Der Stiftungsrat fasste in seiner 10. Sitzung am vergangenen Freitag einstimmig den Beschluss, den Vertrag der Künstlerischen Direktorin Hortensia Völckers ab dem Jahr 2007 um weitere fünf Jahre zu verlängern.

Schwerpunkt der Stiftungsarbeit wird auch künftig die Förderung von Gegenwartskunst und -kultur bleiben. Die Stiftung werde weiterhin Themen zu den kulturellen Auswirkungen gesellschaftlicher Entwicklungen – wie Migration oder die Zukunft der Arbeit – in eigenen Programmen im internationalen Kontext behandeln. Sie prägen das Profil der Stiftung.

Das Engagement der Stiftung für die kulturelle Bildung wird noch verstärkt. Was mit dem Tanzplan Deutschland begann, wird nun auch in einem vergleichbar großen Netzwerk Neue Musik, einem mit 12 Mio. Euro ausgestatteten Projekt zur bundesweiten Förderung dieser Kunstrichtung, fortgeführt und auf die Bedarfslage einer anderen Sparte zugeschnitten. Auch hier steht eine breitenwirksam attraktive und zugleich qualitativ hochwertige Vermittlung im Vordergrund.

Stärker als bisher werde sich die Stiftung auch der Sicherung und Vermittlung des kulturellen Erbes widmen. In Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder wird zunächst ein Programm zur Restaurierung gefährdeten mobilen Kulturguts aufgelegt. Außerdem sollen in der antragsoffenen Projektförderung kulturhistorische und kulturwissenschaftliche Ausstellungen mit internationaler Ausrichtung stärkere Berücksichtigung finden. Dafür wird die Jury um zwei Fachleute erweitert. Der Stiftungsrat verabschiedete jetzt eine kulturhistorische Ausstellung zum napoleonischen Modellstaat Königreich Westfalen, die es als Vorläufer der freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Deutschland präsentiert.

Diese zusätzlichen Akzentsetzungen, mit denen Frau Völckers die Stiftungsarbeit erweitern wird, ergeben sich aus Erfahrungen der bisherigen Arbeit. Die Stiftung will zu einem größeren Verantwortungsbewusstsein für den kulturellen Reichtum in Deutschland beitragen, der nur durch innovative wechselseitige Impulse von Überlieferung und Erneuerung erhalten und vergrößert werden könne: „Innovation“, so Völckers, „findet nicht nur im jeweils Neuesten und in absichtsvollen Traditionsbrüchen statt, sondern ebenso in der kreativen Aneignung und ständigen Aktualisierung dessen, was uns die Innovativen der Vergangenheit übergeben haben.“

Die Kulturstiftung des Bundes wird etliche Projekte zum Kulturprogramm anlässlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft beisteuern. Dazu gehört ein internationaler Kongress in Karlsruhe über europäische Rechtskulturen im Konflikt, auf dem Theoretiker und Praktiker über die europäische Wertegemeinschaft anhand von divergenten höchstrichterlichen Urteilen zu umstrittenen Themen wie Sterbehilfe oder Pressefreiheit vs. Persönlichkeitsrechte diskutieren.

Die vom Stiftungsrat jetzt verabschiedeten Projekte haben ein Fördervolumen von insgesamt 21,4 Mio. Euro im Zeitraum 2006 bis 2011. Ausführliche Informationen zu diesen Projekten finden Sie in unserer Pressemappe, die Sie bei der Presseabteilung der Kulturstiftung des Bundes anfordern können.

Im Bereich der antragsgebundenen Projektförderung erhielten 74 Projekte eine Förderempfehlung durch die Jury. Das Fördervolumen beträgt diesmal insgesamt 7,4 Mio. Euro.

Die folgende Auswahl steht exemplarisch für das breite Spektrum: ein Tanzprojekt mit Jugendlichen der argentinischen Company „Crear Vale la Pena“, das in Kiel startet danach an sieben weiteren deutschen Städten realisiert wird; die internationale Ausstellung „Vom Funken zum Pixel“ zur Entwicklung zeitgenössischer Kunst im Zusammenspiel mit interaktiven und digitalen Medien im Martin-Gropius-Bau Berlin; das Morgenland Musikfestival in Osnabrück mit Konzerten des Tehran Symphony Orchestra; das erste Filmfestival mit Filmen von Frauen in Kabul, dessen Ergebnisse in Kassel und Hamburg präsentiert werden; die Uraufführung eines Opernprojekts von Christian von Borries in Bearbeitung von Wagners Tannhäuser auf der Wartburg in Eisenach; ein Projekt zur Vermittlung klassischer Musik der Berliner Choreografin Sasha Waltz in sieben deutschen Städten; die MusikTriennale Köln mit dem einem Schwerpunkt auf Musik aus China; eine Theaterinszenierung des “Woyzeck” in Dresden, die Bezüge zur Problematik von gewaltbereiten Jugendlichen aus der rechtsextremistischen Szene herstellt; das Medienkunst- und Performancefestival Balaklava Odyssey auf der Krim, dessen Ergebnisse in Halle, Dortmund und Berlin gezeigt werden; ein internationales Symposium, dass sich anhand des Lebenswerkes von Leonhard Euler mit den Wechselbeziehungen von Wissenschaft und Künsten im Zeitalter der Aufklärung befasst und ein Literaturfest in Ostwestfalen-Lippe, dass sich auf verschiedenen Wegen in die Erzählwelten des Reiseschriftstellers Cees Noteboom begibt.