Auch in diesem Jahr werden die Bildungssysteme der 30 Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) untereinander verglichen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan, der Präsident der Kultusministerkonferenz und Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Henry Tesch, und die Direktorin für Bildung bei der OECD, Barbara Ischinger, stellten am Dienstag in Berlin die diesjährige OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2009“ vor.

„Deutschland hält seinen Spitzenplatz im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe“, betonte Schavan. „Bei der Studienanfängerquote holt Deutschland auf. Unser Ziel, 40 Prozent eines Altersjahrgangs für ein Studium zu gewinnen, haben wir mit einer Quote von 39 Prozent so gut wie erreicht. Unsere Maßnahmen, insbesondere der Hochschulpakt, sind erfolgreich.“

„Der von Bund und Ländern gemeinsam getragene Hochschulpakt schafft die in den nächsten Jahren dringend benötigten Studienplätze“, fügte Tesch hinzu. „Der Ausbau von Universitäten und Fachhochschulen geht Hand in Hand mit einer Qualitätsoffensive in der Lehre, damit noch mehr Studierende ihr Studium erfolgreich zu Ende führen können. Die Bologna-Reform war notwendig und richtig, um das deutsche Hochschulsystem international wettbewerbsfähiger auszurichten. In Gesprächen mit den Hochschulen werden wir jedoch auf deutlich bessere Studienbedingungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen dringen.“

Im Rahmen des Hochschulpakts stellen Bund und Länder in den Jahren 2007 bis 2010 eine Milliarde Euro bereit, damit zunächst 90.000 junge Menschen zusätzlich ein Studium aufnehmen können. Für die Zeit von 2011 bis 2015 sollen mit weiteren knapp 3,8 Milliarden zusätzlich 275.000 Studienplätze finanziert werden. Neben dem Anstieg der Zahl der Studienanfänger behauptet Deutschland einen Spitzenplatz bei ausländischen Studierenden: 8,6 Prozent aller ausländischen Studierenden innerhalb des OECD-Raums studieren an deutschen Hochschulen. Damit ist Deutschland nach den USA und dem Vereinigten Königreich das drittbeliebteste Studienland. Insbesondere die MINT-Fächer sind attraktiv: 38 Prozent sind in den Natur-, Agrar- oder Ingenieurswissenschaften eingeschrieben.

Schavan: „Unsere Bemühungen, den Studienstandort Deutschland zu stärken und die Internationalisierung der deutschen Hochschullandschaft voranzutreiben, tragen Früchte. Dazu haben unter anderem die Kampagne ‚go out! Studieren weltweit‘ sowie unsere Stipendienprogramme beigetragen. Alle diese Maßnahmen sichern die Wettbewerbsfähigkeit und die akademische Vielfalt an den deutschen Hochschulen.“ Ziel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) ist es, dass mittelfristig die Hälfte der Studierenden Erfahrungen im Ausland sammelt - mit Studien- und Sprachkursaufenthalten oder Praktika.

Die Stärke des deutschen Bildungssystems liegt in der Spitzenstellung bei den Abschlüssen im Sekundarbereich II, mit der Besonderheit des hohen Anteils von Abschlüssen im dualen System der Berufsbildung. So verfügen 84 Prozent der 25- bis 64-Jährigen in Deutschland mindestens über einen Abschluss im Sekundarbereich II. Dementsprechend erfreulich niedrig ist der Anteil der gering Qualifizierten an der Erwachsenenbevölkerung, der mit 16 Prozent nur gut halb so hoch ist wie im OECD-Durchschnitt.

„Die Länder werden durch weitere Reformen im Bildungssystem dazu beitragen, die vereinbarte Qualifizierungsinitiative zum Erfolg zu führen, damit noch mehr Menschen in Deutschland ein Aufstieg durch Bildung gelingt“, unterstrich Tesch. Die Kultusministerkonferenz hat im März den Übergang von der beruflichen Bildung in die Hochschulen erleichtert. So wird Meistern, Absolventen von Fachschulen, Fachwirten und Inhabern gleich gestellter Abschlüsse in Zukunft der allgemeine Hochschulzugang eröffnet. Auch für die Gruppe der beruflich Qualifizierten ohne eine solche Aufstiegsfortbildung besteht die Möglichkeit des fachgebundenen Zugangs zur Hochschule. „Wir erhöhen damit die Durchlässigkeit des Bildungssystems, schaffen die Voraussetzungen für höhere Qualifizierung und ermöglichen dieser Personengruppe neue berufliche Chancen durch Bildung“, betonte der Präsident. „Bildung auf einen Blick zeigt deutlich auf, dass ein hoher Ausbildungsstand der Bevölkerung den besten Schutz vor Arbeitslosigkeit gewährt, zu höheren persönlichen Einkommen führt und die Voraussetzung für ein nachhaltiges Wachstum unserer Volkswirtschaft darstellt. Daran werden wir unsere Bildungspolitik ausrichten.“

Die jährlich erscheinende Veröffentlichung „Bildung auf einen Blick“ vergleicht innerhalb der OECD-Mitgliedstaaten unterschiedliche Aspekte der Bildungssysteme, etwa Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg, öffentliche und private Bildungsausgaben, Bildung und Beschäftigung sowie Lehr- und Lernbedingungen an Schulen. Die in der diesjährigen Ausgabe verwendeten Basisdaten der 30 OECD-Mitgliedstaaten und sechs Partnerländer stammen überwiegend aus den Jahren 2006 und 2007.

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