Mit dem Projekt kiss möchte das Siemens Arts Program die Vermittlung zeitgenössischer Kultur in der Schule sowie den Austausch zwischen Künstlern und Studenten fördern und die Ausbildung zukünftiger Vermittler unterstützen.

Idee
Dass die Kultur als Grundlage für das Miteinander in einer Gesellschaft einer gewissen Sensibilisierung und Vermittlung in der Schule bedarf, ist unbestritten. Nur so erfahren Kinder einen breiten Bildungskanon und sind entsprechend auf das gesellschaftliche wie auch das berufliche Leben vorbereitet. Es gibt zahlreiche Angebote kultureller Bildung innerhalb der Schule in den künstlerischen Schulfächern und in Form von Arbeitsgemeinschaften. Daneben findet man in Deutschland eine gut ausgebaute Infrastruktur an Angeboten im Rahmen von Projekten oder kulturpädagogischen Einrichtungen außerhalb der Schule. All diese Projekte haben oftmals jedoch eines gemeinsam: Sie sind abhängig vom persönlichen Einsatz und Wohlwollen der Lehrer und Vermittler. Nur wenn die Verantwortlichen leidenschaftlich für ästhetische Bildung einstehen, stehen die Chancen auf Erfolg gut. Mit welchen Mitteln und Mechanismen kann sowohl das Engagement eines Vermittlers als aber auch die Institution längerfristig – also über ein singuläres Projekt hinaus – gestärkt werden? Wie kann ästhetische Bildung nicht erst durch langjährige Erfahrung, sondern bereits durch die Ausbildung entscheidende Impulse erfahren?

Um in Kindern und Jugendlichen die Lust an neuen Ausdrucksmöglichkeiten, an Kunst und Spiel zu wecken, ihre Fähigkeiten zu entdecken und Talente zu fördern, bedarf es gut ausgebildeter Lehrer. Insbesondere die zeitgenössische Kultur birgt ein enormes Potenzial, das im Studium aber auch in der schulischen Arbeit noch viel mehr ausgeschöpft werden kann. Hierzu zählt die Begegnung mit dem Künstler und dem Werk, die als wichtiges Schlüsselerlebnis für Studenten wie für Schüler eine entscheidende Rolle einnehmen kann. Das Siemens Arts Program möchte genau an diesem Punkt ansetzen, möchte die Begegnung mit dem Künstler ermöglichen und die Vermittlung von zeitgenössischer Kunst an Schulen fördern. Mit der Vergabe von Stipendien richtet sich das Siemens Arts Program in einem eigenen Projekt an Lehramtsstudenten, die in ihren Schwerpunkten Musik, Literatur, Bildende Kunst oder Sport studieren.

Voraussetzungen für das Stipendium
Bewerben können sich Lehramtsstudenten im Hauptstudium.
Voraussetzungen sind:
Qualifiziertes Bewerbungsschreiben
Lebenslauf
Praktische Erfahrungen
Themenskizze der zu erarbeitenden Unterrichtseinheit
Einverständnis der Schule und des betreuenden Lehrers, dass die während des kiss-Stipendiums entwickelte Unterrichtseinheit durchgeführt werden kann

Es kann ein begründeter Wunsch für einen der betreuenden Komponisten geäußert werden.

Thema und Bearbeitung
In den Sommersemesterferien 2004 werden die fünf Stipendiaten jeweils von dem ihnen zugewiesenen Komponisten betreut. Betreuung beinhaltet persönliche Gespräche, Besuche von Orchesterproben, Konzerten usw. Die Künstler geben dem Studenten Einblick in seine Schaffenswelt und arbeiten während dieser Zeit mit den Stipendiaten an der Unterrichtseinheit, die ein Thema der zeitgenössischen Kultur behandelt.

Vorbereitend veranstaltet Prof. Dr. Ortwin Nimczik von der Hochschule für Musik Detmold ab Mitte Juli 2004 mit den fünf Stipendiaten ein Wochenendseminar in Detmold (Fahrt- und Übernachtungskosten werden erstattet). Im August/September wird Herr Prof. Dr. Nimczik ein zweites Wochenendseminar durchführen, in dem die gesammelten Erfahrungen aus den Komponistengesprächen reflektiert und erste Entwürfe der zu erarbeitenden Unterrichtseinheit bearbeitet und weiterentwickelt werden. Die Teilnahme an beiden Wochenendseminaren ist Pflicht (Nähere Informationen zu Prof. Dr. Nimczik im Anhang).

Als Mentoren und Förderer von kiss haben sich fünf namhafte Komponisten der zeitgenössischen Musik für eine Betreuung bereit erklärt:
Louis Andriessen, Pierre Boulez, Helmut Lachenmann, Wolfgang Rihm und Rebecca Saunders (nähere Informationen zu den Komponisten im Anhang).

Thema und Bearbeitung
Diese Unterrichtseinheit muss anschließend im Rahmen des obligatorischen fachdidaktischen Blockpraktikums oder in einem freiwilligen Praktikum an einer selbst gewählten Schule mit Schülern durchgeführt werden und soll - wenn möglich - darüber hinaus in einem Intensivkurs am Nachmittag vertieft werden.

Zeitablauf
31. Mai 2004 Bewerbungsschluss
Mitte / Ende Juni 2004 Auswahl durch die Jury
Ende Juni 2004 Bekanntgabe der Entscheidung der Jury
Sommer/Herbst 2004 Realisation des Stipendiums
Herbst 2004 - Frühjahr 2005 Umsetzung der Unterrichtseinheit

Spätestens Frühjahr 2005 Abgabe der Unterrichtseinheit und sämtlicher
Materialien (z.B. Musikbeispiele)

Veröffentlichung aller Stipendiums-Beiträge als dvd oder memory-stick und im Internet
Versand der dvd an deutsche Schulen, Hochschulen, Institute für Lehrerfortbildung, Verbände, Schulministerien

Jury
Alle eingereichten Bewerbungen, die den Teilnahmebedingungen entsprechen, werden nach einem einheitlichen Kriterienkatalog fachkundig vorjuriert. Anschließend beurteilt eine Hauptjury über die Auswahl der fünf Stipendiaten. Der Jury gehören an:
Prof. Dr. Hans Bäßler, Bundesvorsitzender Verband Deutscher Schulmusiker e.V.
Jens Cording, Präsident der Gesellschaft für Neue Musik
Ministerialdirektor Josef Erhard, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats
Prof. Dr. Ortwin Nimzcik, Hochschule für Musik Detmold

Förderung
Das Stipendium wird einmalig mit 1500 € honoriert. Zusätzlich werden Reise- und wenn notwendig Übernachtungskosten (für die Teilnahme an den beiden Wochenendseminaren und für die Besuche der Komponisten) sowie Materialkosten übernommen.

Copyrights

Die Rechte an der Unterrichtseinheit wahrt das Siemens Arts Program.

Weitere Informationen und Hilfestellungen

erhalten Sie vom

Siemens Arts Program
Dr. Beate Hentschel
Christiane Koch
Wittelsbacherplatz 2
80333 München
089-636-33610
mailto beate.hentschel@siemens.com
mailto artsprogram1@mchw.siemens.de (Christiane Koch)

Biografien der Komponisten
Louis Andriessen, geboren 1939 in Utrecht (Niederlande). 1953 studiert er zunächst Komposition bei seinem Vater Hendrik Andriessen. 1957-62 setzte er sein Studium am Royal Conservatory Den Haag bei Kees van Baren fort. Von 1962-64 geht er nach Mailand und Berlin, um bei Luciano Berio zu studieren. Seit 1974 kombiniert er die Lehrtätigkeit mit seiner Arbeit als Komponist und Pianist, unter anderem am Königlichen Konservatorium in Den Haag. 1987 folgt er einem Ruf an die Yale University. Louis Andriessens erfolgreichste Werke sind: Hoketus (1977) für 2 Gruppen von 5 Instrumenten, De Stijl (1985) für 4 Frauenstimmen, Sprecherin und großes Ensemble, Writing to Vermeer (1997-98) Oper in 6 Szenen, in Zusammenarbeit mit Peter Greenaway. Zu den jüngsten Projekten zählen ein neues Werk für Musiktheater, Inanna, in Verbindung mit dem Filmer/Autor Hal Hartley und der Theatergruppe ZT Hollandia; Kompositionsprojekte im Auftrag von "Present Music" und die Reihe "Musica Viva" des Bayerischen Rundfunks.
Korrespondenzsprache: holländisch, englisch


Pierre Boulez, geboren 1925 in Montbrison (Loire). Er wandte sich nach dem Besuch der Klasse für Mathématiques Spéciales in Lyon, 1942 endgültig der Musik zu und studierte in Paris bei Andrée Vaurabourg-Honegger, Olivier Messiaen und René Leibowitz.
1946 wurde Boulez Leiter der Bühnenmusik bei der Compagnie Renaud-Barrault und gründete 1953 mit J.-L. Barrault und Madeleine Renaud die Concerts du Petit Marigny (später „Domaine musical“), die er bis 1967 leitete. Zu den in dieser Zeit entstandenen Kompositionen Boulez´ gehören Le Visage nuptial (1. Fassung 1946), Le Marteau sans maître (1954), Pli selon pli (1957-1962) und Eclat / Multiples (1970).
1955-67 war Boulez Dozent der Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt. Auf Einladung Wieland Wagners dirigierte er 1966 Parsifal in Bayreuth, später (1976-80) den Ring des Nibelungen. 1967 wurde er Principal Guest Conductor des Cleveland Orchestra und im Jahr 1971 Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra (bis 1977) sowie des BBC Symphony Orchestra (bis 1975).
Auf Einladung von Präsident Georges Pompidou gründete und leitete Boulez ab 1977 das Institut de Recherche et de Coordination Acoustique/Musique (IRCAM) in Paris und übernahm 1976 die Leitung des frisch gegründeten Ensemble Intercontemporain. In diesen Jahren gelangten u.a. Répons (1981-84), Dialogue de l´ombre double (1985) und ...explosante / fixe... (1991-93) zur Aufführung.
Pierre Boulez dirigiert regelmäßig die führenden Orchester der Welt; mit dem Gustav Mahler Jugendorchester arbeitete er erstmals 1997, dann 1998, 2000 und zuletzt bei der großen Japan-Tournee zu Ostern 2003 zusammen.
Korrespondenzsprache: französisch, deutsch


Helmut Lachenmann, 1935 in Stuttgart geboren. 1955-58 Studium an der Musikhochschule Stuttgart, Klavier bei Jürgen Uhde, Theorie und Kontrapunkt bei Johann Nepomuk David. 1958-60 Kompositionsstudium bei Luigi Nono in Venedig. 1962 erstes öffentliches Auftreten als Komponist bei der Biennale Venedig und den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik Darmstadt. 1972 Koordinator des Kompositionsstudios der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, seit 1978 mehrfach Dozent. 1972-73 Meisterklasse für Komposition an der Universität Basel. 1976-1981 Professur für Komposition an der Musikhochschule Hannover. 1981-1999 Professor für Komposition an der Musikhochschule Stuttgart. Kompositionsseminare in Toronto, Buenos Aires, Santiago de Chile und Tokyo. Programm-Schwerpunkte bei Festivals und Konzertreihen im In- und Ausland, u.a. in Amsterdam (Holland Festival), Brüssel (Ars Musica), Chicago, Graz (Steirischer Herbst), Köln (Musik der Zeit), London, Oslo, Paris (Festival d’Autonme), Reggio Emilia (di nuovo musica), Saarbrücken (Musik im 20. Jahrhundert), Stuttgart (Tage für neue Musik), Wien (Wien modern), Witten (Tage für neue Kammermusik) und Zürich (Tage für neue Musik). Mitglied der Akademien der Künste in Berlin, Hamburg, Leipzig, Mannheim und München sowie der Belgischen Akademie der Wissenschaften, Literatur und Künste.
Korrespondenzsprache: deutsch



Wolfgang Rihm, geboren 1952 in Karlsruhe, studierte ebenda von 1968 bis 1972 Komposition bei Eugen Werner Velte. Es folgten Studien bei Wolfgang Fortner und Humphrey Searle und 1972/73 bei Karlheinz Stockhausen in Köln. Von 1973 bis 1976 studierte er bei Klaus Huber an der Musikhochschule Freiburg. An der Freiburger Universität belegte er Musikwissenschaft bei Hans Heinrich Eggebrecht. Wolfgang Rihm, der zwischen 1973 und 1978 an der Musikhochschule in Karlsruhe und 1981 in München unterrichtete, ist seit 1978 Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen. Seit 1985 lehrt er als Professor an der Karlsruher Musikhochschule.
Korrespondenzsprache: deutsch


Rebecca Saunders wurde 1967 in London geboren. Sie studierte Musik mit den Hauptfächern Violine und Komposition an der Universität Edinburgh. Ein Fraser Stipendium der Universität und die Förderung durch den DAAD ermöglichten es ihr, von 1991 bis 1994 an der Musikhochschule Karlsruhe bei Wolfgang Rihm zu studieren. Unterstützt durch den Premier Scholarship der Universität nahm sie von 1994 bis 1997 ihre Doktorarbeit in Komposition bei Nigel Osborne an der Universität Edinburgh in Angriff. Sie erhielt diverse Preise und Stipendien, u.a. Busoni Förderpreis der Akademie der Künste Berlin, Ernst von Siemens Förderpreis für Komposition und Kompositionspreis der ARD und BMW AG musica viva.
Bei den Darmstädter Ferienkursen 2000 war sie als Dozentin tätig. Eine WDR-Produktion mit der Musikfabrik NRW unter der Leitung von Stefan Ashbury wurde 2001 vom CD-Label Kairos veröffentlicht. Zu ihren bevorstehenden Projekten zählt ein Werk für 4 akustische Trios und 2 mechanische Duos für eine Reihe von Aufführungen für das Tate Modern in London und das Museum de la Cité in Paris, ein Klaviersolo, ein Duo für zwei Klaviere im Auftrag des BBC sowie eine Komposition für Akkordeon, Klavier, Orchester und Chor für die Donaueschinger Musiktage. Rebecca Saunders lebt zur Zeit in Berlin.
Korrespondenzsprache: englisch, deutsch


Ortwin Nimczik, Dr. phil, geb. 1956 in Bochum; Kompositions- und Schulmusikstudium an der Folkwang Hochschule Essen, Studium der Pädagogik, Philosophie und Musikwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum; 1985 - 94 Schuldienst des Landes NRW und Fachleiter für Musik am Studienseminar Dortmund; seit 1994 Professor für Musikpädagogik und -didaktik an der Hochschule für Musik Detmold, Arbeitsschwerpunkte: Neue Musik, Musikalische Gestaltungsarbeit, Theorie und Praxis des Musikunterrichts; Mitherausgeber der Zeitschrift Musik & Bildung und der Reihe Thema Musik. Arbeitshefte für den Musikunterricht in der Sek. II, Herausgeber der Detmolder Hochschulschriften; seit 1997 Grundsatz- und Richtlinienreferent im Bundesvorstand des Verbandes Deutscher Schulmusiker (vds), seit November 2002 stellvertretender Bundesvorsitzender.
Veröffentlichungen (Auswahl): Spielräume im Musikunterricht (Frankfurt a. M 1991); Instrumentales Ensemblespiel, 2 Bd., zusammen mit W. Rüdiger (Regensburg 1997); Neue Musik nach 1960. Neues im Alten – Altes im Neuen (Stuttgart 1998); Klangwerkstatt. Hören – Entdecken und Untersuchen – Gestalten, zusammen mit E.K. Schneider (Mainz 2000); Hrsg.: Musik – Vermittlung – Leben (Essen 2001); zahlreiche Beiträge in Sammelbänden und in den Zeitschriften Musik & Bildung, Musik und Unterricht, Musik in der Schule und Diskussion Musikpädagogik.