Am Dienstag hat Kulturstaatsminister Bernd Neumann zum dritten Mal den BKM-Preis für Kulturelle Bildung verliehen. Bei einer Festveranstaltung im Schloss Genshagen bei Berlin wurden drei herausragende Modellprojekte mit dem BKM - Preis 2011 ausgezeichnet.

Staatsminister Bernd Neumann betonte in seiner Rede:„Das Ziel der Bundesregierung ist es, den Zugang zu kulturellen Angeboten unabhängig von sozialer Lage und Herkunft zu erleichtern und die Aktivitäten im Bereich der kulturellen Bildung zu verstärken Dazu haben wir Projekte entwickelt und mehrere Initiativen gestartet. Eine davon ist der BKM-Preis Kulturelle Bildung. Auszeichnungen herausragender Projekte sind wichtig, denn sie schaffen ein Bewusstsein dafür, dass professionelle Vermittlungsarbeit ein integraler Bestandteil der Aufgaben von Kunstinstitutionen ist. Deshalb bedarf sie dauerhafter und verlässlicher Unterstützung von öffentlichen und privaten Förderern. Denn es geht dabei nicht um ein ‚nice to have‘ – nein, es geht um den ‘Kitt‘, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Seit 2010 haben wir einen eigenen Fördertitel ´Kulturelle Vermittlung´ mit einem Volumen von 1,2 Mio. Euro. Geplant ist für das kommende Jahr eine weitere Steigerung, um noch mehr bundesweite Modellprojekte finanzieren zu können. Diese sollen vor allem diejenigen in den Blick nehmen, die bislang kaum von den Angeboten der öffentlich geförderten Kultureinrichtungen Gebrauch machen. Jeder Euro für die kulturelle Bildung ist ein klug angelegter Einsatz. Denn Kulturelle Bildung hat eine Schlüsselfunktion bei der Bewältigung von Zukunftsfragen wie der Integration und dem demografischen Wandel.“

Der BKM-Preis honoriert hervorragende, bundesweit vorbildliche Modellprojekte der kulturellen Vermittlung. Der mit insgesamt 60.000 Euro dotierte Preis wird seit 2009 jährlich vergeben und soll die Bedeutung vorbildlicher Vermittlungsarbeit für alle Kulturinstitutionen herausstellen.

Aus 100 Vorschlägen hat eine Fachjury drei Preisträger ausgewählt, die mit gleichwertigen Preisen à 20.000 Euro ausgezeichnet werden:

• Offener Kanal Magdeburg e.V.: „Es geht um Dein Leben. Eine Telenovela in Magdeburg“ (Sachsen-Anhalt)
15 Schülerinnen und Schülern zwischen 13 und 17 Jahren spielen in einer dreiteiligen „Telenovela von unten“ mit, die der Offene Kanal Magdeburg gemeinsam mit zwei Sekundarschulen in sozialen Brennpunkten auf den Weg gebracht hat. Das Drehbuch stammt von einem Profi, der es während eines viertägigen Drehbuchworkshops gemeinsam mit den Schülern entwickelt hat. Die jugendlichen Darsteller erhielten über zwei Monate einmal wöchentlich einen zweistündigen Schauspielunterricht. Die Serie ist keine bloße Imitation von Jugendsoaps, im Mittelpunkt stehen Jugendliche aus Magdeburg mit ihren eigenen Themen. Begleitet wurde das Projekt von Schulsozialarbeiterinnen.

• Landesmusikjugend Rheinland-Pfalz & Landesverband der Musikschulen Rheinland-Pfalz: „Der unbekannte Krieg“ (Rheinland-Pfalz)
Während der neunmonatigen Projektphase haben sich rund 250 Jugendliche mit den Ursachen, dem Verlauf und den Folgen des Zweiten Weltkriegs auseinandergesetzt. Das einstündige Requiem wurde über einen Zeitraum von neun Monaten erarbeitet. Den regionalen Bezug stellte ein Theaterstück zu Geschehnissen auf der Burg Waldeck bei Dorweiler von 1920 bis 1945 her. Über 250 Menschen jeden Alters wirkten direkt am Projekt mit, darunter 11 Schauspielerinnen und Schauspieler, 5 Musikerinnen von „Wonderbrass", 30 Streicherinnen und Streicher im Kammerorchester, 50 Musikerinnen und Musiker im Kreisjugendorchester sowie 75 Sängerinnen und Sänger. Damit wurde ein komplexes geschichtliches Thema künstlerisch verarbeitet.

• IBA Fürst-Pückler-Land GmbH: „Paradies 2“ (Region Lausitz, Brandenburg)
Das Kunstprojekt „Paradies 2“ war die zentrale Aktivität des Abschlussjahres der IBA. 7.000 Teilnehmer und 10.000 Zuschauer wirkten an sieben Inszenierungen mit. Außerdem gab es eine Abschlussausstellung und ein umfangreiches Tourenprogramm. Künstlerische Ausdrucksformen wurden genutzt, um in einem durch radikalen Strukturwandel geprägten Gebiet zu intervenieren. Menschen verschiedenster sozialer Herkunft lernten, sich gemeinsam künstlerisch auszudrücken.

Zu den zehn für den BKM-Preis 2011 nominierten Projekten gehören:

• „Die Kleist-WG“ der Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte e.V., in dem sich Schülerinnen und Schüler über ein Schuljahr hinweg künstlerisch mit Heinrich von Kleist, seiner Biografie, seinem Werk und seinem Ruhm auseinandergesetzt haben.
• „Haslach 2010“ des Theaters Freiburg, eine künstlerisch-soziologische Erkundung des Freiburger Stadtteils Haslach.
• „Heimat unter Erde - memleket topragin altinda“ des Schauspiels Dortmund, eine dokumentarisch-literarische Recherche mit „Gastarbeitern“ der 60/70iger Jahre, deutschen Kumpeln jener Zeit und Jugendlichen von heute.
• „Horch, es brennt“ der Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg / Neustrelitz, eine seit 2005 kontinuierlich aufgebaute Angebotsreihe der Theater und Orchester GmbH Neustrelitz zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern.
• „Ich sehe was, was du nicht siehst“, ein generationsübergreifendes Kunstprojekt zum Thema demografischer Wandel der Kunsthalle Emden, in dessen Verlauf ein intensiver, künstlerisch vermittelter Austausch über unterschiedliche Lebenswelten, Erfahrungen und Utopien stattfand.
• „Mutwerk. Ein Theaterprojekt über Zivilcourage“ des Theaters Erlangen,das sich gemeinsam mit der Kirche, dem Seniorenbeirat, der Polizei, der Uni und vielen anderen regionalen Akteuren dem Thema "Zivilcourage" auf theatralische Weise näherte.
• „Zukunftsmusik“ der Musik der Jahrhunderte Stuttgart e.V. / Netzwerk Süd, in dem sich 12 Komponisten als „composer in residence“ mit dem konkreten Lebensumfeld in den teilnehmenden Städten auseinandergesetzt und mit den örtlichen Musikvereinen zusammengearbeitet haben.

Das Auswahlverfahren für den „BKM-Preis Kulturelle Bildung“ ist mehrstufig: Zunächst sondieren über 50 Vorschlagsberechtigte aus allen Kultursparten, darunter Stiftungen, Dachverbände und gemeinnützige Vereine, geeignete Projekte. Anschließend schlagen sie bis zu drei Projekte für den BKM-Preis vor. Danach bewertet eine vom BKM benannte, unabhängige Fachjury diese Vorschläge, nominiert zehn überzeugende Projekte und empfiehlt die drei besten für die Auszeichnung mit dem „BKM-Preis Kulturelle Bildung“. Die endgültige Entscheidung über die Vergabe des Preises liegt beim Kulturstaatsminister.