Seit dem Jahr 2004 obliegt Paavo Järvi die künstlerische Leitung der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. In seiner Sitzung am Montag (1. Oktober 2024) hat der Bremer Senat beschlossen, dem estnischen Dirigenten eine hohe Auszeichnung zuzusprechen: Für die großen Verdienste, die sich Järvi in den zwei Jahrzehnten seines wesernahen Wirkens um das Orchester und um die Kultur in Bremen erworben hat, erhält er im Rahmen einer - noch nicht terminierten - Feierstunde im Rathaus die Bremische Medaille für Kunst und Wissenschaft.

"Paavo Järvi darf als herausragender musikalischer Botschafter der Stadt gelten", heißt es zur Begründung der Ehrung. Mit seinem Ensemble habe er "weltweit viel beachtete und gefeierte Neuinterpretationen unter anderem von Beethoven und Schumann, Brahms und Haydn eingespielt". Auch Paavo Järvis Engagement bei hiesigen Traditionsveranstaltungen wie "Sommer in Lesmona" hebt der Senat hervor. Mit jugendgerechten Formaten wie der "Stadtteil-Oper" in Osterholz-Tenever habe Järvi mit seinem Klangkörper überdies maßgebliche Impulse zu kultureller Teilhabe und unterhaltsamer Musikförderung gegeben.

Nach fünfjähriger sporadischer Zusammenarbeit mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen begann Järvis offizielle Tätigkeit als Chefdirigent mit einem Konzert am 10. Juni 2004, das aus der Glocke auf den Marktplatz übertragen wurde. Der 61-jährige Maestro stellt auf der Bühne wie auch an anderen Schauplätzen musikalische Öffentlichkeiten her, die klassische Musik als nahbar und zugänglich erleben.

Dirigentensohn Paavo Järvi, geboren 1962 in Tallinn, studierte Schlagzeug und Dirigieren an der Musikhochschule seiner Geburtsstadt. 1980 übersiedelte die Familie in die USA, wo er seine Ausbildung am Curtis Institute of Music in Philadelphia und bei Leonard Bernstein am Los Angeles Philharmonic Institute fortsetzte. Als Principal Guest Conductor war Järvi beim Royal Stockholm Philharmonic und beim City of Birmingham Symphony Orchestra tätig, bevor er von 2001 bis 2011 als Musikdirektor das Cincinnati Symphony Orchestra leitete. Von 2006 bis 2013 amtierte er als Chefdirigent des hr-Sinfonieorchesters, von 2010 bis 2016 war er Musikdirektor beim Orchestre de Paris und von 2015 bis 2022 Chief Conductor beim NHK Symphony Orchestra in Tokio.

Seit 2004 ist Järvi künstlerischer Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und seit 2019 leitet er überdies das Tonhalle-Orchester Zürich. Zudem ist er seit 2011 Intendant des estnischen Pärnu-Festivals, Chef des Estonian Festival Orchestra und der Järvi Academy. Als Gast arbeitete Paavo Järvi unter anderem mit den Berliner Philharmonikern und dem Israel Philharmonic Orchestra.

Järvis Aufnahme der Sibelius-Kantaten wurde mit einem Grammy ausgezeichnet. Hinzu kamen der Paul-Hindemith-Preis (2012) und der Rheingau-Musik-Preis (2019). Aus hiesiger Sicht erfreulich ist diese Ehrung jüngeren Datums: Im Oktober 2023 wurde die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen vom britischen Klassik-Magazin "Gramophone" als "Orchestra of the Year" (Orchester des Jahres) ausgezeichnet - für Järvis Einspielung von Haydns "Londoner Sinfonien". Nun folgt mit der Verleihung der Medaille für Kunst und Wissenschaft bereits die nächste Würdigung des Bremer Dirigenten.