Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, hat sich zu den Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Kulturelle Bildung positioniert. Der Deutsche Kulturrat hat in seiner Stellungnahme konkrete Forderungen zur Sicherung der Kulturellen Bildung für alle Generationen formuliert.

Auf Grund des demografischen Wandels verändert sich die Bevölkerungszusammensetzung. Der Anteil der älteren Menschen nimmt zu, der der jüngeren nimmt im Gegenzug ab. Migrantinnen und Migranten stellen einen wachsenden Bevölkerungsanteil. Zugleich wachsen die regionalen Disparitäten.

Der demografische Wandel ist zugleich eine Chance und eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Es ist ein zivilisatorischer Gewinn, dass die Menschen länger leben. Wesentlich ist für den Deutschen Kulturrat die Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben und die Verständigung über die Generationen hinweg.

In seiner Stellungnahme unterstreicht der Deutsche Kulturrat, dass Kulturelle Bildung in allen künstlerischen Sparten Teilhabe an Kunst und Kultur eröffnet. Durch Kulturelle Bildung werden Menschen an Kunst und Kultur herangeführt. Sie werden so zu aktiv Kulturausübenden oder auch zu kompetenten Rezipienten. Kulturelle Bildung hilft, Kreativität zu entwickeln und sich in unterschiedlichen Sprachen und Formen auszudrücken. Angebote der Kulturellen Bildung richten sich an Menschen aller Altersgruppen. Mit Blick auf die Integration von Migranten und für die notwendige interkulturelle Kompetenz in der Gesellschaft wachsen Kultureller Bildung neue Aufgaben zu. Kulturelle Bildung, die auch auf nonverbalen Ausdrucksformen basiert, bietet Integrationschancen, die stärker ins Blickfeld rücken sollten.

Konkret formuliert der Deutsche Kulturrat:
- Der Deutsche Kulturrat hält die kulturelle Kinder- und Jugendbildung für einen unerlässlichen Grundstein, um Interesse an Kunst und Kultur zu wecken und auszubilden. Der Deutsche Kulturrat begrüßt daher, dass die Kulturelle Bildung in den Bildungsplänen und -konzepten der Länder für Kindertagesstätten an Bedeutung gewinnt. Der Deutsche Kulturrat fordert, dass in der Ausbildung und Weiterbildung der Erzieherinnen und Erzieher Kulturelle Bildung einen wichtigeren Stellenwert erhält.

- Der Deutsche Kulturrat begrüßt, dass die Schulen sich stärker ihrem Umfeld öffnen und bestärkt durch den Ausbau an Ganztagsschulen vermehrt mit anderen Bildungs- aber auch Kultureinrichtungen vor Ort zusammenarbeiten. Diese Zusammenarbeit gilt es auszubauen und entsprechend kompetente Kulturpädagoginnen und -pädagogen sowie Künstlerinnen und Künstler einzubeziehen.

- Die Zusammenarbeit mit Kultureinrichtungen sowie der außerschulischen Kinder- und Jugendbildung bildet jedoch keinen Ersatz für die künstlerischen Schulfächer sowie die künstlerischen Arbeitsgemeinschaften an Schulen. Der Deutsche Kulturrat fordert, dass der Marginalisierung der künstlerischen Schulfächer entschieden entgegen getreten wird und die künstlerischen Schulfächer von Fachlehrern entsprechend dem vorgesehenen Stundendeputat in den jeweiligen Klassenstufen unterrichtet werden.

- Im Kinder- und Jugendhilfegesetz wird die Kulturelle Bildung explizit als einer der Schwerpunkte der Jugendarbeit genannt. Der Deutsche Kulturrat fordert den weiteren Erhalt und die Weiterentwicklung der Infrastruktur außerschulischer Bildung.

- Das lebensbegleitende Lernen ist eine Chance zur Welterkennung, zur Lebensgestaltung und zur Weiterqualifizierung. Lebensbegleitendes Lernen zieht sich durch alle Generationen. Für jede Altersstufe gilt es, entsprechende Angebote und Zugangsweisen, adäquate Methoden und Bildungskonzepte zu entwickeln. Der Deutsche Kulturrat fordert zur Sicherung des lebens-begleitenden Lernens bei Erwachsenen Zugangsmöglichkeiten breiter Bevölkerungsschichten zu den Angeboten der Erwachsenenbildung.

- Die Gruppe der älteren Menschen muss differenziert betrachtet und an ihren jeweiligen kulturellen Bedürfnissen angeknüpft werden. Viele noch Berufstätige, deren Ruhestand in greifbare Nähe rückt, wollen ihre Aktivitäten im Kunst- und Kulturbereich ausweiten. Ansatzpunkte sind hierfür die generationsübergreifenden Freiwilligendienste sowie weitere Projekte, die sich gezielt der generationsübergreifenden Kulturellen Bildung widmen.

- Der demografische Wandel zeigt sich nicht nur in einem größer werdenden Anteil älterer Menschen, sondern auch in regionalen Disparitäten. Bereits seit mehreren Jahren sind innerhalb Deutschland Bevölkerungsbewegungen zu verzeichnen. Der Deutsche Kulturrat fordert, dass Kultureinrichtungen in bevölkerungsarmen Regionen aufrecht erhalten und mobile Angebote stärker ausgebaut werden, damit auch hier die Grundversorgung mit Kunst und Kultur sowie Kultureller Bildung gewährleistet ist.

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