Kultusministerin Doris Ahnen stellte gestern in Mainz das Programm zum 18. Kultursommer Rheinland-Pfalz unter dem Motto „Cool Britannia“ vor. Eines der Projekte, das sich mit der aktuellen britischen Kunst auseinandersetzt, ist die Werkschau von David Shrigley ab Ende August in der Mainzer Kunsthalle – Grund genug, die Pressekonferenz eben dort stattfinden zu lassen. Geografisch, historisch und inhaltlich widmen sich viele der ca. 250 Kultursommer-Projekte, die zwischen 1. Mai und 3. Oktober im ganzen Land stattfinden, sowohl der großartigen Tradition des Landes wie dem „coolen Melting pot“ der gegenwärtigen britischen Szene.

„Das diesjährige Programm des Kultursommers ist wieder einmal vielfältig, spannend und hochattraktiv. So unterschiedlich Geschmäcker sein mögen, ich bin sicher, dass auch in diesem Jahr für jeden Besucher und jede Besucherin etwas dabei ist. Unter anderem beleuchten wir in verschiedenen Projekten die gesamte britische Musikgeschichte“, so Kulturministerin Doris Ahnen, Vorstandsvorsitzende des Kultursommers. Das beginnt – historisch gesehen – mit der Musik aus den mittelalterlichen Klöstern Englands in der Reihe Vokalmusik entlang der romanischen Straße in der Pfalz. Über die großen britischen Komponisten Dowland, Purcell, Byrd, die im Kultursommer-Vokalstern und den großen Musikfestivals wie Moselmusikfestival, Rheinvokal und Euroklassik erklingen, und die englische Orgelmusik aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert in den Internationalen Orgelfestwochen reicht es bis zu Edward Elgar und Benjamin Britten. Brittens berühmtes „War Requiem“ steht im Mittelpunkt eines Prologprojektes zum Kultursommer und ist schon Mitte April in Neustadt,
Frankenthal und Mainz zu erleben; weitere Konzerte gibt es in Burgund und in Katowice.

Der Kultursommer hat hochkarätige Vertreter der britischen Szene eingeladen, wie die King’s Singers, das English Vocal Consort unter der Leitung von Grammy-Gewinner Simon Halsey, die Joyful Company of Singers aus London und den New College Choir Oxford. Ein besonderes Ereignis verspricht „Hallelujah, Mr. Händel!“ zu werden: Am 4. Juli in der Trierer Konstantin-Basilika führen ca. 500 Mitwirkende aus aller Welt gemeinsam mit der Rheinischen Philharmonie den „Messiah“ des aus Halle stammenden englischen Hofkomponisten Georg Friedrich Händel auf.

In einem Kultursommer mit dem Motto „Cool Britannia“ darf natürlich die populäre Musik der letzten Jahrzehnte nicht fehlen: So sind bei der Eröffnungsveranstaltung des Kultursommers am zweiten Maiwochenende in Worms mit Paul Carrack und Chumbawamba Pop-Heroen der Achtziger und Neunziger zu erleben, mit Katie Melua und Rodger Hodgensen sind beim 11. Mainzer Zeltfestival weitere großen Namen der britischen Szene dabei. Auch witzig-innovative Kultgruppen finden sich im Kultursommerprogramm 2009, wie das Ukulele Orchestra of Great Britain u. a. beim Weltmusikfestival Horizonte oder die Tiger Lillies aus London beim integrativen Festival Grenzenlos Kultur. Das Kammgarn Bluesfestival und das Lahnsteiner Bluesfestival widmen sich in diesem Jahr ganz dem britischen Bluesrock. Freuen darf man sich u. a. auf Ex-Stones Bassist Bill Wyman und seine Rhythm Kings.

Aktuelle Vertreter der britischen Tanz- und Theaterszene sind natürlich ebenfalls zu erleben, beginnend mit den Straßentheatergruppen im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung über die Theatertage Idar-Oberstein bis hin zu No Strings Attached, dem Kultursommer-Festival der außergewöhnlichen Theaterformen, das mit einer Deutschland-Premiere aufwarten kann: "The Cleansing of Constance Brown" ist atemberaubendes visuelles Theater für jeweils maximal 40 Zuschauer.

Ein ganzes Shakespeare Festival präsentieren z.B. die Mainzer Kammerspiele. Und dass sich die „kleinen“ Veranstalter gerade im Kultursommer nicht zu verstecken brauchen, beweist das TheaderFreinsheim in der Pfalz: als eines der vermutlich kleinsten Theater Deutschlands wagt es sich an aktuelle britische Dramatiker und präsentiert das Erwachsenenstück „Messer in Hennen“ von David Harrower und „Die Wanze“ nach dem Kinderbuch von Paul Shipton. Mehr Theater für Kinder bietet das Festivalstern Figurentheater mit ausgewählten Stücken zum Kultursommer-Motto in ganz Rheinland-Pfalz.

Ein weiteres großartiges Projekt ist Touch the Future in Dannstadt-Schauernheim. Bereits zum dritten Mal treffen sich rund 300 Kinder und Jugendliche aus Europa und Übersee, um miteinander und füreinander zu singen und zu tanzen, gemeinsam unter professioneller Anleitung Choreografien zu erarbeiten und die Ergebnisse beim Abschlusskonzert am 18. Juli in Ludwigshafen zu präsentieren.

Diese und viele weitere Projekte mit und ohne Mottobezug machen die Vielfalt des Kultursommers Rheinland-Pfalz aus: Ob „Watercolours“ in der Villa Streccius in Landau, das Chawwerusch-Theater, die Akademie für Poesie und Musik von Christof Stählin „SAGO“ oder eine Brit-Film-Reihe mit Kultregisseur Peter Greenaway. Ob der Westerwälder Bläsersommer, Lesungen mit Bela B. oder Sebastian Horsley, das Krimi-Medienfestival Tatort Eifel oder die Sonderausstellung 60 Jahre Augsburger Puppenkiste im PUK Bad Kreuznach.

Das offizielle Abschlussprojekt und vielleicht auch der Höhepunkt im Programm 2009 wird vom 30. September bis 3. Oktober der zweite Vocal Jazz Summit, das Gipfeltreffen der internationalen Vocal Jazz-Szene, in und um die Phoenixhalle Mainz sein. Nach dem großen Erfolg 2005 mit Take 6 und den New York Voices sind mit The Manhattan Transfer und den Swingle Singers aus England und anderen diesmal wieder maßgebende Ensembles der Weltspitze dabei.

Das Programm 2009 mit seinen ca. 250 Projekten wird bis Ende April im Internet veröffentlicht unter www.kultursommer.de.