Das Preiskuratorium ehrt mit Teodor Currentzis nicht nur einen Ausnahmemusiker, sondern auch einen Künstler, der sich genreübergreifend und kompromisslos den Zwängen des modernen Musikbetriebs widersetzt. Der griechisch-russische Dirigent sorgt mit seinen radikalen Interpretationen weltweit für Aufsehen in der routinierten Klassikszene und agiert mit unverwechselbarem Stil, Hingabe und Mut zum künstlerischen Risiko.


Teodor Currentzis ist Musikdirektor des Opern- und Ballettheaters Perm in Russland sowie Leiter des preisgekrönten Orchesters MusicAeterna und des gleichnamigen Chors. Die Stadt Perm im Uralvorland ist die östlichste Stadt Europas und mehr als 1000 Kilometer von Moskau entfernt. Erbaut als Garnisionsstadt wurde sie während des zweiten Weltkrieges zu einem wichtigen Standort für die Rüstungsindustrie und war auch während der Sowjet-Zeit von der Außenwelt abgeschnitten. In der Nachkriegszeit existierte ein großes Gulag-Lager. Perm scheint zunächst kein naheliegender Ort für große Interpretationen von Mozart, Beethoven oder Rameau zu sein — dennoch sagt Currentzis in einem Interview mit der ZEIT "Ich bin glücklich in dieser Stadt, die von der Sowjetunion für ihre Zarentreue bestraft wurde. Perm war im Kommunismus abgeriegelt, eine Stadt, die mit dem Blut der politischen Gefangenen aus den Gulags der Umgebung gebaut wurde. Aber hier hat auch die Intelligenz gelebt, die aus den Lagern freikam. So entstand ein Klima für avantgardistische Kultur.“ Den Ruf Perms tragen Currentzis und sein Ensemble auch über die Grenzen Russlands hinaus, durch Tourneen nach Spanien, Deutschland, Österreich oder in die Schweiz – als "ein Opernimperium, von dem die restliche Musikwelt so einiges lernen könnte“ (DIE ZEIT).


Teodor Currentzis, geboren 1972 in Athen, begann 1987 ein Dirigierstudium in seiner Geburtsstadt, bevor er von 1994 bis 1999 das Fach am St. Petersburger Konservatorium bei Ilja Musin weiter studierte. Von 2004 bis 2010 war er Chefdirigent am Staatlichen Akademischen Opern- und Ballettheater in Nowosibirsk, dem größten Opernhaus Sibiriens. Dort gründete er ein Originalklang-Ensemble und einen Chor, aus denen später das MusicAeterna Orchester und der MusicAeterna Chor hervorgingen.