den erfolgreich aufgeführten Opern Three Sisters und Le Balcon wird die Oper Angels in America auch in 2007 in den Spielplänen zu finden sein.

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen an Peter Eötvös dokumentieren die Bedeutung seiner Werke und seiner Person für die Musikwelt. Peter Eötvös lebt und arbeitet derzeit in Budapest.


Der Frankfurter Musikpreis wurde im Jahr 1980 ins Leben gerufen. Er wird jährlich anlässlich der Internationalen Musikmesse in Frankfurt am Main vom Kuratorium der Stiftung Frankfurter Musikpreis verliehen. Gewürdigt werden damit Musikerpersönlichkeiten für besondere Leistungen in der Interpretation und Komposition, in Musikwissenschaft und Lehre. Gestiftet ist der mit 15.000 Euro dotierte Preis vom Bundesverband der Deutschen Musikinstrumenten-Hersteller e.V. (BDMH) und der Messe Frankfurt GmbH. Die Preisverleihung findet jährlich am Vorabend der Internationalen Musikmesse statt.

Im jährlichen Wechsel wird die Auszeichnung auf den Gebieten der klassischen und der Popular-Musik (Jazz, Rock, Pop) vergeben. 2008 wird er wieder an einen Künstler auf dem Gebiet Popular-Musik überreicht werden. Das Kuratorium Stiftung Frankfurter Musikpreis zur Internationalen Musikmesse Frankfurt besteht aus drei festen und bis zu vier gewählten Mitgliedern:

- die Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt am Main als Vorsitzende,
- der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Musikinstrumenten-Hersteller e.V. als stellvertretender Vorsitzender,
- der Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH als stellvertretender Vorsitzender,
- zwei Repräsentanten aus dem Deutschen Musikrat sowie zwei Repräsentanten aus den Deutschen Musikhochschulen.

Träger des Frankfurter Musikpreises:
1982 - Gidon Kremer (Geiger)
1983 - Edgar Krapp (Organist)
1984 - Alfred Brendel (Pianist)
1985 - Brigitte Fassbaender (Kammersängerin)
1986 - Albert Mangelsdorff (Jazz-Posaunist)
1987 - Carl Dahlhaus (Musikwissenschaftler)
1988 - Heinz Holliger (Oboist)
1989 - Ludwig Güttler (Trompeter)
1990 - Chick Corea (Jazz-Pianist)
1991 - Aribert Reimann (Komponist)
1992 - Georg Solti (Dirigent)
1993 - Harry Kupfer (Regisseur)
1994 - Brian Eno (Musiker und Klangkünstler)
1995 - Tabea Zimmermann (Bratscherin)
1996 - Wolfgang Niedecken (Sänger und Songwriter)
1997 - Prof. Hans Zender (Komponist und Dirigent)
1998 - Peter Herbolzheimer (Arrangeur, Interpret, Komponist)
1999 - Prof. Michael Gielen (Dirigent und Komponist)
2000 - Klaus Doldinger (Saxophonist)
2001 - Dietrich Fischer-Dieskau (Sänger)
2002 - nicht vergeben
2003 - Walter Levin (Violinist und Professor für Kammermusik)
2004 - Udo Lindenberg (Rockmusiker)
2005 - György Ligeti (Komponist)
2006 - Peter Gabriel (Pop-/Rockmusiker)
2007 - Peter Eötvös (Dirigent und Komponist)