Auf ihrer Frühjahrsmitgliederversammlung hat die Berliner Akademie der Künste 20 neue Mitglieder gewählt, darunter den Komponisten und Dirigenten Johannes Kalitzke.

Geboren 1959 in Köln, studierte er dort 1974-76 Kirchenmusik, anschließend an der Kölner Musikhochschule Klavier bei Aloys Kontarsky, Dirigieren bei Wolfgang von der Nahmer und Komposition bei York Höller. Ein Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes ermöglichte ihm einen Studienaufenthalt am Pariser Forschungszentrum IRCAM. Dort war er in dieser Zeit Schüler von Vinko Globokar, in Köln von Hans Ulrich Humpert (elektronische Musik).

Johannes Kalitzke ist regelmäßig als Gastdirigent tätig, etwa bei Ensembles (Klangforum Wien, Ensemble Modern) und Sinfonieorchestern, etwa denen des NDR, des SWR, der BBC, dem RSO Wien oder der Sinfonietta Basel. Gastdirigate u.a. bei den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, dem Steirischen Herbst, der Münchener Biennale oder den Dresdener Festspielen, Tourneen nach Russland, Japan und Amerika sowie zahlreiche CD-Aufnahmen ergänzen seine Tätigkeit als Interpret klassischer und zeitgenössischer Musik.

Als Komponist sucht Johannes Kalitzke die Verbindung von Szene und Elektronik und erreicht einen hohen Verschmelzungsgrad realer und elektronischer Klänge. Er schafft die Annäherung von historischen und zeitgenössischen Klangwelten, etwa in Schuberts Traum (1999), wo die persönliche Ebene einer Tagebucheintragung Schuberts anhand von Zitaten mit einer gesellschaftlichen Ebene, der Rolle des Künstlers in seiner Welt, verbunden wird. Kalitzkes moderne Klangsprache ist intensiv und zugänglich, da der Künstler lebendige Erfahrung in seine Werke mit einbringt. Gedankliche Anstöße aus der Literatur, wie etwa in Nachricht an Charon (2000) aus dem Kafka-Komplex, entfalten sich auf dichte, expressive Weise. 2005 wurde seine dritte musiktheatralische Arbeit Inferno mit großem Erfolg in Bremen uraufgeführt, seine neueste Oper Die Besessenen wird am 19. Februar 2010 im Theater an der Wien ihre Uraufführung erleben.

Kalitzke erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Bernd-Alois-Zimmermann-Preis der Stadt Köln. Kompositionen erscheinen seit 2000 im Verlag von Boosey & Hawkes / Bote & Bock.

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