Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat seinen mit 12.800 Euro dotierten Hans-Werner-Henze-Preis in diesem Jahr an den in Bochum lebenden Komponisten Stefan Heucke verliehen. LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch hat den "Westfälischen Musikpreis" dem Künstler am Dienstag (27.11.) im Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund für seine kompositorischen Leistungen überreicht. Der LWL vergibt seinen Musikpreis alle sechs Jahre für besondere Leistungen zeitgenössischer Komponisten, die aus Westfalen stammen oder hier wirken.

"Stefan Heuckes kompositorische Leistungen zeichnen sich durch eine große stilistische Bandbreite und Vielseitigkeit aus. Er ist ein Komponist, der sein Handwerk sowohl in den klassischen als auch modernen Facetten einwandfrei beherrscht. Erwachsen sind seine Kompositionen aus der klassisch-romantischen Tradition, auf deren Grundlage Stefan Heucke immer wieder einen Neuanfang wagt. Indem Stefan Heucke die kompositorischen Techniken des 20. Jahrhunderts gezielt einsetzt, entstehen ganz neue musikalische Formen. So ist seine Musik zugleich ein kritischer Reflex auf eben diese Traditionen und Vorbilder", zitierte Kirsch aus der Begründung der Jury.

In seiner Laudatio beschrieb Manuel Brug, Musikredakteur der Zeitung "Die Welt", Heuckes Musik so: "Sie ist farbig und will berühren, kann aber auch schroff sein, Hürden bauen. Sie ist fantasievoll und rhythmisch voller Überraschungen, sie vermag zu erschüttern, zu betören und zu beruhigen. Sie lässt aber auf keinen Fall kalt - dazu ist sie zu sehr Bekenntnismusik. Ihr Schöpfer möchte in seiner Persönlichkeit erkannt und verstanden werden. Suggestiv nimmt sie einen mit auf Klangerlebnisreisen und auf Abenteuerspielplätze der Töne." Für besonders mutig hält Brug, dass Heucke sich mit seinen beiden großen Bühnenwerken "Die Ordnung der Erde" (Balletmusik) und "Das Frauenorchester von Auschwitz" (Oper) erfolgreich auf kontroverse Stoffe eingelassen habe, an denen er allzu leicht hätte scheitern können. "Stefan Heuckes Musik ist nie plakativ, außer die Mittel erfordern es, sie ist drastisch und auch subtil, sie weiß um ihre Wirkung. Sie ist innig, ausdruckstark, reißt emotional mit und bleibt dabei doch immer strukturiert und durchdacht", lobte Brug.

Der in Gaildorf (Baden-Württemberg) geborene Stefan Heucke lebt und arbeitet seit 25 Jahren in Westfalen. Von 1982 bis 1986 studierte er Klavier, Tonsatz und Komposition in Dortmund. Er erhielt mehrere Preise. Bereits während seines Studiums war Heucke Preisträger beim "Forum junger deutscher Komponisten für Orchestermusik" der GEMA-Stiftung. Es folgten 1990 ein Förderpreis der Stadt Dortmund für junge Künstler und 2002 der 1. Preis beim Kompositionswettbewerb des Europafestivals der Ruhr-Orchester "Windrose".

Heuckes umfangreiches Werkverzeichnis umfasst mehr als 50 Werke, angefangen bei mehreren Liederzyklen, über verschiedene kammermusikalische Kompositionen bis hin zu Solokonzerten und Orchesterwerken. Einen Höhepunkt fand sein Schaffen 2006 in der an den Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach uraufgeführten Auftragsoper "Das Frauenorchester von Auschwitz".

Heucke lebt heute als freischaffender Komponist in Bochum und tritt durch Aufführungen und Aufträge in Westfalen in Erscheinung. Darüber hinaus hat er sich durch Aufführungen u.a. in Moskau, Paris, Lissabon, Rio de Janeiro und Florenz auch international einen Namen gemacht.


Hintergrund:
Der an Heucke verliehene Westfälische Musikpreis, der im Jahr 1959 das erste Mal vergeben wurde, ist seit 2001 nach dem international renommierten westfälischen Komponisten Hans-Werner-Henze benannt. Henze erhielt den Musikpreis selber im Jahr 1995. Die Auszeichnung soll darauf aufmerksam machen, dass hervorragende Komponisten aus Westfalen stammen oder hier wirken. Die Komponisten leisten durch ihre Werke einen Beitrag zur aktuellen musikalischen Kultur Westfalens.

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