Mit drei Uraufführungen sind am Sonntagabend die Donaueschinger Musiktage 2013 zu Ende gegangen. Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, das SWR Vokalensemble Stuttgart sowie das Ensemble Modern unter der Leitung von François-Xavier Roth interpretierten Werke von Alberto Posadas, Bruno Mantovani und Philippe Manoury. Insgesamt zehn neue Kompositionen und Musikinstallationen wurden von nahezu 10.000 Besuchern teils begeistert aufgenommen. Die Donaueschinger Musiktage haben 2013 ihren Anspruch als international bedeutendes Experimentierfeld in der Neuen Musik unterstrichen. Mit der Uraufführung von gleich fünf abendfüllenden, großformatigen Werken von Georges Aperghis, Raphaël Cendo, Bernhard Lang, Enno Poppe und Walter Zimmermann wurde erneut ein anspruchsvolles und zugleich gewagtes Festivalprogramm realisiert. Festivalleiter Armin Köhler: "Das Festival hat offenbart, dass im aktuellen Musikdiskurs auch in einer Mediengesellschaft musikalische Formen aus rein klanglicher Materie nichts an Suggestionskraft verloren haben."

Ein umjubelter Höhepunkt des diesjährigen Festivals war die Uraufführung des 80-minütigen Werkes "Speicher" für großes Ensemble von Enno Poppe am Samstag mit dem Klangforum Wien unter der Leitung des Komponisten. Zu den weiteren Höhepunkten zählten das zweite Konzert mit dem diesjährigen "Ensemble in Residence" Klangforum Wien mit der Uraufführung von "Situations" von Georges Aperghis sowie das Eröffnungskonzert mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg mit Werken von Zimmermann und Lang. Bei der SWR2 NowJazz Session feierte das Quartett "Koch-Schütz-Studer & Shelley Hirsch" seinen ersten Auftritt in Deutschland, gefolgt von einer Live-Koch-Performance des "Tobias Delius Sextetts".

Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg hat zum Abschluss der Musiktage den Kompositionspreis 2013 für das nach Auffassung der Musiker "bemerkenswerteste Orchesterwerk des Festivals" verliehen. Er geht an die Komposition "In Situ" von Philippe Manoury. Die Jury habe sich für ein sehr anspruchsvolles Werk entschieden, "ein Werk, das zu spielen für keinen der vielen Beteiligten und an keiner Stelle beliebig erscheint, sondern das mit großem Geschick und kraftvoll ein kammermusikalisches Grundgefühl mit raumgreifenden Ausdehnungen verbindet". Mit der Auszeichnung verpflichtet sich das Orchester, sich für weitere Aufführungen des prämierten Werkes einzusetzen.

Förderer des Festivals sind die Kulturstiftung des Bundes, das Land Baden-Württemberg, die Stadt Donaueschingen, die Ernst von Siemens Musikstiftung und der Südwestrundfunk (SWR). Mit der Unterzeichnung eines Vertrags am Freitag (18.10.) besiegelten der SWR und die Gesellschaft der Musikfreunde, Donaueschingen, ihre zukünftige Zusammenarbeit beim international bedeutendsten Festival für Neue Musik zum ersten Mal schriftlich. Der SWR wird weiterhin für die künstlerische Leitung und die Erteilung der Auftragskompositionen verantwortlich sein sowie seine Klangkörper einbringen. Die Gesellschaft der Musikfreunde bleibt für die Abwicklung des dreitägigen Festivals und die damit verbundenen Organisations- und Koordinationsaufgaben verantwortlich. SWR-Hörfunkdirektor Gerold Hug: "Die Musiktage haben ihre Einzigartigkeit wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass der SWR und die Gesellschaft der Musikfreunde ihre jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit erstmals auf eine vertragliche Grundlage gestellt haben. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Zukunftssicherung der Musiktage."

Fast alle uraufgeführten Kompositionen sind Auftragswerke des SWR und wurden nahezu komplett im Kulturprogramm SWR2 übertragen.

Donaueschingens Bürgermeister Bernhard Kaiser blickt auf erfolgreiche Musiktage zurück: "Die Donaueschinger Musiktage haben für die Musikwelt einen ähnlichen Stellenwert wie die ’documenta’ in Kassel für die Kunstwelt. Mit ihrem hohen künstlerischen Wert sind die Musiktage auch für das Kulturleben und den Tourismus in Donaueschingen von herausragender Bedeutung. Die Stadt wird weiterhin die Gesellschaft der Musikfreunde, den Veranstalter, nach besten Kräften unterstützen. Durch den neuen Vertrag zwischen dem SWR und der Gesellschaft der Musikfreunde wird die Zukunft der Musiktage auf Jahre gesichert. Ich bedanke mich bei allen, die am diesjährigen Festival beteiligt waren, vor allem beim SWR in Baden-Baden, aber auch bei allen Freunden und Förderern der Donaueschinger Musiktage, insbesondere bei den Vertretern der Kulturstiftung des Bundes, der Ernst von Siemens Musikstiftung sowie beim Land Baden-Württemberg."

Die nächsten Donaueschinger Musiktage finden vom 17. bis 19. Oktober 2014 statt. Das Thema sind "Doppelbegabungen". Kompositionsaufträge wurden u. a. an Peter Ablinger, Ondrej Adámek, Friedrich Cerha, Renald Deppe, Pascal Dusapin, Brian Ferneyhough, Hanspeter Kyburz, Michael Lentz, Krystof Maratka, Ole Henrik Moe, Chris Newman, Brice Pauset, Josef Anton Riedl, Wolfgang Rihm, François Sarhan, Salvatore Sciarrino, Simon Steen-Andersen, Chiyoko Szlavnics, Jennifer Walshe, Hans Zender vergeben. Alle Kompositionen entstehen im Auftrag des Südwestrundfunks. Neben dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dem SWR Vokalensemble Stuttgart und dem Experimentalstudio des SWR sind das Ensemble Modern und das Klangforum Wien im kommenden Jahr Gäste des Festivals.