Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, ist irritiert über den heute erschienenen Spiegel-Artikel zu Kulturfinanzierung. In dem Beitrag "Die Hälfte" von Dieter Haselbach, Armin Klein, Pius Knüsel und Stephan Opitz, der offensichtlich ihr in wenigen Tagen erscheinendes Buch promoten soll, fordern die Autoren den Kulturetat bundesweit um die Hälfte zu reduzieren. Sie attestieren der deutschen Gesellschaft eine unreflektierte, kulturelle Aufrüstung seit den 1970er-Jahren.
Der Deutsche Kulturrat fragt sich, von welcher Realität hier die Rede ist. Fakt ist: selbst die von den Autoren geforderte Reduzierung des Kulturetats um 50 Prozent bringt keine nennenswerte Entlastung der öffentlichen Haushalte. Fakt ist: der Kulturbereich ist ein sehr kniffliges Gebilde mit zahlreichen Verflechtungen. Gerade öffentliche Kultureinrichtungen sind wichtige Auftraggeber und Kunden der von den Autoren so gelobten Kulturwirtschaft. Zudem sind öffentlich geförderte Institutionen wichtige Arbeitgeber und Auftraggeber freier Kunst- und Kulturschaffender. Fakt ist: in verschiedenen Bundesländern finden derzeit intensive Beratungen zur künftigen Ausrichtung der Kulturpolitik statt. Zu nennen ist hier der Kulturkonvent in Sachsen-Anhalt, der Dialogprozess in Niedersachsen oder auch die Debatte in Brandenburg um die Ziele der dortigen Kulturpolitik.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Wenn die Lösungen doch nur so einfach wären, dann könnte Kulturpolitik am Küchentisch gemacht werden. Haselbach, Klein, Knüsel und Opitz, die Autoren des Buches "Der Kulturinfarkt", fordern von den Kultureinrichtungen Verzicht. "Derzeit fördern wir Lobby und Institutionen – nicht die Kunst", lesen wir bei der Buchankündigung. Verzicht von anderen zu fordern ist leicht, besser wäre es, die Autoren gehen in ihren eigenen Kulturinstitutionen mit gutem Beispiel voran. Haselbach leitet das von öffentlichen Aufträgen abhängige Zentrum für Kulturforschung in Bonn, Klein ist Vorstandsmitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft in Bonn, die ebenfalls hauptsächlich durch öffentliche Förderung existiert und Knüsel ist Direktor der durch öffentliche Mittel finanzierten Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia. Also viel Spielraum um mit gutem Beispiel voranzugehen!"
Absätze
Quelle
http://www.kulturrat.deMore on the topic