Am heutigen Freitag ist auf einem Festakt in Pécs/Ungarn Kulturstaatsminister Bernd Neumann von der Universität Pécs die Würde eines „Doctor et Professor Honoris Causa“ verliehen worden.

In seinem Vortrag aus Anlass der Verleihung unterstrich Bernd Neumann den besonderen Stellenwert der deutsch-ungarischen Kulturbeziehungen und die große Bedeutung ungarischer Kulturschaffender für Europa. Stimmen wie die des bekannten Autors György Konrád oder des auf der diesjährigen Berlinale ausgezeichneten Filmregisseurs Béla Tarr besäßen auch in Deutschland großes Gewicht. „Vor dem Hintergrund unseres großen europäischen Kulturraumes“ sei „von hoher Symbolkraft, dass im vergangenen Jahr Pécs gemeinsam mit Essen und dem Ruhrgebiet Kulturhauptstädte Europas waren“, erklärte Bernd Neumann. Die traditionell guten Beziehungen beider Staaten seien geschichtlich begründet. Sie bestünden bereits seit Gründung des Königreichs Ungarn durch Stephan den Heiligen im Jahr 1000. Dieser habe Ungarn in den abendländischen Kulturkreis integriert und deutsche Siedler ins Land gerufen, die am Aufbau Ungarns mitwirkten und seitdem zu seinem Wohlstand beitragen. Die in Ungarn ansässigen Deutschen bildeten daher schon immer eine Brücke zwischen dem Land der Magyaren und Deutschland.

Die Universität widmete den Festakt zur Verleihung der akademischen Würden der Erinnerung an die ungarische Revolution von 1956. Staatsminister Bernd Neumann griff dies auf und betonte das historische Verdienst des ungarischen Volkes, das sich 1956 und auch 1989 auf beispielhafte und bewundernswerte Weise für die Freiheit eingesetzt habe. Für Kunst, Kultur und Wissenschaft sei ein Klima der Freiheit unabdingbar. Sie lebten von der Eigenständigkeit der Gedanken, vom ungehinderten Austausch und von der Freiheit zu experimentieren. „Als der für Kultur und Medien verantwortliche Staatsminister in Deutschland habe ich und werde ich mich immer mit Überzeugung für diese grundlegenden Freiheiten in einer Gesellschaft stark machen“, so der Staatsminister.

In ihrer Begründung für die Verleihung des Ehrentitels an Staatsminister Bernd Neumann hob die Universität die Erfolge des vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Stiftungslehrstuhls für Deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa hervor. Dessen Beitrag zur Erforschung und Wissensvermittlung über das Zusammenleben der zahlreichen Ethnien im Donauraum – insbesondere mit Blick auf die Ungarndeutschen – sowie zur Geschichte der deutsch-ungarischen Beziehungen sei wegweisend. Anerkennenswert seien darüber hinaus die sehr positive Zusammenarbeit im Deutsch-Ungarischen Kulturjahr 2006/2007 sowie die gemeinsam verwirklichten kulturellen und wissenschaftlichen Programme zur Europäischen Kulturhauptstadt Pécs 2010 mitgewirkt.

Der Stiftungslehrstuhl in Pécs/Fünfkirchen wird derzeit im Auftrag des BKM vom Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. (IKGS) an der Ludwig-Maximilians-Universität München betreut. Der Minister für Nationale Ressourcen Prof. Dr. Miklós Réthely sagte gestern Staatsminister Bernd Neumann zu, dass die ungarische Regierung die Weiterfinanzierung ab 2012 übernehmen werde.