Der Schweizer Komponist Klaus Huber erhält in diesem Jahr den Preis der Europäischen Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd. Die Stadt ehrt damit Klaus Huber für seine herausragenden Verdienste und sein progressives Engagement um Komposition und Lehre zeitgenössischer Musik. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wird dem Komponisten während des Festivals Europäische Kirchenmusik (13. Juli bis 5. August) am 21. Juli in der Augustinuskirche von Oberbürgermeister Wolfgang Leidig verliehen. Voraus geht die deutsche Erstaufführung von Hubers 2005/06 entstandenem großen, eindringlichen Werk „Miserere hominibus“. Interpreten sind das Vokalensemble Les Jeunes Solistes, Paris, und sieben Instrumentalisten unter der Leitung von Rachid Safir.
Die Stadt Schwäbisch Gmünd verleiht den Preis der Europäischen Kirchenmusik zum neunten Mal. Geehrt werden damit hochrangige Interpreten und Komponisten für wegweisende Leistungen in der geistlichen Musik. Preisträger bisher waren die Komponisten Dieter Schnebel, Petr Eben, Krzysztof Penderecki und Arvo Pärt, Kammersänger Peter Schreier, der Stockholmer Chordirigent Eric Ericson, der Stuttgarter Dirigent Frieder Bernius und der französische Organist Daniel Roth.
Klaus Huber ist einer der wenigen zeitgenössischen Komponisten seiner Generation, die sich auf dem Feld der geistlichen Musik herausfordern lassen. Seine Musik rührt an existenzielle Fragestellungen, nutzt Mittel der abendländischen wie außereuropäischen Musiktraditionen und erreicht in ihrem Ausdruck der außermusikalischen Bezüge und Textvertonungen eine eminent politische Bedeutsamkeit, wie sie selten zu finden ist. Huber gilt als Komponist, der an die Möglichkeiten einer besseren Welt glaubt und diesen Glauben mit hohem künstlerischen Ethos musikalisch überzeugend zum Ausdruck bringt, der mit seiner Musik immer wieder Denkanstöße gibt, der unbequem sein kann und sich nicht scheut, Farbe zu bekennen. Sowohl mit seinem Werk als auch in der Lehre ist Huber äußerst einflussreich auf die nachfolgende Generation.
Klaus Huber wurde am 30. November 1924 in Bern geboren. Kompositionsunterricht erhielt er bei Willy Burkhard (Zürich) und bei Boris Blacher (Berlin). Seinen internationalen Durchbruch erreichte er 1959 beim Weltmusikfest der IGNM in Rom mit der Kammerkantate „Des Engels Anredung an die Seele“. Aufsehen erregten u.a. das Oratorium „Erniedrigt, geknechtet, verlassen, verachtet“ (Donaueschingen 1982) und die Oper „Schwarzerde“ (Basel 2001).
Von herausragender Bedeutung ist Hubers vielfältige Lehrtätigkeit: als Leiter der Kompositionsklasse an der Musikakademie der Stadt Basel (1964-73); als Leiter der Kompositionsseminare der Stiftung Gaudeamus in Bilthoven (1966/68/72); als Gründer des Internationalen Komponistenseminars in Boswil (1969) und als Leiter der Kompositionsklasse an der Hochschule für Musik Freiburg (1973-90). Zu seinen Schülern zählen unter anderen Brian Ferneyhough, Wolfgang Rihm, André Richard, Reinhard Febel, Ulrich Gasser, Michael Jarrell, Younghi Pagh-Paan sowie Hans Wüthrich. Seit seiner Emeritierung an der Musikhochschule Freiburg (1991) arbeitet er ausschließlich als freier Komponist und ist international als Gastprofessor tätig. Aus der Reihe seiner zahlreichen Preise und Auszeichnungen seien der Beethovenpreis der Stadt Bonn (1970 für „Tenebrae“), der Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins (1975), der Kunstpreis der Stadt Basel (1978) und der Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon Bremen (2002) erwähnt.
Von 1979-82 war Klaus Huber Präsident des Schweizerischen Tonkünstlervereins. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Akademie der Künste Berlin, der Freien Akademie der Künste Mannheim, Ehrenmitglied der IGNM und Ehrendoktor der Universität Straßburg. Klaus Huber lebt heute in Bremen und Panicale (Umbrien).
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