Je nachdem, aus welcher Perspektive man die Geschäftsentwicklung betrachtet, fällt die Beurteilung unterschiedlich aus. Während der deutsche Musikfachhandel mit dem Jahr 2009 noch zufrieden sein kann, gab es aus Sicht der Musikinstrumentenhersteller wegen der starken Abhängigkeit vom Auslandsgeschäft wenig Grund zur Freude.

Deutliche Rückgänge in 2009, Ausland eingebrochen

Wie die meisten Branchen des verarbeitenden Gewerbes mussten auch die deutschen Musikinstrumentenhersteller 2009 deutliche Rückgänge hinnehmen. Ein schwacher Trost ist, dass es anderen Branchen noch viel schlimmer ergangen ist. Die Umsätze von 1250 Betrieben mit rund 6700 Beschäftigten gingen nach vorläufigen Zahlen 2009 um 14% auf ca. 600 Mio. € zurück. Auf die 2% größten Betriebe entfallen rund 50% der Branchenumsätze.

Während in den Boomjahren die Auslandsumsätze Wachstumsträger waren, sind in den schwachen Jahren erfreulicherweise die Inlandsumsätze der Stabilitätsfaktor. Dies zeigt die starke Abhängigkeit der Branche vom Export. Die Inlandsumsätze gingen vergleichsweise gering um 4% zurück, während die Auslandsumsätze ein Fünftel unter Vorjahresniveau lagen. Dabei waren die Rückgänge der Exporte in die Eurozone mit etwas unter 30% fast doppelt so hoch wie die Rückgänge in die Länder außerhalb der Europäischen Union. Von den Gesamtexporten fließen 43 % in EU-Länder, 57 % in Länder außerhalb der EU. Rund die Hälfte der von der Branche in Deutschland hergestellten Produkte wird exportiert, bei den größeren Herstellern sogar fast zwei Drittel.

Kein leichtes Jahr für die deutsche Klavierindustrie

Leider ist auch die deutsche Klavierindustrie nicht von der allgemeinen Finanz- und Wirtschaftskrise verschont geblieben. So ist der durchschnittliche Absatz der deutschen Klavierindustrie um fast 30 % gegenüber dem Vorjahr zurück gegangen. Bei genauerer Betrachtung der Absatzmärkte muss man feststellen, dass sich diese sehr unterschiedlich entwickelt haben. Deutschland und Westeuropa insgesamt waren in 2009 relativ stabil. Vor allem Märkte wie Russland und die USA sind deutlich rückläufig gewesen. Dagegen ist China ein Wachstumsmarkt und hat dadurch geholfen, den katastrophalen Einbruch in den USA zumindest leicht abzufangen. Da die verschiedenen deutschen Hersteller unterschiedlich stark in einzelnen Märkten vertreten sind, hat sie der Absatzrückgang auch unterschiedlich hart getroffen. So schwankt dieser, je nach Hersteller, zwischen 10 und über 40 %.

Verlage zufrieden mit Notenabsatz, allerdings Rückgänge bei GEMA-Einnahmen erwartet

Die Musikverlage konnten dagegen im Jahr 2009 ihre Marktposition halten. So wurde etwa der gleiche Notenumsatz wie 2008 erzielt, trotz der nach wie vor zunehmenden Konkurrenz des illegalen Kopierens von Notenliteratur, sowohl mit Hilfe des Fotokopierers als auch mit den neuen Möglichkeiten des Internets. Der Notenverkauf der deutschen Musikverlage umfasst ca. 10 % des Gesamtumsatzes der Branche. Im Jahr 2009 belief sich das sogenannte Papiergeschäft auf ca. 60 Mio. Euro.

Ein Umsatzschwerpunkt der Musikverlage sind die Einnahmen aus Rechten und Lizenzen, die von den Verlagen selbst wahrgenommen werden, wie z.B. Lizenzen für die Verwendung von Musik in Werbung, Filmen usw. Haupteinnahmequelle der Musikverlage sind jedoch die Einnahmen, die die Verwertungsgesellschaft GEMA erzielt. Die GEMA ist die gemeinsame Verwertungsgesellschaft der Komponisten, Textdichter und Musikverleger und nimmt die Rechte für Aufführungen und Sendungen von Musik sowie auch die Rechte für Internetnutzungen wahr. Das Jahresergebnis der GEMA für das Jahr 2009 liegt noch nicht vor. Allerdings ist auch hier mit Rückgängen zu rechnen. So geht die GEMA davon aus, dass der Erlös um knapp 6 % unter dem des Vorjahres liegt. Diese Annahme resultiert aus der Tatsache, dass zum einen nach wie vor die Krise der Tonträgerindustrie dazu führt, dass deutlich weniger Tonträger verkauft werden. Zum anderen geht die GEMA davon aus, dass sich auch die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Erträge der Verwertungsgesellschaft auswirken wird.

Einzelhandel: Musikfachhandel besser als der Durchschnitt

Der deutsche Einzelhandel ist im Jahr 2009 noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen. Nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes hat der Einzelhandel 2009 nominal lediglich 1,6 % weniger umgesetzt als im Vorjahr.

Damit hat der Einzelhandel besser abgeschnitten als viele andere Branchen und als angesichts der Krise erwartet werden konnte. Die ersten drei Quartale des Jahres brachten den Unternehmen des Einzelhandelhandels einen nominalen Umsatzrückgang von ca. 2 %. Das Weihnachtsgeschäft, das in etwa dem des Vorjahres entsprach, kann als positiv bezeichnet werden. Allerdings konnte nicht verhindert werden, dass insgesamt ein kleines Minus gegenüber dem Vorjahr bestehen blieb.

Diesem generellen Trend des gesamten Einzelhandels folgend konnte der Musikfachhandel ebenfalls besser als erwartet abschneiden, auch wenn kein Grund zum Jubeln besteht. Das Jahr zeigte jedoch, dass der private Verbrauch sich als robust und relativ krisenfest erwiesen hat. Die Anschaffungsneigung hat sich im Jahr konstant gehalten. Auch wenn wegen der angespannten Wirtschaftslage die Konsumenten im Weihnachtsgeschäft nicht in einen Kaufrausch verfallen sind, konnten auch die deutschen Musikfachgeschäfte von einem guten Weihnachtsgeschäft berichten. Dabei zeigte sich, dass erfreulicherweise Rabattnachfragen seitens der Kunden nachgelassen haben. Zudem sehen viele Händler einen Trend zu hochwertiger Qualitätsware. Hiervon konnte auch der Klaviermarkt profitieren. Sorgenkind der Händler sind allerdings nach wie vor die hochpreisigen Spitzeninstrumente aus deutscher Produktion. Negativ aus Händlersicht war zudem, dass Kaufentscheidungen immer länger dauern. Dies hat dazu geführt, dass viele Händler, gerade im Klavierbereich, immer häufiger den Kunden anbieten, Instrumente zu mieten bzw. in Form des Mietkaufes anzuschaffen. Dies bedeutet, dass der Kunde das Instrument zunächst mieten kann. Er kann dann entscheiden, ob er die Miete in einen Kauf umwandelt. Geschieht dies, wird die gezahlte Miete auf den Kaufpreis angerechnet.

Der Gesamtmarkt für Musikinstrumente und Zubehör, zu dem auf der Einzelhandelsebene ca. 2.000 Geschäfte zählen, betrug in Deutschland im Jahr 2009 auf der Basis der Händlerverkaufspreise ca. 1 Mrd. Euro. Nach wie vor ein Wachstumsmarkt ist auf Stückzahlbasis der Verkauf von D-Pianos, während der Absatz von Keyboards weiter rückläufig ist, ein Trend, der bereits seit einigen Jahren feststellbar ist. Blasinstrumente, insbesondere Holzblasinstrumente, haben auch 2009 beim Verkauf gut abgeschnitten, ebenso wie das gesamte akustische Instrumentarium, hier vor allem die Gitarre. Bei den übrigen Warengruppen gab es kaum Veränderungen zum Vorjahr.

Mit Optimismus in ein schwieriges Jahr 2010

Aufgrund der positiven Ausgangssituation schauen die deutschen Musikfachhändler mit Optimismus auf das Jahr 2010. Ein Hauptgrund hierfür ist, dass die Stimmung der Konsumenten während der Wirtschaftskrise außergewöhnlich krisenresistent geblieben ist. Dazu zeichnet sich ein deutlicher Trend zum Musizieren ab – ob zu Hause, im Freundeskreis oder beispielsweise beim Klassenmusizieren, das vermehrt in deutschen Schulen angeboten wird. Hier tragen die Arbeit der Fachhändler und der Verbände im Bemühen um eine Förderung des aktiven Musizierens endlich Früchte.

Es ist deshalb sehr wahrscheinlich, dass der Einzelhandel auch im Jahr 2010 keinen Rückschlag erleben wird. Er wird seinen Vorjahresumsatz voraussichtlich halten können. Positiv ist zudem, dass sich die Erholung der gesamten deutschen Wirtschaft, wenn auch mit geschwächter Dynamik, bereits im 4. Quartal 2009 fortgesetzt hat. Bisher ist auch noch die Situation am Arbeitsmarkt ungewöhnlich stabil. Allerdings liegt hier noch eine gewisse Unwägbarkeit. Experten rechnen im laufenden Jahr mit einer Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt. Dann würden voraussichtlich Arbeitslosigkeit und die Angst vor einem Jobverlust zu einem veränderten Kaufverhalten führen. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erwartet für 2010 eine Stagnation des privaten Konsums in Deutschland. Die GfK geht davon aus, dass drohende Arbeitslosigkeit die Bürger nicht nur weniger ausgeben, sonder gleichzeitig auch mehr Geld für schlechte Zeiten zurücklegen lassen. Dieses „Vorsichtssparen“ beeinflusse den Konsum in negativer Weise. Demgegenüber steht jedoch die Aussage der GfK-Experten, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung durch die Finanz- und Wirtschaftskrise keine negativen Auswirkungen auf die persönlichen Lebensumstände spürt. Die Anzahl der sogenannten krisenresistenten Haushalte schätzt die GfK auf 46 %. Gerade diese Konsumenten würden immer höhere Erwartungen an Produktqualität stellen.

Wenn sich auch die Stimmung in der deutschen Wirtschaft zu Beginn des Jahres 2010 überraschend wieder eingetrübt hat, was auch mit dem strengen Winter zusammenhängt, sieht gerade die Musikbranche eine positive Entwicklung. Die Tendenz der Verbraucher, verstärkt Aktivitäten im Haus durchzuführen und veränderte Werteorientierung hin zu mehr Qualität als Quantität, könnte gerade auch Produkten aus deutscher Fertigung nutzen. So rechnen die deutschen Musikinstrumentenhersteller weiterhin mit stabilen Umsätzen im Inland, auch wenn wegen des nach wie vor schwierigen Umfeldes eine seriöse Prognose für 2010 kaum möglich ist. Im EU-Umfeld ist zu hoffen, dass angesichts des scharfen Einbruchs im vergangenen Jahr die Talsohle erreicht ist. Außerhalb der EU könnte der zuletzt schwache Euro der Branche helfen. Insgesamt wird erwartet, dass sich der Absatz deutscher Musikinstrumente um das Vorjahresniveau bewegen wird. Aufschwunghoffnungen müssen weiter verschoben werden.

Ein weiteres Problem für die deutschen Hersteller sind nach wie vor asiatische Billigimporte. China ist relativ schnell durch die Wirtschaftskrise gekommen. Auch wenn hohe zweistellige Wachstumsraten der Vergangenheit angehören, reichen geringere Zusätze bei stagnierenden oder rückläufigen Märkten aus, um weiter Marktanteile steigern zu können. Mit einem Anteil von gut 30 % an den Gesamtimporten ist China mit Abstand größter Importeur und verursacht entsprechenden Preisdruck und Verdrängungswettbewerb. Insgesamt stiegen die Importe 2009 nach vorläufigen Zahlen um 5 %.

Erfreulich ist dagegen die Entwicklung in der Ausbildung: Nach der Neuordnung des Ausbildungsberufes „Musikfachhändler/in“ und dem Inkrafttreten im August 2009 startete im September die erste bundesweite Fachklasse an der staatlichen Berufsschule in Mittenwald. Mit der reformierten Ausbildung – im übrigen der einzigen IHK-anerkannten Fachausbildung für die Branche – ist ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Qualitätssicherung im Musikfachhandel getan.

Klavierhersteller: Mit neuem Schwung auf die Musikmesse

Nach dem schwierigen Jahr 2009 wollen die deutschen Klavierhersteller 2010 mit einem neuen Messeauftritt in Frankfurt beginnen. Mit dem Pianosalon EUROPE haben sie in neuen Räumlichkeiten ein exklusives Ambiente auf der Musikmesse gefunden, dass das Erleben von hochwertigen Flügeln und Pianos aus europäischer Fertigung auf der Musikmesse möglich macht. Dieser neuen Konzeption, die unter Federführung des Vorstandsvorsitzenden des BVK, Burkhard Stein, entstanden ist, ist zu verdanken, dass wieder eine stattliche Anzahl deutscher Klavierhersteller auf der Musikmesse, zusammen mit europäischen Herstellern, vertreten sein wird.

Eine inzwischen lieb gewonnene Tradition ist die jährliche Verleihung des Titels "Klavierspieler des Jahres" durch den BVK auf der Musikmesse in Frankfurt. In diesem Jahr konnte wieder ein würdiger Preisträger aus dem politischen Berlin gewonnen werden. Die Verleihung wird am Donnerstag, den 25.03.2010 um 15.00 Uhr auf der Bühne des BVK im Pianosalon EUROPE stattfinden.

Außerdem ist für dieses Jahr ein "get together" für geladene Klavierhändler geplant. Dieses soll ebenfalls am Donnerstag, den 25.03.2010 stattfinden. Beginn ist um 18.30 Uhr im Pianosalon EUROPE. Nach der Begrüßung durch einen Vertreter der Messe Frankfurt und des BVK wird reichlich Gelegenheit geboten, sich begleitet von live gespielter Jazz Musik Gesprächen unter Kunden, Lieferanten, Freunden und Kollegen zu widmen. Dieser Abend ist ein Novum und man erhofft sich seitens des BVK eine noch bessere Ansprache der Besucher-Zielgruppen.


Dachverband DVMV mit zwei neuen Mitgliedern

Der Dachverband startet in das Jahr 2010 mit zwei neuen Mitgliedern: Sowohl der Bundesinnungsverband für das Musikinstrumentenhandwerk als auch der Bund Deutscher Klavierbauer (BDK) haben sich entschieden, zukünftig an den gemeinsamen Zielen der im Dachverband vertretenen Organisationen mitzuwirken. Im BDK sind über 500 Mitglieder organisiert, der Bundesinnungsverband hat einen Mitgliederbestand von ca. 340 Firmen. Damit erhält der Dachverband, in dem neben den Musikfachhändlern auch die Musikinstrumentenhersteller, Musikverleger und die Klavierfabrikanten organisiert sind, einen Zuwachs von über 900 Unternehmen und vertritt nun über ca. 2000 Mitgliedsfirmen.

DVMV-Präsident Arthur Knopp, gleichzeitig auch Präsident des Gesamtverbandes Deutscher Musikfachgeschäfte, zeigte sich hocherfreut über diese Stärkung des Dachverbandes. „Mit dem Bundesinnungsverband und dem BDK hat der DVMV den überwiegenden Teil der Firmen aus dem Bereich des Musikinstrumentenhandwerks in seinen Reihen. Nach wie vor ist es auch bei Musikinstrumenten so, dass die hohe deutsche Handwerkskunst die Qualität der Produkte „Made in Germany“ begründet“, so Arthur Knopp.

Eine der Hauptaufgaben des Dachverbandes ist es, das aktive Musizieren zu fördern. So wurde vom Verlag Schott Music in Kooperation mit dem Dachverband bereits vor einigen Jahren die von Prof. Bastian vorgelegten Ergebnisse einer Langzeitstudie an Berliner Grundschulen in dem Buch „Musik (Erziehung) und ihre Wirkung“ veröffentlicht. Das Schott-Taschenbuch erschien im Rahmen der Kampagne mit dem plakativen Titel „Intelligent mit Musik“.

Der Parlamentarische Abend des DVMV im März 2009 in Berlin stand unter dem Motto „Ein Anfang mit Musik – jedes Kind ist musikalisch“. Damit setzte sich der Dachverband erneut für die musikalische Früherziehung als Grundstein für das spätere aktive Musizieren ein. Besonderer Wert wurde dabei auch darauf gelegt, Kinder mit Migrationshintergrund über Musik und Tanz besser zu integrieren.
Auch für die Zukunft plant der Dachverband weitere Projekte, um möglichst vielen Kindern den ersten Zugang zur Musik zu erleichtern in der Hoffnung, dass diese Kinder dann den Weg zu den öffentlich-rechtlichen oder privaten Musikschulen finden.