Seit der Machtübernahme der Taliban Mitte August 2021 haben tausende Menschen ihr Heimatland Afghanistan verlassen. Besonders bedroht sind Künstler*innen: Musik, Theater oder bildende Kunst sind unter den Taliban weitgehend verboten. Viele Kunstschaffende haben daher eine Aufnahmezusage von der Bundesregierung erhalten. Für sie richtet nun die Martin Roth-Initiative von ifa - Institut für Auslandsbeziehungen und Goethe-Institut zwanzig spezifisch an afghanische Bewerber*innen gerichtete Stipendien ein, mit denen der Start in Deutschland erleichtert werden soll.
Die Martin Roth-Initiative wurde mit Unterstützung des Auswärtigen Amts 2018 von ifa - Institut für Auslandsbeziehungen und Goethe-Institut ins Leben gerufen, um weltweit gefährdete Künstler*innen zu unterstützen. Die zusätzlichen Stipendien richten sich speziell an afghanische Kunst- und Kulturschaffende, die über eine Aufnahmezusage der Bundesregierung verfügen. Sie sollen einen Platz finden bei kulturellen Gastorganisationen in Deutschland, um sich mit der Kulturszene zu vernetzen. Teil des Stipendiums sind Begleit- und Unterstützungsmaßnahmen, die sich nach dem konkreten Bedarf richten.
Gitte Zschoch, Generalsekretärin des ifa, sagt: "Schutzprogramme wie die Martin Roth-Initiative sind für das Empowerment der zunehmend gefährdeten Akteur*innen im vorpolitischen Raum weltweit von enormer Bedeutung. Sie stärken die Zivilgesellschaften, unterstützen die Friedens- und Demokratiearbeit sowie die Wahrung der Menschenrechte. Auch in Afghanistan und anderen Ländern der Region begleitet das ifa digital und analog engagierte Personen und Organisationen durch Stipendien und Projektförderungen. Die so entstandenen internationalen Netzwerke von Menschen tragen zur Stabilisierung der Gesellschaften bei. Unsere Aufgabe ist, diese Menschen auch jetzt zu unterstützen. Es ist daher gut, dass im Koalitionsvertrag festgelegt wird, die Aufnahme von gefährdeten Kunstschaffenden aus Afghanistan zu vereinfachen, mit schnellen, mit staatlichen und kommunalen Stellen abgestimmten Verfahren. So können Projekte wie die Martin Roth-Initiative noch besser umgesetzt werden und Perspektiven bieten."
Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, weiter: "Das Goethe-Institut hat in Afghanistan eng mit der Kulturszene zusammengearbeitet, bis es 2017 aus Sicherheitsgründen seinen Betrieb in Kabul einstellen musste. Kulturaustausch braucht Vertrauen und langjährige Verbindungen. Damit geht eine große Verantwortung einher. Wir sind erleichtert, dass die neue Bundesregierung den Ausreisemöglichkeiten aus Afghanistan eine hohe Priorität einräumt. Afghanische Kulturschaffende, die in Deutschland ankommen, treffen auf eine engagierte Kulturszene, die solidarisch helfen möchte. Wir selbst tragen mit den Stipendien der Martin Roth-Initiative dazu bei. Außerdem werden wir daran mitarbeiten, den freien Diskurs afghanischer Kulturschaffender, die ihr Land verlassen mussten, aufrechtzuerhalten und zu stärken."
Zwanzig Stipendien für Afghanistan
Ab sofort können sich afghanische Kunst- und Kulturschaffende, die eine Aufnahmezusage der Bundesregierung erhalten haben, sowie potenzielle Gastorganisationen in Deutschland bei der Martin Roth-Initiative um Förderung bewerben. Die Martin Roth-Initiative unterstützt bei Bedarf bei der Vermittlung zwischen Gastorganisationen und Kulturschaffenden. Die Förderung umfasst ein monatliches Stipendium, individuelle Unterstützungsmaßnahmen sowie Aufwandshilfen für die Gastorganisation für zunächst bis zu 6 Monate.
Die Vergabe der Stipendien erfolgt fortlaufend und gemäß der Verfügbarkeit von Mitteln und Kapazitäten. Vorläufig können bis zu 20 Stipendien bewilligt werden, weitere Förderungen sollen im Laufe des Jahres 2022 folgen. Weitere Informationen: www.martin-roth-initiative.de/de/afghanistanstipendien
Ansprechpartner für die Stipendien: Maik Müller, Leitung Martin Roth-Initiative, +49 30 284491-76 , mm@martin-roth-initiative.de
Über die Martin Roth-Initiative
Die Martin Roth-Initiative ermöglicht seit ihrer Gründung 2018 gefährdeten Kunstschaffenden, die sich in ihrem Heimatland für die Freiheit der Kunst, für Demokratie und Menschenrechte engagieren, temporäre Schutzaufenthalte in Deutschland oder an sicheren Orten in ihrer Heimatregion. Um das Wissen über Schutzprogramme, ihre Herausforderungen und bewährte Praktiken zu fördern und bestehende Programme zu verbessern, widmet sich ein Tätigkeitsfeld der Martin Roth-Initiative der begleitenden Forschung. Die MRI ist ein vom Auswärtigen Amt gefördertes Gemeinschaftsprojekt des ifa - Instituts für Auslandsbeziehungen und des Goethe-Instituts.
Über das Goethe-Institut
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit 158 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache im Ausland, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de
Über das ifa
Das ifa - Institut für Auslandsbeziehungen engagiert sich weltweit für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von Menschen und Kulturen. Es fördert den Kunst- und Kulturaustausch in Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen und agiert als Kompetenzzentrum der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Es ist weltweit vernetzt und setzt auf langfristige, partnerschaftliche Zusammenarbeit. Das ifa wird gefördert vom Auswärtigen Amt, dem Land Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. www.ifa.de