Neue Wege beschreitet die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar in diesem Semester in der Lehre. In einem integralen Konzept von Wissenschaft und künstlerischer Praxis werden für Studierende der künstlerischen Studiengänge und der Musikwissenschaft Lehrveranstaltungen ganz neuen Typs angeboten: Studierende der Klavierklassen und der Musikwissenschaft erarbeiten gemeinsam mit ihren Dozenten noch bis Ende Juni 2005 jeden Dienstag von 11:30 bis 13:00 Uhr im Liszt-Salon der Altenburg in Weimar Liszts Klavierwerk. Als Gastdozent konnte der international bekannte Pianist Lev Vinocour gewonnen werden, der heute zu den profiliertesten Liszt-Interpreten zählt und entscheidend an der Konzeption mitgewirkt hatte.

Organisatorisch vorbereitet u. a. von der Direktorin des Instituts für Tasteninstrumente und Alte Musik, Prof. Gerlinde Otto, und dem Direktor des Instituts für Musikwissenschaft Weimar-Jena, Prof. Dr. Detlef Altenburg, wirken nahezu alle Professoren und Dozenten der Klavierklassen an der Betreuung der Studierenden mit. Dabei geht es um zwei Grundprobleme: einerseits um die Idee und Interpretation der Kompositionen und andererseits um die Frage der Instrumente, für die Liszts Klavierwerke bestimmt waren.

Die Veranstaltung über Liszts Klavierwerk gewinnt durch den Veranstaltungsort und Lev Vinocour geradezu spektakuläre Züge. Sie findet in jenen historischen Räumen der Altenburg statt, in denen Liszt viele dieser Werke komponiert hat. Hier befindet sich neben dem von Pianohaus Fiech bereitgestellten Steinway-Flügel ein historisches Instrument der 1840er Jahre. Dadurch ist es möglich, die Werke nebeneinander auf einem Instrument des 19. Jahrhunderts und auf einem modernen Konzertflügel vorzustellen und in ihrer unterschiedlichen Klanglichkeit unmittelbar kennen zu lernen. Im Laufe des Semesters werden zahlreiche Studierende Gelegenheit haben, ihre Interpretation zur Diskussion zu stellen.

Die Nachfrage war so groß, dass nur etwa ein Viertel der von den Studierenden angebotenen Beiträge berücksichtigt werden konnte. Zu einer Art Meisterkurs der Extraklasse wird diese Veranstaltung vor allem aber durch die Beiträge Lev Vinocours, der nicht nur selbst in bestechender Perfektion und faszinierender Interpretation ein breites Spektrum selten im Konzertsaal zu hörender Werke vorstellt, sondern in seinen Einführungen ganz außergewöhnlich fundierte Einblicke in diese Musik zu vermitteln vermag. Die ständig zunehmende Zahl der Zuhörer zeigt, dass dieses Konzept von den Studierenden über alle Erwartungen positiv angenommen wird.

Gleich drei weitere Veranstaltungen dieses neuen Typs integraler Lehre bietet die Hochschule in diesem Sommersemester an: Dem Thema „Kammermusik um 1800“ widmen sich Ulrich Beetz, Professor für Kammermusik, und der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Helmut Well. Ein gemeinsames Lehrangebot zum Thema „Interpretation und Analyse“ bieten Prof. Arne Torger und Prof. Dr. Albrecht von Massow an. Mit einer ähnlich konzipierten Übung bereiten Prof. Dr. Helen Geyer und Prof. Elmar Fulda, der Leiter der Opernschule der Hochschule für Musik Franz Liszt, die für den Herbst 2005 geplante Aufführung der Oper „The Turn of the Screw“ von Benjamin Britten vor.

Nähere Informationen gibt es im Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena unter Tel. 03643 – 555 165.

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