Die Berliner Künstler und Musiker Boris Baltschun und Serge Baghdassarians erhalten den vom Südwestrundfunk (SWR) gestifteten Karl-Sczuka-Preis 2012 für Hörspiel als Radiokunst. Sie werden für ihr gemeinsames Radiostück „Bodybuilding“ ausgezeichnet. Das Preiswerk, eine Produktion von Deutschlandradio Kultur, wurde am 17.6.2011 gesendet. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 12.500 Euro verbunden. Der diesjährige Karl-Sczuka-Förderpreis in Höhe von 5.000 Euro wird an Jan Jelinek für seine Studioproduktion „Kennen Sie Otahiti?“ vergeben. Eine Live-Version des Stücks kam am 17.1.2012 in SWR2 zur Ursendung. Der international renommierte Karl-Sczuka-Preis wird jährlich an die „beste Produktion eines Hörwerks, das in akustischen Spielformen musikalische Materialien und Strukturen benutzt“, verliehen. In diesem Jahr wurden 69 Wettbewerbsbeiträge aus 16 Ländern eingereicht. Die Preisverleihung findet am 21. Oktober als öffentliche Veranstaltung im Rahmen der Donaueschinger Musiktage 2012 statt.

Über die Zuerkennung der Preise hat am Donnerstag, 26. Juli, in Baden-Baden eine unabhängige Jury unter Vorsitz der ehemaligen Kulturstaatsministerin Christina Weiss entschieden. In ihrer Begründung schreibt die Jury: „Was als Soundscape eines Spaziergangs in Rio de Janeiro beginnt, verwandelt sich in ein Werkstattgespräch im Studio, in dem die beiden Künstler das zuvor gehörte Material analysieren und rekomponieren. Klänge und Geräusche verschwinden zunehmend hinter Regieanweisungen und Kommentaren der Autoren, woraufhin in einer weiteren verblüffenden Wendung ein Moderator eine detaillierte audiovisuelle Beschreibung des Soundscapes gibt. Seine aberwitzigen Abschweifungen evozieren ein Klangtheater in der Imagination der Hörer. Die Jury war begeistert vom virtuos-ironischen Umgang mit der Form des Soundscapes als Reisebericht, mit Radiophonie und Radioformaten.“

Serge Baghdassarians, geboren 1972 in Fürth, studierte an der Hochschule für Künste Bremen mit den Schwerpunkten Komposition, Instrumentaldidaktik und Musikwissenschaft.

Boris Baltschun, geboren 1974 in Bremen, studierte am Institut für Sonologie in Den Haag Komposition und elektronische Musik.

Seit 1999 arbeiten Serge Baghdassarians und Boris Baltschun in Berlin. Zusammen realisieren sie Projekte als Künstler und Musiker in Installationen, Skulpturen, Objekten, Radiostücken, Videos, Tonträgern und Performances. Ihre Gemeinschaftsarbeiten waren bisher zu erleben in Ausstellungen und Performances in Amsterdam, Berlin, Bremen, Düsseldorf, Szczecin, Stuttgart, Kingston, Brüssel, San Francisco, Freiburg, Los Angeles, Oakland, Paris, Stockholm, Ulrichsberg, Warschau, New York, Singapur, Kuala Lumpur, Rotterdam, Strasbourg, Osaka, Tokio, Genf, Prag, Donaueschingen, Dublin, Marl, Wien, Köln, Sao Paulo, Bologna und Karlsruhe. Als Radioarbeiten entstanden bisher beim Deutschlandradio Kultur: „Audioguide“ (2010) und „Bodybuilding“ (2011).

Jan Jelinek, geboren 1971 in Bad Hersfeld, studierte Jura an der Universität Frankfurt am Main sowie Soziologie an der Technischen Universität Berlin und Philosophie an der Humboldt-Universität. 1998 erste Tonträgerveröffentlichung unter dem Pseudonym Farben. 2000 Soundcollage zur Beschallung des Young Media Pavillions auf der EXPO 2000 in Hannover und erste Livekonzerte unter dem Pseudonym Gramm. In den folgenden Jahren Zusammenarbeit mit Künstlern wie Sarah Morris, dem japanischen Musikerkollektiv „Computer Soup“, dem deutschen Autor Thomas Meinecke, dem australischen Jazztrio „Triosk“, dem deutschen Videokünstler Karl Kliem, dem japanischen Vibraphonisten Masayoshi Fujita und dem kanadischen Choreographen Sylvain Émard. 2007 Gründung des Improvisationstrios „Groupshow“ mit Hanno Leichtmann und Andrew Pekler. Seit 2008 diverse Tonträgerveröffentlichungen, Ausstellungen und Buchveröffentlichung der fiktiven Künstlerin Ursula Bogner. Die Audiocollage „Kennen Sie Otahiti?“ ist Jan Jelineks erstes Radiostück.