Nach der vom Bundesarbeitsgericht jüngst kassierten rechtswidrigen fristlosen Kündigung gegenüber der Kassiererin Emily wegen Einlösung geringwertiger Pfandbons, haben jetzt leider auch die deutschen Orchester ihren „Emily-Skandal“.

Das Management des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn kündigte vor wenigen Tagen fristlos zwei miteinander verheirateten Orchestermitgliedern, dem Solo-Cellisten und der Stimmführerin der 2. Geigen, die auch Gewerkschaftsdelegierte ist. Die Kündigungen erfolgten, weil die beiden mit ihrem renommierten Kammermusik-Trio in der Freizeit angeblich ohne Nebentätigkeitsgenehmigung aufgetreten sein sollen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Musikerin Betriebsrätin und im 5. Monat schwanger ist und damit eigentlich unter besonderem Kündigungsschutz steht. Öffentliche Solidaritätserklärungen des gesamten Orchesters blieben bisher ungehört.

„Dieser Fall ist ein Skandal und ein besonders dreister Versuch, künstlerisch erfolgreiche und für ihren Betrieb engagierte Orchestermusiker mundtot zu machen“, erregt sich Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). „Es ist völlig legitim, dass Orchestermitglieder neben ihrem Dienst auch Kammermusik machen. Das gehört selbstverständlich zum Berufsbild eines Musikers. Allein die Berliner Philharmoniker haben mehr als 30 Kammermusikvereinigungen in ihren eigenen Reihen“, erläutert Mertens.

„Selbstverständlich sind derartige Nebentätigkeiten anzuzeigen, was die beiden betroffenen Musiker in der Vergangenheit auch stets getan haben. Dass ein Arbeitgeber auf eine jetzt angeblich nicht vorliegende Nebentätigkeitsanzeige mit fristlosen Kündigungen reagiert und dann noch gegenüber einer schwangeren Betriebsrätin und ihrem Mann, die als Stimmführer des Orchesters dessen Leistungsträger sind, ist völlig unverhältnismäßig und rechtswidrig“, so Mertens weiter. „Diese krasse Überreaktion von Orchestermanager und Chefdirigent wird vor den Arbeitsgerichten keinen Bestand haben. Nicht die Musiker, sondern die Orchesterleitung sollte sich fragen, ob sie am richtigen Platz ist“, so Mertens abschließend.

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