Nach Ansicht des Landesverbands Rheinland-Pfalz des Bundesverbandes Musikunterricht (BMU) ergeben sich aus der bevorstehenden Umstrukturierung der Universität Koblenz-Landau große Chancen zur Verbesserung des Musikunterrichts an den allgemeinbildenden Schulen. Hierzu verfasste der Präsident des Landesverbands, Dr. Joachim Junker, folgende Stellungnahme:
"Aus der Sicht des BMU-Landesverbandes Rheinland-Pfalz bietet die beschlossene Verselbständigung des Hochschulstandorts Koblenz und die Fusion der pfälzischen Standorte Landau und Kaiserslautern große Chancen zur Verbesserung des Musikunterrichts an den allgemeinbildenden Schulen unseres Bundeslandes, die unbedingt genutzt werden sollten.
Gegenwärtig herrscht insbesondere an Grundschulen, aber auch an Förderschulen und Realschulen plus in Rheinland-Pfalz ein erheblicher Mangel an ausgebildeten Musiklehrkräften. Daher wird Musikunterricht an diesen Schulformen sehr häufig durch fachfremd eingesetzte Lehrkräfte erteilt. Dies lässt sich anhand mehrerer statistischer Erhebungen nachweisen. Nach einem bundesweit laufenden Forschungsprojekt zur Unterrichtsversorgung im Fach Musik liegt beispielsweise der Anteil fachfremd erteilten Musikunterrichts an rheinland-pfälzischen Grundschulen deutlich über 50 Prozent.
Das Fehlen von ausgebildeten Musiklehrkräften führt dazu, dass geltende Lehrpläne oft kaum umgesetzt werden können, sodass ein Aufbau musikalischer Kompetenzen häufig nicht im gewünschten Umfang stattfindet. Insbesondere verfügen viele Schülerinnen und Schüler am Ende der Grundschulzeit über unzureichende Lernvoraussetzungen für den Musikunterricht an weiterführenden Schulen.
Diese problematische Situation droht sich durch die Beendigung der Musiklehrerausbildung in Landau weiter zu verschlechtern. Dort wurden letztmals 2012/13 Studierende zum Fachstudium zugelassen, die mittlerweile ihr Studium abgeschlossen haben und inzwischen bereits im Schuldienst tätig sind. Die bei der Schließung des Studiengangs in Landau prognostizierte erhebliche Zunahme der Studierenden am Standort Koblenz ist weitgehend ausgeblieben. Es ist somit zu erwarten, dass sich der Mangel an ausgebildeten Musiklehrkräften in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen wird.
In ihrer Gesamtheit bedrohen diese Entwicklungen letztlich das gesamte System des schulischen Musikunterrichts in Rheinland-Pfalz. Dem drastischen Mangel an Musiklehrkräften in den Bereichen Grundschule, Förderschule und Realschule plus kann nur entgegengewirkt werden, wenn ihre Ausbildung in Landau wiederaufgenommen wird. Zudem sollte das Fach Musik nicht fehlen, wenn im Zuge der geplanten Fusion der TU Kaiserslautern eine starke geisteswissenschaftliche Abteilung in Landau an die Seite gestellt werden soll. Außerdem würde die Reaktivierung des Studiengangs in Landau auch die Ausbildung von Musiklehrkräften an Förderschulen begünstigen, die aktuell nahezu unmöglich ist, weil Musik nur in Koblenz, Sonderpädagogik dagegen nur in Landau studiert werden kann.
Der BMU-Landesverband Rheinland-Pfalz unterstützt daher die vorliegende Stellungnahme des Landesmusikrats zu den bevorstehenden Umstrukturierungen der Hochschulstandorte Koblenz und Landau. Mit dieser übereinstimmend bleibt festzuhalten, dass die Reaktivierung der Ausbildung von Musiklehrkräften in Landau ein großer Gewinn für den Musikunterricht in unserem Bundesland wäre. Allerdings kann sie nur dann zu einer nachhaltigen Verbesserung der aktuellen Situation beitragen, wenn an der zukünftigen Universität Koblenz keine Kürzungen im Fach Musik vorgenommen werden.
Insgesamt wäre es wünschenswert, wenn die betroffenen Hochschullehrkräfte und Verbände in transparenter Weise in die weiteren Entscheidungsprozesse eingebunden würden, um die nun möglich gewordene positive Entwicklung aktiv mitgestalten zu können. Der BMU Rheinland-Pfalz ist gerne dazu bereit, sich an Gesprächen über eine zielführende Reaktivierung der Ausbildung von Musiklehrkräften in Landau zu beteiligen."