Ein Jahr lang steht Deutschland im Zeichen der Tuba. Die Musikräte fast aller Bundesländer haben das tiefste Blechblasinstrument zum Instrument des Jahres gewählt. Im Rahmen einer musikalischen Pressekonferenz im Musikinstrumenten-Museum in Berlin wurde heute (11.01.) vor ca. 100 Gästen das Jahr der Tuba eröffnet. Zur Einstimmung spielten Daniel Casimir von der Musikschule Neukölln und Roberta Liesegang aus einer Bläserklasse des Leibniz-Gymnasiums in Berlin-Kreuzberg eine Jazz-Improvisation für zwei Tuben.
Die Tuba, so wie wir sie heute kennen, ist eine echte Berlinerin: Erfunden wurde sie im Jahr 1835 für die satte Basslage in Militärkapellen von „Kammermusikus Wilhelm Wieprecht und dem Hof-Instrumentenmacher Johann Gottfried Moritz zu Berlin“. Dr. Rebecca Wolf, Leiterin des Staatlichen Instituts für Musikforschung, gab Einblicke in die Geschichte der Tuba und lud in die Tuba-Ausstellung des Musikinstrumenten-Museums ein. Hier befindet sich auch die weltweit älteste erhaltene Tuba der Firma Moritz aus dem Jahr 1839. Ein imposantes Exemplar, gefertigt aus Messing und Neusilber, mit 5 Ventilen, den so genannten Berliner Pumpen“, wie Rebecca Wolf erklärte.
Hella Dunger-Löper, Präsidentin des Landesmusikrats Berlin e.V., erläuterte die bundesweite Initiative „Instrument des Jahres“ und deren Ziel, oftmals wenig beachtete Instrumente sichtbar zu machen. Unterstützt wird der Landesmusikrat Berlin dabei von zahlreichen Kooperationspartnern. Dazu gehören das Konzerthaus Berlin und weitere professionelle Veranstalter ebenso wie das Deutsche Tubaforum e.V., die Berliner Musikschulen und Musikhochschulen, die Berliner Posaunenchöre, die Musikbibliotheken oder die Landesmusikakademie. Sie alle rücken mit Konzerten, Workshops und Veranstaltungen ein häufig unterschätztes Instrument in den Mittelpunkt. Hella Dunger-Löper: „Die Tuba ist sowohl akustisch als auch visuell ein Instrument von großer Präsenz.“
„Die Tuba muss raus aus der Nische und rein ins Rampenlicht.“
Dennoch ist die Tuba an den Musikschulen kein besonders häufig unterrichtetes Instrument. Nur 46 Tubaschüler:innen waren es 2021 berlinweit. „Die Tuba muss raus aus der Nische und rein ins Rampenlicht“, brachte es Kultursenator Joe Chialo auf den Punkt. Als Schüler in einem katholischen Internat habe er sich einst selbst an der Posaune versucht. Tuba-Unterricht habe heute fast jede Berliner Musikschule in ihrem Portfolio. „Die Öffentlichen Musikschulen sind für mich integraler Bestandteil der dezentralen Kulturarbeit.“ Er setze sich mit aller Kraft dafür ein, sie im Rahmen eines Berliner Musikschulgesetzes zu fördern. Besonders wertvoll sei die Ensemblearbeit: „Ich kann es Ihnen aus eigener Erfahrung sagen: Nichts ist schöner, als ein Instrument spielen zu können, nichts aber schwerer, als allein im stillen Kämmerlein Posaune zu üben. Daher liegen mir gerade die Ensembleangebote der Musikschulen am Herzen.“
Auch eine andere Gruppe, die bisher durch die Kulturverwaltung noch nicht gefördert wurde, nehme er mit einer Förderung in den Blick: „Die Gruppe der ehrenamtlich organisierten Instrumentalen Amateurmusik, nicht nur im Jugendbereich, sondern für alle Generationen.“
Im Anschluss bekam Kultursenator Joe Chialo traditionell seinen ersten Tuba-Unterricht von Vikentios Gionanidis, Tubist der Deutschen Oper Berlin, der kurzfristig für den stark erkälteten Berliner Tuba-Schirmherrn Fabian Neckermann vom Rundfunk Sinfonieorchester Berlin eingesprungen war.
Nicht nur an den bezirklichen Musikschulen, sondern auch an öffentlichen Schulen können Kinder und Jugendliche Tuba lernen. Anke Vogeley, Fachbereichsleiterin Musik am Leibniz-Gymnasium in Berlin-Kreuzberg, berichtete von ihren Erfahrungen mit den Bläserklassen. Wolfram Krumme, Erster Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tuba-Forums schilderte musikalische Bildungswege und verwies dabei auch auf die Schlüsselfunktion der Nachwuchsarbeit in den Amateurensembles. Zudem gab er einen Ausblick auf das Tuba-Fest Berlin: Von 9. bis 12. Mai wird das tiefste aller Blechblasinstrumente mit Konzerten unterschiedlicher Genres, offenen Proben und Workshops gefeiert werden. Ein musikpolitisches Statement beschließt das Tuba-Fest: Die Tuba-Demonstration für mehr Musikalische Bildung vor dem Brandenburger Tor.
Zum Ausklang der Pressekonferenz spielte Tuba-Anfänger Senator Joe Chialo gemeinsam mit einem Tuba-Ensemble den Gassenhauer „Berliner Luft“, mit dabei Wolfram Krumme, die Tuba-Studentin Viktoria Krumme, Vinkentios Gionanidis und Georg Schrader vom Stabsmusikkorps der Bundeswehr.