Die Kulturbranchen in Nordrhein-Westfalen legen wieder ein hohes Wachstumstempo vor. Zwischen 2004 und 2005 überholen die Umsätze der Kreativbranchen in Nordrhein-Westfalen die Umsätze auf der Bundesebene um das Doppelte. Zu diesem Ergebnis kommt der 5. Kulturwirtschaftsbericht des Landes Nordrhein-Westfalen, den Wirtschaftsministerin Christa Thoben am 10. Oktober 2007 in Düsseldorf vorstellte.

Die Umsätze im Kernbereich der Kulturwirtschaft sind um 9,4 Prozent gestiegen. In der Kreativwirtschaft (Kernbereiche einschließlich Werbung und Softwarebranchen) lagen die Umsatzzuwächse bei 8 Prozent. Die Gesamtwirtschaft wuchs in diesem Zeitraum mit 4,2 Prozent nur halb so schnell wie die Kreativbranchen.

Besonders positiv entwickelte sich die Designwirtschaft, die von 1996 bis 2005 um 123 Prozent auf 8800 Unternehmen wuchs. Die Zahl der Software/Spiele- Unternehmen wuchs um 420 Prozent auf 6700 Unternehmen. Die Spiele- und Werbewirtschaft waren dementsprechend auch die Jobmotoren. Hier entstanden zwischen 1999 und 2006 rund 20.000 neue Arbeitsplätze.

Nach Angaben von Ministerin Christa Thoben sind in Nordrhein-West­falen alle Voraussetzungen für eine international bedeutsame Kultur- und Kreativwirtschaft gegeben. So finden in der Metropolregion Rhein Ruhr bereits rund 150.000 Menschen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in der Kulturwirtschaft. Entwickelte Cluster und Netz­werke sind im Literaturmarkt (Region Köln), im Kunstmarkt (Region Köln und Düsseldorf), der Film- und Fernsehwirtschaft (Region Köln, Düssel­dorf, Ruhrgebiet) und der Designwirtschaft (Region Köln, Düsseldorf, Ruhrgebiet) vorhanden. Ein partielles Cluster (mit einigen Clustermerk­malen) stellt der Bericht in der Region Köln im Bereich der Musikwirt­schaft fest. Cluster sind Unternehmensnetzwerke auf überschaubarem Raum, mit engen Interaktions- und Austauschbeziehungen, durch die Wettbewerbsvorteile erzielt werden können.

Ein weiteres Ergebnis des Berichts ist, dass die Qualifizierungsangebote in der Kulturwirtschaft sowohl im Bereich der Erstausbildung als auch in der Weiterbildung mit den gesellschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Veränderungen der Märkte nicht Schritt halten. Die Ange­bote und Strategien der Bildungsanbieter hinken den aktuellen Erforder­nissen hinterher. Zudem fehlt es an einer Transparenz der Angebote. Es seien insbesondere Anstrengungen notwendig, um die von den Unter­nehmen nachgefragten Generalisten mit Mehrfach - und Schnittstellen­qualifikationen und fundierten handwerklichen Qualifikationen auszubil­den.

Der Kulturwirtschaftsbericht regt zudem eine größere Rolle der Hoch­schulen bei der Entwicklung von Netzwerken und Clustern in der Kultur- und Kreativwirtschaft an. Die Hochschulen könnten Motor der Cluste­rentwicklung sein, indem sie regionale Netzwerke unterstützen, Markt­wissen in Studiengänge integrieren, Existenzgründern bessere Start­chancen geben und mit der Wirtschaftsförderung kooperieren. Die Auto­ren empfehlen, die Kunst und Medienhochschulen stärker als Image-, Innovations- und Wettbewerbsfaktor für Nordrhein-Westfalen zu nutzen.

Um die Kulturwirtschaftsregion RheinRuhr nach außen zu profilieren, empfiehlt der Bericht eine gemeinsame Strategie des Landes und der Kommunen. Obwohl die Kulturwirtschaft an Rhein und Ruhr bereits heute eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes spiele, werde sie in NRW weniger sichtbar als anderswo. Dies liege insbesondere daran, dass ein eindeutiges administratives und raumstruktu­relles Zentrum für die Metropolregion RheinRuhr fehlt. Während ein­zelne Städte wie Köln, Düsseldorf, Dortmund und Essen nach außen deutlich profiliert sind, gebe die 12-Millionen-Metropole RheinRuhr ins­gesamt ein eher diffuses Außenbild ab. Ansatzpunkt für eine Verbesse­rung der Außendarstellung könne die Kulturhauptstadt 2010 sein.

Ministerin Thoben will eine Empfehlung des Kulturwirtschaftsberichts gleich in die Tat umsetzen: Für 2008 soll ein Clustermanager eingesetzt werden, der die regionalen Netzwerke in ihrer Arbeit unterstützen und Anlaufstelle für die Kultur- und Kreativwirtschaft sein soll.