Vom 12. Mai bis 25. Juli 2012 feiern die Ludwigsburger Schlossfestspiele ihr 80-jähriges Jubiläum. Die diesjährigen Musik- und Tanztheaterveranstaltungen, Orchester- und Solokonzerte, musikalische Salons und Konzertreihen sind durchzogen vom Grundgedanken des »Wir«. Zudem unternehmen zahlreiche Musiker eine neue Interpretation der reichen europäischen Volksmusik in der Rückbesinnung auf ihre Identität, ihre regionalen Wurzeln. 50 Jahre nach Charles de Gaulles berühmter Ludwigsburger Rede an die deutsche Jugend erinnern die Schlossfestspiele mit einem französischen Schwerpunkt an die Anfänge der deutsch-französischen Freundschaft.

Das Orchester der Schlossfestspiele gestaltet unter der Leitung von Christian Muthspiel das Eröffnungskonzert (12.5.) mit Werken von Berlioz, Satie und Rodrigo. Der 94-jährige ehemalige Résistance-Kämpfer Stéphane Hessel spricht zu Beginn über die zukünftige Orientierung des Gemeinwesens. Im Festkonzert 80 Jahre Ludwigsburger Schlossfestspiele (23.5.) wird Haydns Oratorium »Die Jahreszeiten« mit Kirsten Blaise (Sopran), Bernhard Berchtold (Tenor) und Josef Wagner (Bass) aufgeführt. Dieses Konzert wird ebenso von Chefdirigent Michael Hofstetter geleitet wie das Kirchenkonzert »Die sieben letzten Worte« (2./3.6./22.7./9.9) mit einer Komposition von Joseph Haydn und einer Uraufführung des südafrikanischen Komponisten Richard van Schoor, einem Auftragswerk der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Michael Hofstetter leitet auch das Schlusskonzert (25.7.), das die Saison mit Auszügen aus Richard Wagners »Tristan und Isolde« fulminant beendet. Die Partie der Isolde wird von Christiane Iven, der Tristan von Herbert Lippert gesungen. Das Festspielorchester ist außerdem mit der Sopranistin Christine Schäfer (25.5.) unter der Leitung von Julien Salemkour zu erleben. Der Abend »Kosmos Vivaldi« (18./19.5./23.6./ 8.9.) zeigt mit Konzerten, Sonaten und Arien die Bandbreite von Antonio Vivaldis Werk. Der Chor der Ludwigsburger Schlossfestspiele lädt zu »Voices« (19.5.) sechs Chöre der Region ein, deren Gesänge von dem zeitgenössischen Komponisten Wolfgang Mitterer elektronisch montiert werden. Beim Klassik Open Air & Feuerwerk (21.7.) erklingen dieses Jahr Werke von Bedřich Smetana, Modest Mussorgsky, Peter Tschaikowsky und Antonín Dvorák.

Mit einem weiteren Sinfoniekonzert beginnt das südafrikanische MIAGI Youth Orchestra gemeinsam mit dem Geiger Daniel Hope (19.7.) seine Europa-Tournee bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen. Bereits am Vortag präsentiert The New Skool Orchestra @ MIAGI (18.7.) eine neue Art südafrikanischer Musik, die sich aus einer einzigartigen Mischung aus klassischer Musik, Jazz und afrikanischen Klängen zusammensetzt.

Das Musik- und Tanztheaterprojekt C(H)OEURS (8./9.6.) des belgischen Choreografen Alain Platel und seiner Kompanie les ballets C de la B sowie Chor und Orchester des renommierten Teatro Real Madrid setzt sich ebenfalls mit dem »Wir« auseinander. Zu Opernchören von Giuseppe Verdi und Richard Wagner untersucht Alain Platel die »gefährliche Schönheit« der Masse und die Verantwortung des Individuums in der Gruppe.

2012 wird die Reihe Song Conversation (16.5./14./17.6.) mit dem norwegischen Pianisten Bugge Wesseltoft, dem tunesischen Oud-Spieler und Sänger Dhafer Youssef und dem österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel fortgesetzt, die sich mit den unterschiedlichen musikalischen Traditionen auseinander setzen. Ebenso befassen sich auch die Interpreten der Reihe »Neue Volksmusik« mit ihren regionalen Wurzeln: Roland Neuwirth und Karl Hodina (10.6.) nehmen sich dem Wiener Lied an, die Mezzosopranistin Bernarda Fink (13.6.) interpretiert mit Wolfgang Puschnig, Mark Feldman und weiteren Musikern Kärntnerlieder und Christian Muthspiel präsentiert mit seiner Yodel Group (6.7.) den kosmopolitischen Bergruf. Mit dem Kunstlied im heutigen Kontext setzen sich die Mezzosopranistin Stefanie Irányi und die Pianistin Olivia Trummer auseinander (6.6.).

Bekannte und entdeckenswerte Pianisten zeigen die Vielfalt ihres Instruments: Igor Levit spielt Beethoven und Rzewski (13.5.), Kristian Bezuidenhout (13.7.) ein reines Mozart-Programm auf einem historischen Hammerflügel des 18. Jahrhunderts, der ECHO-Klassik-Preisträger Alexandre Tharaud (4.7.) stellt Werke des französischen Barocks impressionistischen Kompositionen gegenüber. Die türkischen Zwillingsschwestern Güher und Süher Pekinel (28.6.) spannen den Bogen von Mozart und Zeitgenossen bis hin zu spanischer Musik des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit ihrer Band begeben sich die Pianistinnen Katia und Marielle Labèque in einem moderierten Konzert (12.7.) auf die Suche nach den Ursprüngen der Minimal Music und ihren Auswirkungen auf die aktuelle Rockmusik. Außerdem widmet sich das Klavierduo in seiner Hommage »Le Ravel Basque« (15.7.) dem Komponisten Maurice Ravel und seiner baskischen Heimat.

Des Weiteren zu erleben sein werden Veranstaltungen wie die 16-stündige Live-Installation von Erik Saties »Vexations« (13.5.), Dorothee Mields und Hille Perls Konzert mit Kompositionen von John Dowland (24.5.), Felicity Lotts Annäherung an die Operette (27.6.), der Abend des Belcea Quartets (5.7.) mit Streichquartetten Beethovens sowie das Konzert der Sängerin Mariana Flores und des Lautenisten Hopkinson Smith (20.7.) mit Liedern des 16. Jahrhunderts. Den Abend »Zu Gast: La Casa Verdi« gestalten pensionierte Musiker aus Mailand zusammen mit Studenten des Opernstudio Stuttgarts.

Auf Grund des großen Erfolgs, ist das Ensemble L’Arpeggiata mit dem Musiktheater »Combattimento« (7./8./11.7.) und dem Programm »Los Pàjaros Perdidos« (10.7.) wieder in Ludwigsburg zu Gast. Auch das Auftragswerk »Blofeld« (17.5./15.6.) der österreichischen Blechbläser Mnozil Brass ist zwei weitere Male bei den Schlossfestspielen zu erleben. André Jung gastiert mit Samuel Becketts Schauspiel »Das letzte Band« (13./15.7.), einer Produktion der Münchner Kammerspiele, an zwei Terminen im Schlosstheater.