Der fünfte Band der vom Arbeitskreis für Schulmusik und allgemeine Musikpädagogik e.V. (AfS) herausgegebenen Reihe „Musikunterricht heute“ beleuchtet unter der Überschrift „Musikkulturen – fremd und vertraut“ (443 Seiten plus CD-Rom) den aktuellen Stand der interkulturellen Musikpädagogik und bietet als Dokumentation des AfS-Bundeskongresses 2002 in Berlin zahlreiche Aufsätze und Unterrichtsmaterialien, die sowohl in der Praxis als auch in der Theorie einen neuen Blick auf die mannigfaltigen Musikkulturen der Welt werfen.

Der Blick auf die globalen Musikkulturen unter dem Dualismus von Fremd- und Vertrautheit weitet dabei das interkulturelle Thema in entscheidender Weise aus. Unter diesem Blickwinkel wird der Umgang mit dem Fremden, verbunden mit einer neuen Betrachtung des scheinbar Vertrauten zum entscheidenden Fokus für den Umgang mit einer Kultur, für die Begriffe wie Veränderung, Anpassung, Entwicklung und Beeinflussung stets bestimmend waren.

So wird in zahlreichen Aufsätzen des Bandes darauf verwiesen, dass einerseits der Blick auf fremde Kulturen den Blick für die eigene Kultur schärft, andererseits die Kultur im eigenen Land längst nicht immer als „vertraut“ gelten kann und dass Fremdheit und Vertrautheit biografisch bestimmt und damit subjektiv (veränderbar) sind. Damit wird der Umgang mit dem Fremden zu einem zentralen Thema im Musikunterricht, denn eine der wesentlichen Aufgaben der Musikpädagogik bestand und besteht stets darin, Kindern und Jugendlichen fremde Musik vertrauter zu machen. Damit verweist auch das seit den 1970er Jahren scheinbar äußerst konsensfähige musikpädagogische Ziel, Schülerinnen und Schüler „dort abzuholen, wo sie stehen“ und der damit implizit verbundene, aber wesentlich seltener formulierte Wunsch, sie woanders „hinzubringen“, auf das Zentralthema von „Musikunterricht heute“.

Meinhard Ansohn, Jürgen Terhag (Hg.): Musikunterricht heute 5. Musikkulturen – fremd und vertraut. Lugert Verlag 2004 (Dokumentation AfS-Bundeskongress für Musikpädagogik 2002, Berlin)

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