Markus Engelhardt, der langjährige Leiter der Musikgeschichtlichen Abteilung des Deutschen Historischen Instituts in Rom, ist zum 31. Januar 2022 in den Ruhestand getreten.
Seit 1997 hatte er die Leitung inne; in diesen 25 Jahren seines römischen Wirkens setzte er bedeutende Impulse für die wissenschaftliche Arbeit und die Strahlkraft der Musikgeschichtlichen Abteilung. Dabei bemühte sich Engelhardt stets um Disziplinen übergreifende und internationale Kooperationen. Von der Vielzahl der Veranstaltungen, die Engelhardt konzipiert und organisiert hat, können hier nur einige wenige Höhepunkte exemplarisch genannt werden. So fand 2002 in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule "Carl Maria von Weber" (Dresden) ein Symposium zu "Athanasius Kircher und die Universalität der Musik" statt. Diese Thematik wurde in dem Übersetzungsprojekt zu Athanasius Kirchers "Musurgia universalis" fortgeführt, das Engelhardt gemeinsam mit der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" in Leipzig betreute. Eine für die Institutsgeschichte sehr wichtige Veranstaltung war die Jahrestagung der Gesellschaft für Musikforschung. Sie fand 2010 anlässlich des 50. Jahrestages der Gründung der Musikgeschichtlichen Abteilung in Rom und damit erstmals außerhalb Deutschlands statt. Als weiteren Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Abteilung ist die 2017 gemeinsam mit dem Orient-Institut Istanbul organisierte und in Rom durchgeführte Tagung "Integrative Approaches to Contemporary Cross-Cultural Musik Making" zu nennen. Sie führte in ganz besonderer Weise historische und praktische Aspekte eines west-östlichen interkulturellen Austauschs zusammen.
Auch in dem seit 2001 etablierten Veranstaltungszyklus der Musikabteilung, "Musicologia oggi", präsentierte Engelhardt spannende und aktuelle Themen der Musikwissenschaft und -praxis, so beispielsweise im Reformationsjahr 2017, als die Vortragsreihe dem Thema "Klangbild der Reformation" gewidmet war. 2018 wurde im Rahmen von "Musicologia oggi" in Zusammenarbeit mit den musikwissenschaftlichen Instituten der römischen Universitäten ein Workshop zum Digital turn veranstaltet – ein Angebot, das bei den Studierenden auf großes Interesse stieß.
Mit besonderem Engagement kümmerte sich Markus Engelhardt auch um Concentus musicus, die Notenreihe der römischen Musikabteilung. In ihr werden Editionen bedeutender italienischer Werke veröffentlicht, die bisweilen lange Zeit zu Unrecht "vergessen" waren. Als vorerst letzter Band der Reihe ist vor Kurzem Giovanni Pacinis Oper "Gli Arabi nelle Gallie" erschienen. Auch die Schriftenreihe der Musikabteilung, Analecta musicologica, hat Engelhardt redaktionell mitbetreut. Exemplarisch soll hier nur der von ihm 2011 herausgegebene Analecta-Band "Musikstadt Rom. Geschichte – Forschung – Perspektiven" genannt werden. Er bündelte die Vielfalt musikwissenschaftlicher Forschungen zur Musikstadt Rom und wurde intensiv rezipiert.
Engelhardt war ebenfalls mitverantwortlich für die Digitalisierung des Bestandes der Libretti der Musikgeschichtlichen Bibliothek. Diese seltenen Textbücher von Opern, Oratorien, Kantaten sowie Festmusiken aus dem 17. bis 19. Jahrhundert wurden in den Jahren 2009/2010 dank eines von der DFG geförderten Projekts in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek digitalisiert und können im Libretto-Portal der Bayerischen Staatsbibliothek in München online konsultiert werden.
Auch um den wissenschaftlichen Nachwuchs hat sich Markus Engelhardt stets mit großem Engagement gekümmert. Im Laufe seiner Dienstzeit hat er Generationen von Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie Praktikantinnen und Praktikanten betreut. Seine Führungen zu den zahlreichen Opernhäusern Roms, die er immer wieder mit Studierendengruppen unternahm, stießen bei den Teilnehmenden stets auf großes Interesse. Im November 2021 zeichnete er für eine letzte Veranstaltung an "seiner" Musikgeschichtlichen Abteilung mitverantwortlich, die Tagung "Ludwig van Beethoven und Italien. Person und Werk im Zeichen nationaler Erinnerungskultur".
Seit dem 1. Februar 2022 leitet Sabine Ehrmann-Herfort, die bisher in stellvertretender Funktion tätig war, die Musikgeschichtliche Abteilung des DHI Rom. Schwerpunkte ihrer Arbeit in der Abteilungsleitung liegen auf der Publikationsreihe Analecta musicologica, auf der Wiederaufnahme wissenschaftlicher Kontakte mit der römischen und italienischen Wissenschaftscommunity nach der pandemiebedingten Zäsur sowie auf verschiedenen Veranstaltungsformaten (online und in Präsenz), die aktuellen musikwissenschaftlichen Fragestellungen in internationalem Rahmen gewidmet sind. Die Musikabteilung soll damit als zentrales Forum der musikwissenschaftlichen und interdisziplinären Italien-Forschung weiter gestärkt werden.