Morgen jährt sich der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zum fünften Mal. In der Brandnacht wurden mehr als 50.000 Bände unwiederbringlich zerstört, 62.000 Bände konnten aus dem Rokokosaal beschädigt geborgen werden. 34.000 Bände haben Wasser- und Hitzeschäden. Davon konnten bis jetzt fast 20.000 Bände restauriert werden.
Mit Unterstützung der Vodafone Stiftung Deutschland hat die Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Mai 2008 eine Werkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut eröffnet. Mehrere tausend Weimarer Aschebücher aus der schwierigsten Schadensgruppe, die ca. 28.000 fragmentierte Bücher umfasst, werden in dieser Spezialwerkstatt restauriert. Bisher konnten 40.000 Blatt bearbeitet werden. Damit erreicht der Wiederaufbau der Buchbestände eine neue Etappe.
Die Spezialwerkstatt ist für die Bearbeitung großer Mengen von schweren brand-, hitze- und wassergeschädigten Papieren ausgelegt. Eine neu entwickelte Restaurierungstechnologie gewährleistet eine jederzeit reproduzierbare und hochwertige Mengenrestaurierung im Durchlaufsystem. Kern der neuen Technologie ist der Einsatz von speziellen Kompressions-Kassetten, wodurch es erstmalig möglich ist, den gesamten Restaurierungsablauf ohne Zwischentrocknungen durchzuführen. Sind die Buchblöcke nur noch als Fragmente vorhanden, werden sie digitalisiert und ins Internet gestellt, damit interessierte Forscher die Titel identifizieren können. Die fehlenden Seiten werden anschließend durch Digitalisate aus anderen Bibliotheken ergänzt.
Nach dem erfolgreichen Probejahr etabliert die Klassik Stiftung Weimar jetzt ein Zweischichtsystem mit sieben Papierrestauratoren und Buchbindern. Die jährliche Restaurierungskapazität kann auf diese Weise auf ca. 100.000 Blatt erhöht werden. Damit besitzt die Klassik Stiftung Weimar eine Spezialeinrichtung zur Mengenrestaurierung von brand- und wassergeschädigtem Schriftgut mit Modellcharakter.
Zum Jahrestag finden um 17 und 18 Uhr öffentliche Führungen durch das Studienzentrum mit anschließender Kurzpräsentation des Projekts zur Wiederbeschaffung der verlorenen Bücher statt. Im Rahmen der Veranstaltung »Die Rettung der Weimarer Aschebücher – Fünf Jahre nach dem Brand« um 19 Uhr im Bücherkubus der Bibliothek berichten der stellvertretende Direktor der Bibliothek, Dr. Jürgen Weber, der Referatsleiter Bestandserhaltung, Matthias Hägeböck, sowie der Leiter der Restaurierungswerkstatt für brandgeschädigtes Schriftgut, Günter Müller, über die Folgen des Brandes. Zudem hat der Dokumentarfilm »Die Rettung der Weimarer Aschebücher«, produziert von der SAVIDAS filmproduction GmbH aus Erfurt, seine Premiere. Er wird ab Donnerstag, 03. September 2009, auf den Internetseiten der Stiftung unter www.klassik-stiftung.de zu sehen sein.
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