Die Klassik Stiftung Weimar arbeitet an der umfassenden Restaurierung und Erforschung von fünf historischen Tasteninstrumenten aus der Zeit zwischen 1790 und 1850, an denen die Entwicklung der Klavierkunst dieser Zeit sich paradigmatisch ablesen lässt. Dass diese Instrumente an historisch-authentischen Orten Weimars überliefert sind, macht ihren außergewöhnlichen Reiz aus. Besitzer der Instrumente waren bedeutende Persönlichkeiten der Weimarer Kulturgeschichte. Neben Flügeln und Klavieren der Hersteller Érard, Katholnig, Schenck oder Streicher zählt auch ein Konzertflügel Franz Liszts aus der Werkstatt Boisselot & fils zu den Sammlungsbeständen der Klassik Stiftung.
Gemeinsam mit der Kulturstiftung der Länder fördert die Kulturstiftung des Bundes Projekte, die der Sicherung akut bedrohter Objekte oder Sammlungskomplexe von übergeordneter Relevanz dienen. Aufgabe des KUR-Programms zur Konservierung und Restaurierung mobilen Kulturguts ist es in Weimar, die Instrumente aus den Sammlungen der Klassik Stiftung vor dem drohenden Verfall zu schützen und für die Zukunft zu sichern. Auf diese Weise bildet das KUR-Programm die Grundlage dafür, die historischen Instrumente nicht nur restaurieren, sondern soweit möglich auch wieder dem Publikum im Konzert vorstellen zu können.
Die facettenreiche Musiktradition Weimars erlebbar zu machen, steht im Mittelpunkt des Konzepts »Klingendes Schloss« im Rahmen des Masterplans »Kosmos Weimar« der Klassik Stiftung. Zu dieser Tradition gehört die Vielzahl prominenter Komponisten, die in Weimar wichtige Werke komponiert und zur Uraufführung gebracht haben, ebenso wie das Großherzogtum, das seinerseits die Musik ins Zentrum des Residenzlebens rückte.
Nachdem bereits im Jahr 2006 aufgrund der Initiative von Prof. Dr. Franz Körndle (seinerzeit Hochschuldozent an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar, jetzt Universität Augsburg) und Dr. Gert-Dieter Ulferts (Klassik Stiftung Weimar) die Restaurierung der historischen Instrumente erste öffentliche Unterstützung erfuhr, erhielt das Vorhaben im Frühjahr 2008 den entscheidenden Impuls, als der Antrag der Klassik Stiftung in Kooperation mit dem gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Greifenberger Institut für Musikinstrumentenkunde und der Stiftung Händel-Haus Halle zur Aufnahme in das bundesweite KUR-Programm angenommen wurde, durch das insgesamt 26 Einrichtungen gefördert werden.
Der jetzt erschienene Tagungsband »Konservierung und Restaurierung historischer Tasteninstrumente in den Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar« stellt die Ergebnisse einer internationalen Tagung vor, die im Herbst 2008 im Schlossmuseum stattfand und sich dem Austausch von Restauratoren und Wissenschaftlern zum Thema widmete. Ziel war dabei sowohl die Präzisierung der Zielstellung des Gesamtprogramms als auch die Feinabstimmung der individuellen Konzepte zur Restaurierung und ihrer langfristigen konservatorischen Betreuung. Die unterschiedlichen in der Publikation versammelten Beiträge behandeln Fragen der innovativen Dokumentation des historischen Zustands, der Konservierung und Restaurierung von Tasteninstrumenten sowie auch Formen der musealen Vermittlung der in Zukunft bedingt spielfähigen Instrumente.
Franz Körndle, Gert-Dieter Ulferts (Hrsg.):
»Konservierung und Restaurierung historischer Tasteninstrumente
in den Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar«
Augsburg 2011, Wißner-Verlag, 39,80 Euro
Absätze