Die aktuell erschienene Theaterstatistik der Spielzeit 2021/2022 des Deutschen Bühnenvereins beschreibt die erste Spielzeit für die Bühnen nach dem Ende der pandemiebedingten Beschränkungen. Die Statistik steht ab sofort unter https://www.buehnenverein.de/de/publikationen-und-statistiken/statistiken/theaterstatistik.html als kostenloser Download zur Verfügung.
„Die Dokumentation spiegelt den Weg der Gesellschaft zurück in die neue Normalität. Sie ist Zeugnis davon, wie tief die Pandemie die Gesellschaft verunsichert hat und wie sie Rituale und Gewohnheiten veränderte“, erklärt Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Bühnenvereins.
Die zögerliche Rückkehr der Menschen in das öffentliche Leben lässt sich an den Zahlen deutlich ablesen: Während die Anzahl der Veranstaltungen nahezu den Stand der Spielzeit 2019/2020 erreichte, liegt die Zahl der Besucher:innen noch deutlich unter der der Saison 2019/2020.
Die Daten belegen die Rückmeldungen der Bühnen und Orchester, die auch in Befragungen von Besucher:innen aus dieser Zeit dokumentiert sind: Die Pandemie hat mit ihren substanziellen Einschränkungen zu einer großen Verunsicherung der Menschen geführt, öffentliche Veranstaltungen wurden nach dem Wegfall der Einschränkungen nur mit großer Zurückhaltung wahrgenommen.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die sich anschließende Energiekrise haben dazu beigetragen, dass diese Verunsicherung in 2022 anhielt. Erst zum Ende des Kalenderjahres 2022 kehrten die Besucher:innen in die Veranstaltungen zurück.
Die Zahl der digitalen Angebote der Bühnen ging deutlich zurück. Ein Beleg, dass die Theater und Orchester perspektivisch weiter auf Live-Veranstaltungen setzen, in denen Digitalität als künstlerisches Mittel dient.
Die Anzahl der ständig Beschäftigten stieg im Berichtszeitraum um rund
6 Prozent und übertraf damit sogar leicht die vorpandemischen Zahlen. Die Anzahl der unständig Beschäftigten stieg bedingt durch den Ausbau der Programme und Veranstaltungen zwar um rund 26 Prozent, blieb aber trotzdem noch unter der letzten vorpandemischen Spielzeit 2018/2019.
Die Betriebseinnahmen sind im Vergleich zum Vorjahr um fast 70 Prozent gestiegen, sie liegen aber noch 40 Prozent unter denen der Spielzeit 2019/2020. Die Zuweisungen und Betriebszuschüsse sind moderat gestiegen, was mit gestiegenen Personal- und deutlich gestiegenen Sachkosten korreliert. Der Betriebszuschuss pro Besuch fiel in dieser Spielzeit durch die gestiegene Veranstaltungs- und Besuchszahlen mit etwas über 300 Euro wieder deutlich niedriger aus, als in der Spielzeit 2020/2021, ist aber noch fast doppelt so hoch wie in vorpandemischen Spielzeiten.
Claudia Schmitz: „Zusammen mit unseren Mitgliedern ergründen wir über verschiedene Befragungen, was die Menschen nach diesen Erfahrungen und in einer Zeit sich überschlagender Krisen motiviert, in Aufführungen oder Konzerte zu gehen. Es zeigt sich, dass die Begegnung und das gemeinschaftliche Erleben an Bedeutung gewonnen haben. Genau das ist die Kraft der Bühnen: Sie bieten Räume für Austausch und Gemeinschaft und sie sind mit ihrer Kunst den Menschen ein Experimentierraum für das Leben.“