Am Dienstag, 8. März, eröffnete in Lübeck die zweitägige digitale Veranstaltung „Forum Kreativpotentiale 2022“. Wider Sense TraFo, Trägerin des Programms „Kreativpotentiale im Dialog“, das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein (MBWK) sowie die Stiftung Mercator luden Akteurinnen und Akteure der Kulturellen Bildung aus den Ländern, Verbänden sowie aus Politik und Wissenschaft zum Austausch ein.

Das Netzwerkprogramm blickt auf zehn Jahre Arbeit zurück und formuliert eine Agenda für Morgen. Helmut Seidenbusch von der Stiftung Mercator, Förderin des Projekts, verdeutlichte: „Neben dem Bedürfnis der Schulen, ihre alltäglichen Herausforderungen mit den Mitteln der Kulturellen Bildung konstruktiv zu bearbeiten, ist es auch ein Anliegen der Bildungspolitik geworden, die Qualitäten der Kulturellen Bildung in der Unterrichts- und Schulentwicklung zu nutzen – eine großartige Entwicklung in den letzten zehn Jahren.“ 

Mit Kultureller Bildung Zukunft gestalten

Ulrike Sommer, Geschäftsführerin von Wider Sense TraFo, wies darauf hin: „Kulturelle Bildung besitzt ein starkes transformatives Potential, denn sie öffnet Lern- und Experimentierräume und fördert dadurch Selbst- und Persönlichkeitsbildung. Das ist gerade heute hilfreich angesichts der vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind. Denn diese erfordern nicht nur neues Denken, sondern auch neue Zukunftsbilder und Erzählungen. Kulturelle Bildung stärkt Menschen darin, auch ungewisse Perspektiven als Chance zu begreifen und nicht nur mögliche Krisen, Verbote oder Verluste zu sehen. Insofern ist das Entwicklungspotential Kultureller Bildung noch längst nicht ausgeschöpft.“

Der Zukunft Kultureller Bildung widmete sich auch Karin Prien, Bildungsministerin des Landes Schleswig-Holstein: „Kulturelle Bildung ist die Basis für ein friedliches Zusammenleben und zugleich der Schlüssel, mit dem junge Menschen am gesellschaftlichen Leben teilhaben und es selbst gestalten können. Sie trainiert die Selbstwahrnehmung und die Selbstwirksamkeit. Beide Kompetenzen werden gebraucht, um Krisen zu bestehen und unsere Zukunft zu gestalten“, betonte sie. Daher stehe Kulturelle Bildung weit oben in den Agenden der Bildungs-, Jugend- und Kulturpolitik der Länder. Sie müsse in der schulischen und kulturellen Praxis noch weiter und nachhaltig verankert werden.

Kulturelle Bildung – Ursache und Lösung gesellschaftlicher Ungleichheit

Dieses Vorhaben begrüßte auch Gastredner und Bildungsexperte Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani: „Kaum etwas in unserer Gesellschaft ist so ungleich verteilt wie der Zugang zu Kunst und Kultur. Kulturelle Bildung ist also einer der zentralen Treiber gesellschaftlicher Ungleichheit. Gleichzeitig kann sie jedoch ein entscheidender Hebel zur Lösung dieses Problems sein. Denn kulturelle Bildung fördert nicht nur die Selbstwirksamkeit von Kindern und Jugendlichen und stärkt ihr Selbstvertrauen, sondern ermöglicht ihnen auch den Zugang zu einem anderen sozialen Umfeld – alles Faktoren, die für den Erfolg eines Lebensweges wichtig sind und somit auch zu einer größeren Chancengerechtigkeit in unserer Gesellschaft führen.“

Gelebte Praxis der Kulturellen Bildung 

Wie sich Kulturelle Bildung in der Praxis konkret gestaltet, veranschaulichten auf dem Kongress die Verantwortlichen der unterschiedlichen Länderprojekte. Darunter auch Dr. Johanna Pareigis von der Bewegung „Lernen im Freien“ aus Schleswig-Holstein, welche die Idee des Draußen-Lernens mit der Kulturellen Bildung verknüpft: „Unsere Bewegung möchte Lernende wie Lehrende dabei unterstützen, sich zu freien und mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu entwickeln. Die Kulturelle Bildung ist hierfür ein wichtiger Baustein. Denn sie fördert nicht nur kreatives, sondern auch kritisches Denken und stärkt gleichzeitig die Fähigkeit zur Zusammenarbeit mit Anderen. Das sind unserer Meinung nach genau die Fähigkeiten, die wir für eine Bildung der Zukunft brauchen.“

Hintergrund

Über das Netzwerkprojekt „Kreativpotentiale im Dialog“

Das Netzwerkprojekt „Kreativpotentiale im Dialog“ setzt sich seit mehr als zehn Jahren dafür ein, Kulturelle Bildung nachhaltig im deutschen Bildungssystem zu verankern. Denn obwohl der Kulturellen Bildung mit Blick auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung und hinsichtlich der Gestaltung gesamtgesellschaftlicher Veränderungsprozesse eine zentrale Bedeutung zukommt, nimmt sie im Vergleich zu Unterrichtsfächern wie Mathematik, Deutsch oder Physik oft nur eine untergeordnete Rolle ein. Gefördert durch die Stiftung Mercator und umgesetzt von der Wider Sense TraFo gGmbH, entwickelte „Kreativpotentiale im Dialog“ gemeinsam mit Kooperationspartner*innen aus 15 Bundesländern zahlreiche Konzepte und Fortbildungsstrukturen, die alle dasselbe Ziel eint: Kulturelle Bildung in Deutschland erfolgreich voranzutreiben.

Über Wider Sense TraFo

Wider Sense ist ein Beratungshaus für gesellschaftlichen Wandel. Es berät Organisationen zu Corporate Social Responsibility (CSR), strategischer Philanthropie und systemischen Bildungskonzepten. Als 100-prozentige gemeinnützige Tochtergesellschaft unterstützt Wider Sense TraFo Stiftungen, Unternehmen und die öffentliche Hand bei der Umsetzung von Projekten und beim Transfer von Lösungen für sozialen Wandel.

Über die Stiftung Mercator

Die Stiftung Mercator ist eine private, unabhängige Stiftung, die auf der Grundlage wissenschaftlicher Expertise und praktischer Projekterfahrung handelt. Sie strebt mit ihrer Arbeit eine Gesellschaft an, die sich durch Weltoffenheit, Solidarität und Chancengleichheit auszeichnet. Um diese Ziele zu erreichen, fördert und entwickelt sie Projekte, die Chancen auf Teilhabe und den Zusammenhalt in einer diverser werdenden Gesellschaft verbessern. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa will die Stiftung Mercator durch ihre Arbeit stärken, die Auswirkungen der Digitalisierung auf Demokratie und Gesellschaft thematisieren und den Klimaschutz vorantreiben. Die Stiftung Mercator engagiert sich in Deutschland, Europa und weltweit. Dem Ruhrgebiet, Heimat der Stifterfamilie und Stiftungssitz, fühlt sie sich besonders verbunden.