Leipzig hat gestern seinen Antrag „Leipziger Notenspur-Stätten europäischer Musikgeschichte“ an den Freistaat Sachsen auf den Weg gebracht und stellt damit den Antrag zur Aufnahme auf Deutschlands Tentativliste (Vorschlagliste) der UNESCO Welterbestätten.
Acht ausgewählte Gebäude der Leipziger Notenspur bewerben sich gemeinsam um die Aufnahme:
Thomaskirche – Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs, Thomaskirchhof
Nikolaikirche – weitere Wirkungsstätte Johann Sebastian Bachs , Nikolaikirchhof
Bosehaus – Private Musikpflege im Umfeld Johann Sebastian Bachs, Thomaskirchhof 15/16
Mendelssohnhaus – letzte Wohnstätte des Komponisten in Leipzig, Goldschmidtstr. 12
Hauptgebäude der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ – Internationale Musikausbildungsstätte und Wirkungsort Max Regers, Grassistr. 8
Schumann-Haus – erste gemeinsame Wohnung von Clara und Robert Schumann, Inselstr. 18
Verlagshaus C.F. Peters mit Grieg-Gedenkstätte – Leipziger Wohn- und Arbeitsstätte Edvard Griegs, Talstr. 10
Haus Zum Arabischen Coffe Baum – Ort der Begegnung für Schumann, Liszt und Wagner, Kleine Fleischergasse 4.
Die authentischen Stätten sind eng verbunden mit bedeutenden Komponisten, herausragenden musikalischen Werken und Ereignissen sowie zentralen musikgeschichtlichen Entwicklungen, die das Musikleben Europas und der Welt prägen. Die historischen denkmalgeschützten Orte dienen bis heute der Musikpflege, der Musikvermittlung sowie der Musikdokumentation und Musikforschung.
„Leipzig stellt die Entwicklung der europäischen Musik, die ein Kulturgut von weltweiter Bedeutung ist, durch die örtliche Dichte der Originalstätten wie keine andere Stadt dar“, hebt Oberbürgermeister Burkhard Jung hervor. „Wir verbinden mit dem Antrag auf internationaler Ebene hohe Chancen, weil bisher kein Baudenkmal wegen seines Musikbezuges auf die Welterbeliste aufgenommen wurde.“
„Die Leipziger Musikstätten legen ein außergewöhnliches Zeugnis ab von den vielfältigen Kräften, aus denen heraus sich Leipzig zu einem zentralen Ort europäischer Musikgeschichte entwickeln konnte. Die Kreativität der hier wirkenden Komponistenpersönlichkeiten, die hier entstandenen Werke, die hier vorgelegten musikpraktischen und musiktheoretischen Publikationen und der hier ausgeformte Musikbetrieb beeinflussen bis heute das klassische Musikwesen auf allen Erdteilen“, so Kulturbürgermeister Michael Faber.
Die Initiative wird nicht nur von den beteiligten Leipziger Komponistenstätten, sondern auch von wichtigen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens unterstützt, so beispielsweise von Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly, Thomaskantor Georg Christoph Biller und MDR-Chefdirigent Jun Märkl.
Die UNESCO-Initiative Leipzig geht auf zwei unabhängig voneinander entstandene Projekte zurück, die 2007 zusammengeführt wurden:
Die Pflege der Leipziger Bach-Stätten und des Bach-Erbes. Hierbei steht die Thomaskirche mit Bachs Grab im Mittelpunkt. Hinzu kommen Bacharchiv und –museum als wissenschaftliche Forschungsstätten.
Das "Leipziger Notenspur"-Projekt. Das Anliegen dieser Initiative besteht darin, den Zusammenhang von 300 Jahren Leipziger Musikgeschichte anhand der authentischen Komponistenstätten erlebbar und im Stadtbild durch eine "Notenspur" sichtbar zu machen.
Die Leipziger Notenspur
Die „Leipziger Notenspur“ ist ein 5,3 Kilometer langer Rundgang durch das Stadtzentrum, in dem die einzigartige Dichte von originalen Wirkungs- und Wohnstätten berühmter Komponisten und Musiker in Leipzig sichtbar wird. Leipziger sowie Gäste der Stadt können an 23 Stationen die authentischen Schaffensorte weltweit bekannter und in Leipzig wirkender Komponisten und Musiker entdecken. Als Dachmarke soll die „Leipziger Notenspur“ die musikalische Tradition und die bereits bestehenden kulturellen Aktivitäten in der Stadt erkennbar zusammenfassen und Leipzig als „Musikstadt“ in ihrer Gesamtheit profilieren.
Auswahlverfahren
Die Sächsische Staatsregierung hat am 20. September 2011 das vom SMI vorgeschlagene Verfahren gebilligt. Das SMI ist mit dem Auswahlverfahren (Auswahl der sächsischen Vorschläge) beauftragt.
Der Freistaat Sachsen kann zwei Vorschläge an die deutsche Kultusministerkonferenz (KMK) weitergeben (im Herbst 2012). Das Sächsische Kabinett entscheidet final. Danach prüft KMK die Bewerbungen sämtlicher Bundesländer und trifft eine Auswahl. Dabei kommt etwa die Hälfte der Kandidaten auf die nationale Vorschlagliste
Abgabe der Vorschläge bei der UNESCO: Bis 2016 wird die derzeitige Vorschlagliste abgearbeitet. Ab sofort werden also Kandidaten für die neue Vorschlagliste (voraussichtlich ab 2017) gesammelt. Über das Auswärtige Amt geht die Auswahl an das Welterbezentrum des Sekretariats der Unesco in Paris.
Einreichung des konkreten Antrags in Paris: Die nationalen Vorschlaglisten werden in einem Zeitraum von bis zu zehn Jahren abgearbeitet. Nach Abgabe des konkreten Antrags führen Experten eine Evaluierung durch, auf deren Grundlage das Welterbekomitee über die Aufnahme entscheidet.
Absätze
Quelle
http://www.leipzig.de