Zwanzig Jahre nach der Eröffnung am 4. November 1997 feiert das Mendelssohn-Haus Leipzig seine bauliche Vollendung. Am Samstag, dem 4. November 2017, dem einhundertundsiebzigsten Todestag von Felix Mendelssohn Bartholdy, gelangt die Idee des ehemaligen Gewandhauskapellmeisters Kurt Masur zu einem Höhepunkt. Die Dauerausstellung des Mendelssohn-Hauses erstreckt sich nunmehr über drei Etagen des authentischen Kulturdenkmals und erweitert seine Funktion, ein Ort mit hoher musikalischer Kompetenz und internationaler Leuchtkraft zu sein.
Im original erhaltenen Wohn- und Sterbehaus wird mit großer räumlicher und musikalischer Ausstrahlung Felix Mendelssohn Bartholdys Leben, Werk und Wirkungsgeschichte vermittelt. Ein Kammermusiksaal, ein Saal für museumspädagogische Angebote und ein Raum für Sonderausstellungen im Gartenhaus komplettieren schon seit langem das Ensemble.
Ab dem 4. November vollenden zwei neue Bereiche die Dauerausstellung des Museums im Mendelssohn-Haus. Eine völlig neu gestaltete Abteilung widmet sich dem Leben und Werk von Fanny Hensel, der älteren Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys. Unter dem Titel "Und wo ist Fanny?“ wurde die Fragestellung vieler Besucher des Hauses aufgegriffen, die nach Zeugnissen der Musikerin fragten. Auf ihren Spuren begibt sich nun die neue Schau und präsentiert das Werk Fanny Hensels in Form von Hörstationen, Bildern und Briefen. Anhand des Klavierzyklus‘ "Das Jahr – 12 Charakterstücke“ erzählt die Ausstellung die Lebensstationen dieser bedeutenden Komponistin der deutschen Romantik. Der Schwerpunkt der Vermittlung liegt auf audiovisuellen und interaktiven Elementen.
In einem zweiten Teil findet nunmehr das Internationale Kurt-Masur-Institut sein Zuhause und ehrt den Initiator und langjährigen Präsidenten der Stiftung mit einem multimedialen Informations- und Begegnungszentrum. Kurt Masur hat Generationen von Menschen überall auf der Welt geprägt. Als Musiker und Dirigent, aber vor allem als Mensch. Unabhängig von allen Gesellschaftsformen, die dieses bewegte Jahrhundert für ihn bereithielt, hat er seine humanistische Haltung stets bewahrt, verteidigt und weitergetragen. Durch sein couragiertes Auftreten, durch seine Worte und seine Musik erfuhren viele Menschen Erbauung und Ermutigung und wesentliche Denkanstöße. Das Internationale Kurt-Masur-Institut möchte Kurt Masurs Erbe bewahren und seine Gedanken für die nachfolgenden Generationen lebendig halten.
Hintergrund Mendelssohn-Haus / Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung
Die Initiative zu Erhaltung, Renovierung und Betreibung des Kulturdenkmals Mendelssohn-Haus in der Goldschmidtstraße ergriff Kurt Masur schon Mitte der 1980er Jahre. Er war bis zu seinem Tod im Dezember 2015 Präsident der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung. Die Hauptaufgabe der Stiftung bürgerlichen Rechts besteht in der Betreibung des Museums als lebendigem authentischen Ort mit internationaler Ausstrahlung. Die Stiftung verfügt über die Kompetenz, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte von Felix Mendelssohn Bartholdy an seinem originalen Lebensmittelpunkt zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Im Bewusstsein der Bedeutung Felix Mendelssohn Bartholdys erfüllt die Stiftung einen umfassenden und vielfältigen Auftrag für eine breite internationale Öffentlichkeit. Zugleich leistet sie damit einen Beitrag zur Profilierung der Musikstadt Leipzig, deren kulturelle Identität Felix Mendelssohn Bartholdy maßgeblich prägt. Das Mendelssohn-Haus in Leipzig ist ein historisch einzigartiger und national wie international bedeutsamer Ort. Es agiert Seite an Seite mit anderen bedeutsamen "Musiker-Häusern” in Wien, Salzburg und Bonn.
Zur Geschichte des Hauses
So wie Felix Mendelssohn Bartholdy als Musiker exemplarisch für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts steht, erscheint auch das 1844/45 erbaute Haus als herausragendes Beispiel für seine Zeit. Im Herzen Leipzigs, unweit vom Gewandhaus, befindet sich in der Goldschmidtstraße 12 (ehemals Königstraße 5) das Wohn- und Sterbehaus Felix Mendelssohn Bartholdys (1809-1847). Das Mendelssohn-Haus ist die letzte baulich erhalten gebliebene Privatadresse des hervorragenden Musikers und Komponisten. Das Ensemble ist ein Zeugnis des Klassizismus, den das gesellschaftlich aufkommende Bürgertum bevorzugte, um sich von der barocken Opulenz und Pracht vieler Adelshäuser zu distanzieren. Das Mendelssohnsche Wohnhaus entstand in der Folge der ersten großen Leipziger Stadterweiterung im 19. Jahrhundert. Die Raumflucht zur Straßenseite hin beginnt mit dem größten und repräsentativsten Raum, dem Musiksalon und umfasst insgesamt fünf Zimmer.
Das Haus wurde 1993 durch die Internationale Mendelssohn-Stiftung e.V. übernommen und saniert. Hierbei konnten die koloristische Gestaltung ermittelt und einige der originalen Befunde aus der Erbauungszeit konserviert werden. 1997 wurde die Wohnung des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy als Museum eröffnet. In authentischen Räumen entdeckt der Besucher originale Möbel, Dokumente und Bilder aus dem Familienbesitz. Seit 2014 gibt es im Erdgeschoss einen modernen Museumsteil mit neuesten Kommunikationsmitteln, die Wissen über Mendelssohn, sein Leben und Schaffen vermitteln.
Ab November 2017 ist das Museum im Mendelssohn-Haus nunmehr über alle drei Etagen zugänglich und umfasst zusätzliche Ausstellungsbereiche über das Leben und Werk Fanny Hensels sowie das Internationale Kurt-Masur-Institut. Fortan stehen den Besuchern mehr als 900 Quadratmeter Ausstellungsfläche im Haupthaus und 200 Quadratmeter im Gartenhaus zur Verfügung.