Umfrage des Landesmusikrats Niedersachsen

An der kurzfristigen Umfrage des Landesmusikrats Niedersachsen beteiligten sich 339 Teilnehmer*innen. 
89,9 % der Teilnehmer*innen arbeiten nach eigenen Auskünften als Solo-Selbstständige. 68,5 % der Befragten sogar ausschließlich.

98 % aller Umfrageteilnehmer*innen haben bereits Veranstaltungsabsagen und Ausfälle durch die Maßnahmen zur Eingrenzung des Coronavirus hinnehmen müssen. Im Durchschnitt sind allen Teilnehmer*innen (bisher) 29 Veranstaltungen und/oder Stunden abgesagt worden. Die Befragten erwarten insgesamt (unter den momentan beschlossenen Voraussetzungen und Perspektiven) somit einen Verdienstausfall von knapp 6 Mio. €. Ausschließlich als Solo-Selbständig tätige sind hierbei mit einem Gesamtvolumen von über 3,5 Mio. € vertreten.

Hierbei gaben knapp zwei Drittel der Befragten an, als Alleinverdiener oder gemeinsam mit einem doppelverdienenden Partner in ihrem Haushalt von der aktuellen Krise betroffen zu sein, woraus sich eine existenzielle Bedrohung ergibt.

Hierbei ist für die Teilnehmer*innen der Wegfall von weiteren Engagements und Einnahmen in der nahen Zukunft an vielen Stellen noch nicht einmal bezifferbar. Die Künstler*innen werden aufgrund der aktuellen Situation weniger Anfragen für die nächsten Monate erwarten. Der Verlust wird somit sicherlich bis ins kommende Jahr spürbar sein.

Der Präsident des Landesmusikrats Niedersachsen, Johannes Münter zur aktuellen Lage:

"Wir sind uns alle bewusst, dass der Umgang mit der Covid-19-Pandemie eine große Herausforderung darstellt, die nicht nur die Kultur allein, sondern die gesamte Gesellschaft in nahezu allen Bereichen betrifft. Lösungen und Strategien einer Auseinandersetzung damit können deshalb nur global und spartenübergreifend entwickelt werden. Die Intensität und das rasante Tempo der Veränderungen in diesen Tagen zeigen uns, dass der langjährige Glaube an eine gewohnte Balance zerbrechlich sein kann. Wir wissen heute nicht, auf welche Zeiträume wir uns mit den augenblicklichen Einschränkungen einstellen müssen und wir können ebenso wenig einschätzen, welche Folgen sich aus der aktuellen Lage auf ganz unterschiedlichen Ebenen ergeben werden.

Der Landesmusikrat Niedersachsen arbeitet sehr engagiert, um Lösungen zur Problematik in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und innerhalb seines Netzwerkes zu finden. Täglich werden neue Entscheidungen und Maßnahmen aus medizinischer, ökonomischer und sozialer Fürsorge getroffen. Die Bewertung über eine angemessene und zufrieden stellende Wirkung dieser Entscheidungen unterliegt dabei einem großen und häufig persönlich geprägten Interpretationsspielraum. Der Landesmusikrat Niedersachsen begrüßt, dass die Verantwortlichen im Bund, in den Ländern und in den Kommunen wie auch in den zivilgesellschaftlichen Institutionen verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und dabei grundsätzlich einen weitreichenden Blick auf die gesamtgesellschaftliche Situation in allen Bereichen, also auch der Kultur entwickeln.

Unsere Arbeit und unsere Musikkultur lebt davon, dass wir mit anderen Menschen zusammen arbeiten und Musik gemeinsam gestalten und erleben. Die Begrenzung der persönlichen Begegnungen ermöglicht uns aber derzeit keine gemeinsame Teilhabe. Das trifft in besonderem Maße unsere tägliche Arbeit. Unser vorrangiges Ziel muss darin bestehen, die Gesundheit aller Menschen zu bewahren und eine entsprechende Vorsorge sicher zu stellen. Der Landesmusikrat Niedersachsen trägt dazu bei, dass aus dieser Fürsorge heraus zahlreiche Veranstaltungen abgesagt oder verschoben worden sind und die Mitarbeiter*innen in den Bildungsreferaten, in der Landesmusikakademie und bei Musikland Niedersachsen den Betrieb durch Umstellung auf Home-Office aufrecht erhalten, um für die Anliegen der gesamten niedersächsischen Musikszene zur Verfügung zu stehen.

Darüber hinaus ist es unbedingt erforderlich, die sich zunehmend abzeichnende prekäre Lage der gesamten niedersächsischen Musikszene bestehend aus den im Landesmusikrat Niedersachsen institutionell organisierten Verbänden und Einrichtungen mit 500.000 musizierenden Menschen, den 2.800 ehrenamtlich geführten Musikvereinen der Laienmusik sowie der Vielzahl von freischaffenden Einrichtungen und Akteur*innen finanziell zu unterstützen, um die Handlungsfähigkeit und wirtschaftliche Existenz der Betroffenen sowohl jetzt wie auch in Zukunft zu gewährleisten.

Deshalb müssen die bis jetzt schon zugesagten öffentlichen Mittel und Maßnahmen von Bund, Land und Kommunen schnell und weitgehend unbürokratisch an die Bedürftigen verteilt bzw. umgesetzt werden, um existenzbedrohende Auswirkungen in der niedersächsischen Musiklandschaft zu verhindern."

Hilfen vom Land Niedersachsen

Die Landeshilfe für Künstlerinnen und Künstler basiert auf zwei Säulen. Die erste Säule ist das Programm "Liquiditätssicherung für kleine Unternehmen“ und läuft über eine Richtlinie aus dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium. Diese richtet sich ausdrücklich nicht nur an Kleinunternehmer, sondern auch an soloselbständige Künstler und Kulturschaffende sowie gewerblich tätige Unternehmen. 

Die zweite Säule richtet sich explizit an Kultureinrichtungen, die nach dem derzeitigen Stand von der Bundesförderung nicht umfasst sind. Hier sind die kleinen Vereine und vergleichbare Einrichtungen im Blick, die sonst durch das Raster fallen würden. 

Zuschüsse können für das erste Programm bei der NBank beantragt werden.

Die zweite Säule soll schnellstmöglich an den Start gehen. 

Musikland bietet Beratung

Mit einer ständig aktualisierten Informations- und Hilfesammlung, sowie einer Telefonsprechstunde bietet Musikland Niedersachsen bereits Hilfen für Freischaffende Musiker*innen, Veranstalter*innen, Künstler*innen, Techniker*innen oder auch Dozent*innen an.
https://musikland-niedersachsen.de