Der hessische Kunst- und Kulturminister Boris Rhein gab heute gemeinsam mit dem Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich bekannt, dass Patrick Lange ab der Spielzeit 2017/18 für zunächst drei Spielzeiten neuer Generalmusikdirektor am Hessischen Staatstheater Wiesbaden werden wird.
Boris Rhein: "Der 35-jährige frühere Chefdirigent der Komischen Oper Berlin kann bereits auf eine beeindruckende internationale Karriere verweisen. Ich bin deshalb sehr froh, dass er nun dem Ruf an das traditionsreiche Hessische Staatstheater folgen möchte.“
Patrick Lange konnte sich gegen insgesamt fünf Kandidaten durchsetzen. Sein Probedirigat der Oper "Der fliegende Holländer“ überzeugte sowohl die 6-köpfige Findungskommission als auch Presse und Publikum mit einer starken Gestaltung, die präzise und mit straffen Tempi das musikalische Drama ausdeutete. Oberbürgermeister Sven Gerich: "Mit Patrick Lange erhält Wiesbaden einen jungen Dirigenten, der bereits hohes internationales Renommee genießt. Die Theaterfreunde Wiesbadens und der Region dürfen sich auf spannende musikalische Jahre mit ihm freuen.“
Der neue Generalmusikdirektor tritt sein Amt zum Beginn der Spielzeit 2017 in Wiesbaden an. Er folgt damit auf Zsolt Hamar, der insgesamt vier Jahre die musikalische Leitung am Staatstheater innehatte und auf eigenen Wunsch ausscheidet.
"Ich danke Zsolt Hamar für sein Engagement und seine Verdienste um das Musiktheater und das Hessische Staatsorchester Wiesbaden und wünsche ihm auf seinem weiteren beruflichen Weg alles Gute und weiterhin viel Erfolg“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein.
Kulturdezernentin Rose-Lore Scholz ergänzte: "Das Musiktheater und das Orchester verfügen über ein hervorragendes künstlerisches Niveau, auf dem der neue Generalmusikdirektor aufbauen kann. Diese Qualität ist auch ein Verdienst der Arbeit Zsolt Hamars, für die ihm die Landeshauptstadt Wiesbaden sehr dankbar ist.“
Vita
Der 1981 in der Nähe von Nürnberg geborene Patrick Lange zählt zu den vielversprechenden Talenten der jüngeren Dirigentengeneration und verfügt bereits über ein umfangreiches Opern- und Konzertrepertoire.
Er studierte an den Musikhochschulen in Würzburg und Zürich und wurde 2005 in das Dirigenten-Forum des Deutschen Musikrates aufgenommen. Claudio Abbado ernannte ihn im selben Jahr zum Assistenzdirigenten des Gustav Mahler Jugendorchesters. Als Assistent Abbados arbeitete er auch mit den Berliner Philharmonikern, dem Orchestra Mozart Bologna und dem Lucerne Festival Orchestra. 2007 erhielt Patrick Lange den Europäischen Kulturpreis in der Kategorie Förderpreis für junge Dirigenten, 2009 das erstmals verliehene Eugen-Jochum-Stipendium des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.
Seine Laufbahn als Operndirigent begann er in Zürich und in Luzern. Mit "Le Nozze di Figaro" gab er 2007 sein erfolgreiches Debüt an der Komischen Oper Berlin. Ab 2008/09 wirkte er dort als Erster Kapellmeister, im Mai 2010 erfolgte seine Ernennung zum Chefdirigenten des Hauses, an welchem er ein breit gefächertes Repertoire betreut hat. Die Spielzeit 2010/11 eröffnete er erfolgreich mit der Neuproduktion "Die Meistersinger von Nürnberg“, später folgten u. a. die Neuproduktionen von "Rusalka“, "Der Freischütz“ und "Idomeneo“. Im November 2010 gab er mit "Madama Butterfly“ sein Debüt an der Wiener Staatsoper, wo er seitdem ein regelmäßiger und gern gesehener Gast ist. Weitere Engagements führten ihn u. a. nach Dresden an die Semperoper, den Londoner Covent Garden, die Hamburgische Staatsoper und die Opera Australia Sydney, nach Glyndebourne, an die Bayerische Staatsoper, ans Opernhaus Zürich, an die Oper Frankfurt, an die Korea National Opera Seoul und an die Canadian Opera Company Toronto. Mit Mahlers "Lied von der Erde“ (Choreographie von John Neumeier) debütierte er mit großem Erfolg an der Opéra National de Paris, wo er in der Folge auch Wiederaufnahmen von "Die Zauberflöte“ und "Don Giovanni“ dirigierte.
In Konzerten, Rundfunk-, Fernseh- und CD-Produktionen hat Lange u. a. die Staatskapelle Dresden, die Wiener Philharmoniker, die Hamburger und Düsseldorfer Symphoniker, das Beethoven-Orchester Bonn, die Bamberger Symphoniker, das Orchester de Chambre de Genève, das Münchner Rundfunkorchester, die Essener Philharmoniker, das Mahler Chamber Orchestra, das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart und das WDR Sinfonieorchester Köln, das Tonkünstler Orchester Niederösterreich, das Grazer Philharmonische Orchester und das Simón Bolívar-Jugendorchester in Venezuela geleitet. Mit dem ORF Radio-Symphonieorchester (RSO) Wien gab er sein Debüt im Wiener Musikverein und absolvierte kürzlich eine sehr erfolgreiche China-Tournee. Auf Tourneen dirigierte er außerdem die Academy of St Martin-in-the-Fields, die Stuttgarter Philharmoniker und das deutsche Bundesjugendorchester, dem er sich besonders verbunden fühlt. Patrick Lange gastierte u. a. beim Rheingau Musik Festival, beim Richard Strauss Festival Garmisch-Partenkirchen, den Sommerkonzerten zwischen Donau und Altmühl, und dem Sommets Musicaux de Gstaad.
Als nächstes stehen "Eugen Onegin" und "Hänsel und Gretel" an der Wiener Staatsoper, "Fidelio" in Stuttgart, "Tosca" in Dresden sowie "Arabella" in Toronto in seinem Kalender. In Paris wird er außerdem eine weitere Ballett-Neuproduktion zu Musik von Poulenc und Schönberg leiten.