In Berlin beginnt heute der dritte bundesweite Ganztagsschulkongress des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Die zweitägige Tagung zeigt unter dem Motto "Partner machen Schule", wie Schulen untereinander und mit verschiedensten Partnern kooperieren, um schulische Bildung in Deutschland voranzubringen. "Wir müssen Schulen in ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag unterstützen", appelliert Eva Luise Köhler, Vorsitzende der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, in ihrer Eröffnungsrede an alle gesellschaftlichen Kräfte. "Gerade Ganztagsschulen zeigen, dass Unternehmen, Eltern, Schüler, Vereine und Gemeinden viel dazu beitragen können, dass lebendige und anregende Lebensorte entstehen können." Wie erfolgreiche Kooperationen und die Bündelung von Bildungsressourcen rund um Ganztagsschulen aussehen können und ein Mehr von Lehr- und Lernqualität bringen, diskutieren Lehrer, Wissenschaftler, Schüler, Eltern und Vertreter von Wirtschaft, Verwaltung, Jugendhilfe und Stiftungen im Berliner Congress Center am Alexanderplatz.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ute Erdsiek-Rave, bezeichnete die Ganztagsschule als ein "Erfolgsmodell", das eine neue Qualität gemeinsamen Lernens ermögliche und daher von vielen außerschulischen Partnern mitgetragen wird. "Die Ganztagsschule steht für eine moderne, zeitgemäße Lehr- und Lernkultur, für die Verzahnung von Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten, für mehr individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler, für eine offene Schule, die sich außerschulische Kompetenz holt", erklärte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin.
Und der Erfolg, den Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Ganztagsangeboten erfahren, wirkt unmittelbar in den Schulvormittag hinein.

Erdsiek-Rave hob das große Engagement der vielen öffentlichen und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Sportverbände hervor, die mit ihren Angeboten die intellektuellen, sozialen, kreativen und motorischen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen fördern. Einen immer größeren Stellenwert erfahre die kulturelle Bildung, wobei Künstler, Musikschulen und Vereine Mitverantwortung übernehmen.

Das Interesse am Kongress ist im Vergleich zum letzten Jahr noch einmal deutlich gestiegen, so dass die begrenzte Anzahl von Plätzen nach Länderkontingenten vergeben wurde und schnell erschöpft war. Die 1.300 Teilnehmer erwarten zehn thematische Foren, 67 Workshops und eine Vielzahl an Vorträgen. Wie schon auf den ersten Kongressen werden die Workshops direkt an Fragen und Problemen aus der Praxis arbeiten, die z. T. im Vorfeld an die Experten geschickt werden konnten. Mehrere Arbeitsgruppen greifen die Herausforderungen von Kooperationsprozessen auf und beschäftigen sich mit "heißen" Themen wie Teamarbeit, Prozess- und Konfliktmanagement. Viele Anmeldungen fielen auf das Forum "Rhythmisierung als kooperative Aufgabe", Hier geht es darum, wie Bildungs-, Freizeit- und Betreuungsangebote über den Tag sinnvoll verteilt werden und wer dabei wann mit wem kooperiert. Gerade Ganztagsschulen bieten hier besondere Gestaltungsräume, um soziales Lernen zu ermöglichen, Benachteiligung auszugleichen und Schule familienfreundlich zu organisieren.

Die Ausstellung im Foyer des Kongresszentrums präsentiert 32 Schulen aus allen Bundesländern. Sie haben Beispiele von Kooperationen im Gepäck, die "keinem Selbstzweck dienen, sondern auf eine gute Förderung und Forderung von Kindern und Jugendlichen zielen", so Dr. Heike Kahl von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. "Zusammenarbeit ist dann erfolgreich, wenn sie auf Kontinuität, Selbstverantwortung und einem Miteinander auf gleicher Augenhöhe basiert."

Zur Beratung und Begleitung von Ganztagsschulen wurde 2004 das Programm "Ideen für mehr! Ganztägig lernen." durch die Länder, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung ins Leben gerufen. Eine zentrale Rolle spielen dabei die Regionalen Serviceagenturen, die Ganztagsschulen vor Ort betreuen und den länderspezifischen Schwerpunkten bei der Ganztagsschulentwicklung Rechnung tragen. In mittlerweile 14 Bundesländern konnte die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinsamen mit den Kultusministerien solche Unterstützungsstellen einrichten. Die Serviceagenturen gestalten das Kongressprogramm am Samstag. Erfahrungsaustausch zwischen Vertretern aus Kultusministerien über Ländergrenzen hinweg steht im Mittelpunkt des Ländergesprächs "Qualitätsentwicklung an Ganztagsschulen" am Freitag.

Auch Eltern- und Schülerinitiativen sind auf dem Kongress als Experten gefragt. Sie werden über gelungene Beteiligungsprojekte informieren und die verschiedenen Partizipationsmethoden vorstellen.

Das ausführliche Kongressprogramm finden Sie unter http://www.ganztaegig-lernen.de