Einstimmig hat der Bezirkstag von Oberbayern in seiner heutigen Plenarsitzung über den Oberbayerischen Kulturpreis 2022 entschieden. Er vergibt ihn gleich zwei Mal in der Sparte Musik – und zwar an die Filmmusikkomponistin und Geigerin Martina Eisenreich sowie an die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen e. V.
Martina Eisenreich
Martina Eisenreich (geboren 1981 in Erding) hat sich vor allem als Komponistin von Filmmusik einen Namen gemacht. Bereits im Alter von 15 Jahren wurde sie als Jungstudentin für Klassische Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in München aufgenommen. Sie studierte dort später auch Komposition für Film und Fernsehen sowie an der Filmakademie Baden-Württemberg Filmmusik und Sounddesign. 2006 schuf sie die Musik für den Kinderfilm Mondmann, die heute wie andere ihrer sinfonischen Werke auch von Orchestern als Konzertmusik aufgeführt werden. 2007 startete mit Reine Geschmackssache der erste Kinofilm mit ihrer Musik. Auch zu einigen Fernsehkrimis schrieb sie den Soundtrack – beispielsweise für den Tatort Waldlust des Südwestrundfunks, für den sie 2018 den Deutschen Filmmusikpreis (Beste Musik im Film) erhielt. Eisenreich komponierte zudem die Musik für zahlreiche Hörspiele – darunter die NDR-Produktionen Tannöd und Stiller – sowie für Theaterproduktionen. Auch auf der Bühne kann Eisenreich große Erfolge feiern. Als Geigerin spielt sie mit ihren beiden Ensembles Filmklassiker und jazzige Stücke. Zusammen mit ihrem Mann, dem Schlagzeuger Wolfgang Lohmeier, brachte sie mehrere Alben und Konzertprogramme heraus. Eisenreich unterrichtet an der Münchner Filmhochschule und widmet sich seit einigen Jahren auch der Orchesterarbeit und dem Dirigieren.
Interessengemeinschaft Jazz Burghausen
Die Interessengemeinschaft Jazz Burghausen (IG Jazz) veranstaltet seit einem halben Jahrhundert Events rund um das Thema Jazz. Gegründet wurde sie 1971 als Verein von Helmut Viertl zusammen mit dem Münchner Saxophonisten Joe Viera. Beide hatten bereits ein Jahr zuvor die Internationale Jazzwoche Burghausen ins Leben gerufen. Das Festival entwickelte sich dank der Auftritte bekannter deutscher Jazzmusikerinnen und -musiker bald auch zu einem Ort für internationale Jazzgrößen wie Ella Fitzgerald, Count Basie, Michel Petrucciani, Albert Mangelsdorff und Chet Baker. Seit 1982 hat das Festival mit der Wackerhalle einen festen Spielort für große Konzerte. Das Zusammenspiel mit den vielen kleineren Locations für Jazznights und Jam-Sessions macht den besonderen Charme der Jazzwoche aus. Joe Viera, der das Festival musikalisch leitet, gründete 1972 das Studienzentrum für zeitgenössische Musik, das hochrangig besetzte Jazzkurse anbietet und über einen Förderverein Stipendien vergibt. Seit 2009 verleiht die IG Jazz den renommierten Europäischen Burghauser Nachwuchsjazzpreis. Darüber hinaus ermöglicht sie Newcomern beim „Next Generation Day“ einen Auftritt auf der Internationalen Jazzwoche. Ein weiteres Aushängeschild der IG Jazz ist die seit fast 50 Jahren bestehende Big Band, in der die arriviertesten Jazzmusikerinnen und -musiker der Region mitwirken. Die Leitung der IG Jazz liegt in den Händen von Helmut Rißel, der das Amt 2004 nach dem Tod von Herbert Hebertinger übernahm. Joe Viera ist bis heute als lebende Jazzlegende musikalischer Vordenker der IG Jazz.
„Martina Eisenreich und die Interessengemeinschaft Jazz zeigen – allein schon innerhalb der Sparte Musik – die große Bandbreite des Kulturlebens unserer Region“, so Bezirkstagspräsident Josef Mederer. Eisenreichs Musik verschaffe in Filmen, Theaterstücken und Hörspielen eine eindringliche Atmosphäre. Mit ihrem kompositorischen Werk wie auch ihren Auftritten als Musikerin wirke sie weit über Oberbayern hinaus. Die Internationale Jazzwoche Burghausen ziehe Gäste aus aller Welt an und stehe für Jazz auf hohem Niveau. Der „Walk of Fame“ in der Altstadt von Burghausen dokumentiere das eindrucksvoll. Mit ihrer Nachwuchsförderung gebe die Interessengemeinschaft Jazz in Burghausen wichtige Impulse für deutschen Jazz.
Den Oberbayerischen Kulturpreis vergibt der Bezirk Oberbayern seit 1980 jährlich an Persönlichkeiten, die sich um das kulturelle Leben in der Region verdient gemacht haben. Der mit jeweils 5.000 Euro dotierte Preis wird im Herbst 2022 in Kloster Seeon verliehen.