Der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau wird 2023 an das Liedduo Christian Gerhaher/Gerold Huber und den Pianisten Florian Uhlig verliehen. Anlass der Auszeichnung sind die im vergangenen Jahr abgeschlossenen Gesamteinspielungen der Klavierwerke Robert Schumanns auf 15 CDs durch Florian Uhlig und sämtlicher 299 Lieder Robert Schumanns auf 11 CDs durch Christian Gerhaher und Gerold Huber. Der mit 10.000 EUR dotierte Preis wird deshalb geteilt.
Florian Uhlig (*1974 Düsseldorf) studierte u. a. bei Peter Feuchtwanger in London. 1996 war er Preisträger des Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs Zwickau. Im selben Jahr gab er sein CD-Debüt u. a. mit der Toccata op. 7 von Robert Schumann und Clara Schumanns Notturno op. 6/2. 2010 begann er seine Gesamteinspielung der Klavierwerke Robert Schumanns, wobei er die bis dahin unbekannte Orchesterfassung der Abegg-Variationen op. 1 am 18. März 2010 in einem Konzert im Jugendstilkonzertsaal „Neue Welt“ in Zwickau mit Georg Christoph Sandmann und dem Philharmonischen Orchester des Theaters Plauen-Zwickau zur Uraufführung brachte. Im Unterschied zu bisherigen Gesamteinspielungen des Schumannschen Klavierwerks enthält seine Aufnahme erstmals auch alle orchesterbegleiteten Werke sowie bisher unbekannte Fragmente und sämtliche autorisierten Fassungen der von Schumann zweifach publizierten Werke. Außerdem veröffentlichte Uhlig mit der Oboistin Céline Molinet 2017 eine CD mit Oboenmusik von Robert Schumann. Im Jahr 2014 wurde er auf eine Professur an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden berufen, 2019 folgte er dem Ruf an die Musikhochschule Lübeck.
Christian Gerhaher (* 1969 Straubing) absolvierte zunächst ein Medizinstudium an der Universität München, das er 1998 mit der Promotion abschloss. Gleichzeitig studierte er Gesang bei Paul Kuën und Raimund Grumbach und besuchte die Opernschule der Musikhochschule München. Bereits seit Schulzeiten ist er mit seinem festen Klavierbegleiter Gerold Huber verbunden, mit dem er an der Münchner Hochschule ein Liedgesangstudium bei Friedemann Berger absolvierte. Gerhaher ist auf den internationalen Konzert- und Liedbühnen genauso zu Hause wie in herausragenden Opernproduktionen. Von 2004 bis 2007 war er Professor für Gesang an der Musikhochschule München und lehrt dort seit dem März 2022 als Professor für Liedgestaltung, wieder gemeinsam mit Gerold Huber. Seine Debüt-CD bei Sony Classical galt Robert Schumanns Dichterliebe – die Aufnahme ist inzwischen Teil der 2021 abgeschlossenen Gesamtaufnahme aller Lieder Schumanns. Die umfangreiche Diskographie des Duos umfasst auch die Liederzyklen Franz Schuberts. Mit Nikolaus Harnoncourt (1997 mit dem Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau ausgezeichnet) veröffentlichte er Einspielungen sowohl von Robert Schumanns Das Paradies und die Peri als auch der Szenen aus Goethes Faust (letztere auch in einer weiteren Einspielung unter Leitung von Daniel Harding). Insgesamt ist er auf über 50 CD-Veröffentlichungen vertreten, die mit zahlreichen Preisen (so mehrfach Echo Klassik, Preis der deutschen Schallplattenkritik und Gramophone Award) ausgezeichnet wurden. 2006 erhielt er den NDR Musikpreis, 2022 die Hugo-Wolf-Medaille. 2011 wurde er vom Schumann-Netzwerk zum Schumann-Botschafter als erstes Mitglied im neu gegründeten internationalen Schumann-Forum ernannt.
Gerold Huber (*1969 Straubing) studierte Klavier bei Friedemann Berger Klavier, Liedgestaltung bei Helmut Deutsch und besuchte die Liedklasse von Dietrich Fischer-Dieskau in Berlin. Neben Christian Gerhaher arbeitet er mit Sängern wie Georg Zeppenfeld, Anna-Lucia Richter oder Bernarda Fink und trat zusammen mit dem Artemis-Quartett auf. Er veröffentlichte über 30 CDs, darunter auch eine Aufnahme mit Soloklavierwerken Ludwig van Beethovens. Seit 2013 hat Huber an der Hochschule für Musik Würzburg eine Professur für Liedgestaltung inne. Zudem unterrichtet er in Meisterklassen, z. B. bei den Schwetzinger Festspielen, an der Yale University, beim Aldeburgh Festival oder im Berliner Boulez-Saal. Seit März 2022 lehrt Huber gemeinsam mit Christian Gerhaher als Professor für Liedgestaltung auch an der Musikhochschule München.
Die Preisverleihung wird in einer öffentlichen Veranstaltung im Robert-Schumann-Haus Zwickau am 3. Oktober 2023 erfolgen. Der Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau wird seit 1964 an herausragende Musiker, Musikwissenschaftler oder Musikinstitutionen vergeben, die sich in besonderem Maße für den großen romantischen Komponisten engagiert haben. Die Vorschläge für die Verleihung des Preises werden ausgearbeitet und unterbreitet vom Vorstand der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e. V. Der Stadtrat der Stadt Zwickau benennt für die Dauer seiner Amtszeit zwei Mitglieder für eine Jury zur Preisvergabe. Der Preis ist mit einer Geldsumme von insgesamt 10.000 Euro dotiert, die Preisträger erhalten eine Medaille und eine Urkunde. Der Robert-Schumann-Preis kann geteilt werden. Zu den früheren Preisträgern gehören Alfred Brendel, die Robert-Schumann-Forschungsstelle und das Robert Schumann Konservatorium Zwickau, Heinz Holliger, András Schiff, Thomas Synofzik, Mitsuko Shirai und Hartmut Höll, John Eliot Gardiner und Daniel Barenboim.