Am 9. Juni beginnt das Bachfest Leipzig. Seit Herbst 2021 ist das Programm veröffentlicht und Tickets werden seither in alle Welt verkauft. Ende Februar 2022 reagierte Michael Maul, Intendant des Bachfestes Leipzig, auf einen Hilferuf des Jugendsinfonieorchesters der Ukraine. Kurzfristig wird sich das Ensemble an den beiden Eröffnungstagen des Festivals präsentieren: in einer Kooperation mit dem GewandhausJugendchor.
Ab dem 3. Juni werden 40 Mitglieder des Jugendsinfonieorchesters der Ukraine in der Stadt intensiv für die beiden geplanten Auftritte im Bachfest proben. Das Orchester musiziert gemeinsam mit dem GewandhausJugendchor und dem Ensemble amarcord unter abwechselnder Leitung der jungen ukrainischen Dirigentin Polina Lebedieva und des Leiters des GewandhausJugendchors Frank-Steffen Elster. Die Auftritte sind eine emotionale und logistische Herausforderung für die jungen ukrainischen Musikerinnen und Musiker: Viele der weiblichen Orchestermitglieder sind seit Wochen auf der Flucht aus ihrem Heimatland; einige männliche Mitglieder bekommen eigens für die Auftritte im Bachfest Sondergenehmigungen, die Ukraine zu verlassen.
Polina Lebedieva, Dirigentin:
»Für mich ist Johann Sebastian Bach eine Art ›Absoluter‹ im Bereich der Musik, und ich betrachte seine Musik als eine spirituelle Fundgrube für die gesamte Menschheit. Deshalb empfinde ich es als so wichtig und verantwortungsvoll, beim Bachfest und insbesondere in der Thomaskirche, in der der Komponist 27 Jahre lang gewirkt und geschaffen hat, dirigieren zu dürfen. Einst holte der 20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy mit der Aufführung von Bachs Matthäus-Passion den Komponisten aus der Vergessenheit zurück, so dass es nun unsere Aufgabe als neue Generation ukrainischer Dirigenten ist, die Welt mit ukrainischer Musik bekannt zu machen. Aus diesem Grund freue ich mich sehr, dass wir in diesem Jahr gemeinsam mit dem Jugendsinfonieorchester der Ukraine die Gelegenheit haben werden, neben den Werken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy die Ukrainische Suite in Form alter Tänze des ukrainischen Komponisten Mykola Lysenko (arrangiert vom australischen Arrangeur Glynn Davies) aufzuführen und so dem Bachfest-Publikum ein Stück unseres musikalischen Erbes vorzustellen.«
Am Eröffnungstag des Bachfestes, dem 9. Juni, erklingen ab 21 Uhr in der Leipziger Thomaskirche im Rahmen eines weltweit gestreamten Benefizkonzerts unter dem Motto »Verleih uns Frieden« Werke von Johann Sebastian Bach, Mykola Lysenko, Gustav Mahler und Felix Mendelssohn Bartholdy, darunter die bekannte Ukrainische Suite von Lysenko, die eigens für das Konzert für Orchester arrangiert wurde. Der Eintritt für dieses Konzert in Höhe von 20 Euro und hoffentlich viele weitere Spenden kommen den Orchestermitgliedern und ihren Angehörigen zugute.
Einen zweiten prominenten Platz im Konzertplan des Bachfestes hat das Orchester am 10. Juni: Um 19 Uhr eröffnet es gemeinsam mit dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung die BachStage auf dem Leipziger Markt. Bis einschließlich 12. Juni bietet dieses, von der Sparkasse Leipzig präsentierte Format ein kostenfreies Open-Air-Programm rund um Johann Sebastian Bach.
Der Intendant des Bachfestes, Prof. Dr. Michael Maul, ist gerührt von der Unterstützung so vieler Partner und Förderer, die dieses besondere Projekt kurzfristig ermöglichen: »Die Stadt Leipzig und ›So geht sächsisch.‹ haben ihre Kooperation umgehend zugesagt, außerdem viele weitere Leipziger Kulturträger. Für die Unterbringung der jungen Musikerinnen und Musiker sorgen sowohl die Familien von GewandhausKinderchor und GewandhausJugendchor, als auch die wunderbaren Kolleginnen und Kollegen des Gewandhausorchesters. Im Kupfersaal dürfen wir proben und die Universität hilft bei der Verpflegung. Das ist der ›BACH – We are FAMILY!‹-Spirit in der Musikstadt Leipzig!«
Mit dem Bachfest ehrt die Stadt Leipzig Johann Sebastian Bach, der hier von 1723 bis zu seinem Tod im Jahr 1750 Thomaskantor war. In dieser Saison findet Leipzigs bedeutendstes Musikfestival vom 9. bis 19. Juni unter dem Motto »BACH – We Are FAMILY« statt und erinnert so an eine Tradition der weitverzweigten Musikerfamilie Bach: Diese traf sich im 17. und 18. Jahrhundert einmal im Jahr an einem bestimmten Ort in Thüringen, um gemeinsam zu musizieren und zu feiern.