Abbildung: Nigun Quartett
Das Nigun Quartet aus Israel und Kantor Isidoro Abramowicz in der Synagoge Pestalozzistraße in Berlin mit Jazz und chassidischen Melodien.  
Photo:  Peter Adamik

Das Usedomer Musikfestival brachte vom 21. bis 27. November mit den 5. Internationalen Tagen Jüdischer Musik Juden und Nicht-Juden unter dem Motto „Shalom Aleichem – Friede sei mit Euch“ an Orten des Friedens – Synagogen und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Bayern – zusammen. Über 800 Besucher erlebten an fünf Konzertabenden die Vielfalt jüdischer Musik. Zwei Schulworkshops in Mecklenburg-Vorpommern und einer in Brandenburg sowie eine schulische Projektwoche auf Usedom zum Thema „Jüdisches Leben auf Usedom“, an denen 200 Schülerinnen und Schüler teilnahmen, ergänzten die Konzerte. Globale Ausstrahlung erlangte das Festival durch Gespräche des Intendanten Thomas Hummel in New York mit Dr. Leon Botstein, Präsident des Bard College, Dr. Frank Mecklenburg vom Leo Baeck Institute und Bret Werb vom US Holocaust Memorial Museum, begleitet von US-amerkanischen Medienvertretern am 14. November. Sie dienten der Vorbereitung und Vertiefung zukünftiger Ausgaben des Festivals.

Thomas Hummel, Intendant des Usedomer Musikfestivals: „Es freut mich besonders, dass wir zu den Internationalen Tagen jüdischer Musik immer wieder durch die Musik zeigen können, wie nah sich Juden und Nichtjuden in Deutschland im Grunde sind. Besonders dankbar bin ich dem Antisemitismusbeauftragten Dr. Felix Klein für die Förderung aufgrund eines Beschlusses des Bundestages.“ Gerade auch, weil in Deutschland der Opfer von Shoah und Holocaust immer wieder gedacht werden müsse, solle man sich der gemeinsamen Geschichte erinnern, das Zusammenleben fördern, Vorurteile abbauen und sich gegen Antisemitismus engagieren, so Hummel weiter.

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, lauschte den Klängen jüdischer Musik in Würzburg, seiner Heimatstadt und betonte: „Die Friedensbotschaft der Konzertreihe ist mir angesichts des nun schon neun Monate währenden Krieges in der Ukraine sehr wichtig.“  Gefördert werden die Internationalen Tage Jüdischer Musik durch den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben und den Kampf gegen den Antisemitismus in Deutschland, Dr. Felix Klein. Er sagte zum Abschlusskonzert in der Archenhold-Sternwarte Berlin: „Die Internationalen Tage Jüdischer Musik haben einmal mehr gezeigt, wie reichhaltig das Repertoire, wie reichhaltig die Möglichkeiten und Bandbreite jüdischer Musik sind. Es gibt Vieles wieder- und Einiges neu zu entdecken.“

Die Veranstaltungsreihe präsentierte ein breites Spektrum jüdischer Musik. Mystisch-orthodoxe Melodien und Jazz mit dem Nigun Quartet aus Israel, Klezmer und Swing mit dem Roman Grinberg Klezmer Swing Quartett aus Österreich, jüdische Lieder aus zwei Jahrhunderten mit der deutsch-britischen Sopranistin Sarah Wegener, als Ersatz für die erkrankte Sängerin Helene Schneiderman, das Filmdrama „Song of Names“ und der britische Schriftsteller und Musikkritiker Norman Lebrecht sowie eine Lesung mit Liedern von Georg Kreisler durch den deutschen Entertainer Ilja Richter. Eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe am 21. November in der Synagoge Pestalozzistraße unter Anwesenheit der Leiterin der Kulturabteilung der israelischen Botschaft Dafna Zarai.

Die Internationalen Tage Jüdischer Musik fanden auch Aufmerksamkeit in der internationalen und deutschen Presse. Lilly Wolter von der Jüdischen Allgemeinen schrieb über die Eröffnung: „Wenn die 5. Internationalen Tage Jüdischer Musik für Frieden, Vitalität und Vielfalt stehen sollen, dann war das Eröffnungskonzert in der Synagoge Pestalozzistraße ein Auftakt, der diesem Anspruch zweifelsfrei gerecht wurde. Ähnlich eindrucksvoll dürften die Festtage enden.“ Weitere Berichte veröffentlichten die Jerusalem Post, der Jewish Chronicle, der Norddeutsche Rundfunk und die Ostsee Zeitung und viele mehr.

Über die Internationalen Tage Jüdischer Musik

Die Internationalen Tage Jüdischer Musik feiern das Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden in Europa, folgen den Spuren jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart und lassen den Reichtum jüdischer Musik hör- und sichtbar werden. Seit 2016 führte dieses Anliegen hochkarätige Ensembles und Musiker, wie der Klarinettistin Sharon Kam, die Chansonniere Sandra Kreisler, den Violoncellisten David Geringas, den Violinisten Piotr Plawner, die Sängerinnen Sveta Kundish oder Avital Gerstetter, den Pianisten Piotr Salajczyk und viele mehr in die Synagogen Mitteleuropas. Hervorgegangen ist die Veranstaltungsreihe aus den Synagogenrundfahrten des Usedomer Musikfestivals, die seit 2009 jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern entdecken. Die Internationalen Tage Jüdischer Musik führen dieses Anliegen fort und weiter, indem sie die Botschaft eines friedlichen, von Respekt und Interesse getragenen Miteinanders über Mecklenburg-Vorpommern hinaus in die Bundesrepublik tragen.