Der mit 20.000 Euro dotierten Paul Hindemith-Preis 2006 erhält der Komponist und Regisseur Michael van der Aa. Das Votum der Jury unter Vorsitz des Intendanten des Schleswig-Holstein Musik Festivals, Rolf Beck, fiel einstimmig auf den 26-jährigen Niederländer. Der Hindemith-Preis ist einer der höchst dotierten Komponistenpreise und wird gemeinsam von vier Stiftungen verliehen: der Schweizer Hindemith-Stiftung und den Hamburger Stiftungen Rudolf und Erika Koch-Stiftung, Walter und Käthe Busche-Stiftung sowie der Gerhard Trede-Stiftung.
Die Preisverleihung findet am 28. Juli 2006 im Rahmen eines Konzertes und Festaktes im Reinbeker Schloss statt.
Bei Michel van der Aa sind die Dinge nicht immer, was sie scheinen. Seine Musik ist mehr als nur organisierter Klang. Es kommt vor, dass ein Musiker auf der Bühne nur Bewegungen andeutet, während die Musik tatsächlich vom Band kommt. Oder seine Figuren nehmen immer neue Identitäten an. So entsteht ein virtueller Raum, nicht begrenzt durch die Ausmaße einer Konzerthalle, sondern sich erstreckend bis ins Innere des Publikums. Der Komponist spielt mit dem Bühnenraum wie M. C. Escher mit dem Raum auf seinen Bildern – und ganz plötzlich entdeckt der Zuhörer, dass die Musik ihn nicht dahin führt, wo er es erwartet hat. Die Klangbilder Michel van der Aas tragen oft stark menschliche Züge: Menschen sind störrisch oder umgänglich, haben Glück oder Pech, bestärken oder behindern sich gegenseitig. Daher versteht der Komponist sich auch mehr als musikalischer Theaterautor, der seine komponierten Personen durch ein Musikstück führt und ihnen Leben verleiht.
Der 1970 geborene Niederländer absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Recording Engineer, bevor er Komposition bei Diderik Wagenaar, Gilius van Bergeijk und Louis Andriessen studierte. Sein eigenwilliger Kompositionsstil bezieht Tonbänder und Videoeinspielung ein und benutzt Rhythmen und Akkorde als strukturelle Elemente. Eine Ausbildung zum Filmregisseur in New York erweiterte seine künstlerischen Möglichkeiten. Die Werke des mehrfachen Preisträgers Michel van der Aa wurden auf zahlreichen renommierten Festivals gespielt. Seine Musiktheaterwerke finden international große Beachtung, besonders die Oper für einen Sopran »One« ist eines seiner erfolgreichsten Werke. Am 30. Juli ist das Werk in Hamburg im Rahmen der Reihe „anbruch“ auf Kampnagel zu erleben. Momentan arbeitet van der Aa an einer neuen Oper – »Afterlife« –, die im Juni 2006 zur Eröffnung des Holland Festivals uraufgeführt wird.
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Quelle
http://www.shmf.de