Die Popkomm, die am morgigen Mittwoch von Kulturstaatsminister Bernd Neumann eröffnet wird, präsentiert sich im Jahr 2008 als stabile Konstante in einer Branche im Umbruch. 843 Aussteller aus über 50 Ländern werden in Berlin erwartet. Das ist in einem schwierigen Marktumfeld eine gute Nachricht. Vor allem, weil die Popkomm alte und neue Aussteller gewinnen konnte, die den wandelnden Markt mit Innovationen bereichern und sich explizit für das integrierte Konzept aus Fachmesse, Kongress und Festival entschieden haben. „Wir erleben einen Zuspruch von Unternehmen, die sich akribisch mit den neuen Gegebenheiten der Branche auseinandergesetzt haben und Lösungen präsentieren“, sagt Dr. Ralf Kleinhenz, Geschäftsführer der Popkomm GmbH.
So kann die Popkomm die Big Player des Absatzmarktes wie Amazon und Napster begrüßen. Aber auch eine Vielzahl innovativer Ideen werden auf der Popkomm erwartet: Vom Softwareunternehmen MIXX und seinem individuell angepassten Ticketing-System über das revolutionäre Musikvermarktungsportal ArtistXite bis zum neu entstandenen Vertriebs-Konglomerat „Rough Trade / Groove Attack / GoodToGo“. Ein unübersehbares Plus ist auch im Live Business zu verzeichnen: Merchandiser, Ticketingunternehmen, Agenturen, Festivals und Service Provider zieht es nach Berlin.
Die Türkei, Italien, Spanien und Frankreich stellen die größten Länderbeteiligungen dar. Erstmals gibt es einen Länderstand USA, auf dem unter anderem A2IM, die nordamerikanische Vereinigung unabhängiger Musikunternehmen, vertreten sein wird. Generell registriert die Ausstellung zunehmend positive Signale aus Osteuropa: Litauen und die Slowakei haben ihre Länderstände vergrößert. Der Anteil der internationalen Aussteller ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um 5 Prozent gestiegen und liegt in diesem Jahr bei 75 Prozent.
Nach Frankreich, Spanien, Brasilien und Deutschland liegt in diesem Jahr der Fokus der Popkomm auf dem Partnerland Türkei.
Es spricht viel für die Türkei als Partnerland der Popkomm: Berlin ist nicht nur die Stadt der Popkomm, sondern stellt auch die größte türkische Gemeinde außerhalb der Türkei dar. Die türkische Präsenz auf der Popkomm zieht sich durch alle drei Säulen. In der Ausstellung in den Messehallen unter dem Funkturm präsentieren sich 48 türkische Aussteller auf 200 Quadratmetern. Außerdem treten an allen vier Showcase-Abenden insgesamt 13 türkische Acts aus Rock, Pop und Folk auf. Im Rahmen des Popkomm Kongresses sorgen zwei Panels, besetzt mit Vertretern von Verwertungsgesellschaften und Plattenfirmen, für Hintergrundinformationen zum expandierenden Musikmarkt Türkei, der sicherlich einen der interessantesten Handelsplätze der Zukunft darstellt.
Zukunftsträchtige Ideen bekommen eine große Bühne dank des Popkomm-IMEA (Innovation in Music and Entertainment Award), dem wichtigsten Innovationspreis, den die deutsche Musikwirtschaft zu vergeben hat. Zwei der sechs Finalisten kommen aus Großbritannien. Die anderen vier stammen aus den Niederlanden, Spanien, Deutschland und den USA und sind Unternehmen mit wegweisenden Geschäftsmodellen – von der B2B-Plattform bis zum Gesangs-Analyse-Tool. Die dreiköpfige Jury ist mit First-Tuesday-Gründerin Julie Meyer, Privatradio-Pionier Michael Bornhäusser und Charles Grimsdale, Software-Unternehmer und Partner bei Eden Ventures, prominent besetzt.
Im Popkomm Kongress werden alle drängenden Themen der Musik- und Entertainmentbranche diskutiert. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie Musik in Zukunft konsumiert wird, wer dafür in welcher Form bezahlt und wie die Künstler vergütet werden. Verschiedene Abo-Modelle spielen auch bei der Mobile Music Session (in Kooperation mit dem Mobile Entertainment Forum) eine Rolle. Weitere Themenschwerpunkte sind Automotive, Film & Musik und Games. Beim jährlichen Live Entertainment Fokus geht es unter anderem um Secondary Ticketing und das Verhältnis zwischen Konzertbranche und Majorlabels. Zudem hat der Popkomm Kongress 2008 mit hochkarätigen Keynote-Speakern einen starken Auftritt. Ex-BeeGee Robin Gibb nutzt in seiner Eigenschaft als Präsident der International Confederation of Societies of Authors and Composers (CISAC) die Popkomm als Plattform, um in der politischen Auseinandersetzung mit der Europäischen Union um die Verwertungsgesellschaften und ihre Gegenseitigkeitsverträge Position für Autoren und Komponisten zu beziehen. Petri Lundén, Vorsitzender des Internationalen Musikmanagerforums (IMMF) – die Vertretung von 15 Musikmanagerforen in aller Welt - und Manager von „The Cardigans“ steht für eine Berufsgruppe, die im Zuge der Debatte um 360° Geschäftsmodelle in den Mittelpunkt gerückt ist: der Musikmanager. In Kooperation mit dem IMMF stellt sich der Popkomm Kongress einer weiteren politischen Diskussion: diesmal in Auseinandersetzung mit der WIPO (World Intellectual Property Organization). Der Regisseur Wim Wenders, dessen Werk schon immer auf besondere Art und Weise mit Musik verbunden war, eröffnet einen weiteren Themenbereich im Popkomm-Kongress, in dem es um das Verhältnis zwischen Film und Musik geht. Eric Garland, der Mitbegründer und CEO von Big Champagne, dem führenden Marktforschungsunternehmen im Bereich der Online-Unterhaltung, wird sich in einer weiteren Keynote zu Kopierschutz, dem klassischen Album, wie man es (noch) kennt oder auch iTunes äußern. Für das Klassik-Panel des diesjährigen Popkomm-Kongresses konnte mit dem Südafrikaner Daniel Hope einer der renommiertesten Violin-Virtuosen der Welt und einer der Stars der klassischen Musik gewonnen werden. In dem Keynote-Interview von Jamie Kantrowitz, Senior Vice President Marketing and Content International bei MySpace, geführt von Mobile-Entertainment-Urgestein und MEF-Chairman Ralph Simon, geht es unter anderem um den Start der neuen Online-Plattform „MySpace Music“.
Eine Neuerung des Popkomm-Kongresses ist die Porträtreihe „How did you do it?“, die herausragenden Persönlichkeiten der Musik- und Entertainmentbranche über die Schulter schaut. Bei der Premiere vertreten sind Klaus Voorman, der seit seiner Zusammenarbeit mit den Beatles, John Lennon und Manfred Mann als legendärer Grafiker und Musiker gilt, Komponist und Can-Gründungsmitglied Irmin Schmidt sowie Regisseur Philipp Stölzl, verantwortlich für gefeierte Videoclips von Rammstein, Evanescence, Madonna oder Garbage. Im Anschluss an die Interviews zum Tagesabschluss lädt der Popkomm Kongress alle Besucher zum Bierempfang, als Überleitung vom Tagesgeschehen zum musikalischen Teil des Business’ - dem Popkomm Festival.
Für das Popkomm Festival, Europas größtes Showcase Festival und eines der größten weltweit, wurden aus 2.300 Bewerbungen 400 Acts aus 32 Ländern ausgewählt. Das Line-up ergibt sich sowohl aus der Auswahl von Künstlern, die sich direkt beworben haben, als auch aus dem kreativen Netzwerk der Popkomm. Das umfangreiche Programm an Showcases gibt den Bands und Solokünstlern aus aller Welt die Möglichkeit, sich einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren, neue Kontakte zu knüpfen und ihr Netzwerk weiter auszubauen. Neben etablierten Künstlern wie den finnischen Grand-Prix-Gewinnern Lordi, Travis aus Schottland oder Tomte aus Deutschland deckt das Festival ein sehr breites musikalisches Spektrum ab. Die Bandbreite reicht vom TripHop von Tricky (UK) über die Chansons von Coralie Clément (Frankreich) und den Bluegrass der United Steel Workers Of Montreal (Kanada) bis zu den schrägen Experimenten eines Mugison (Island). Ein Beleg dafür, dass das Popkomm Festival sich immer mehr zu einer Schnittstelle zwischen dem europäischen und nichteuropäischen Markt entwickelt, zeigt sich in der gewachsenen Anzahl von Künstlern aus Australien, Brasilien, Kanada und den USA. Einzelne Showcases widmen sich Metal aus Skandinavien, Punk aus Italien oder avancierten Dance-Beats, die durch die „DJ Popkomm“ am 11. Oktober zum Abschluss des Festivals einen eigenen Programmplatz gefunden haben.
Die Internetseite YoumeU.com ist Hauptsponsor der Popkomm 2008 und stellt die größte Online-Casting-Plattform im deutschsprachigen Raum dar. Im Rahmen des Popkomm Festival präsentiert YoumeU ihren Act Final Virus.
Am 8. Oktober wird im Rahmen der Popkomm erstmals der „Radioaward für neue Musik“ vergeben. Dazu haben sich die drei ARD-Jugendwellen MDR SPUTNIK, YOU FM (hr) und Fritz (rbb) zusammen getan. Gemeinsamen betreiben die drei Radiosender eine Online-Plattform für neue Musik, auf der Bands ein Profil anlegen können und auf der das Online-Voting für den Radioaward durchgeführt wurde. Die vier Finalisten heißen Bonaparte (Berlin), Cargo City (Frankfurt am Main), Mein Mio (Berlin) und Chapeau Claque (Erfurt).
Zwei Sender, eine Messe: Das ergibt zusammen fast acht Stunden Übertragungen. Erstmals sind 3sat und der ZDFtheaterkanal die Medienpartner der Popkomm. Die beiden Fernsehsender werden so umfangreich wie nie zuvor Konzerte, Gespräche und Impressionen von Europas größtem Showcase-Festival übertragen. Dass ZDFtheaterkanal und 3sat ausführlich von der Popkomm berichten, garantiert zudem eine weitere Internationalisierung der Popkomm, denn 3sat ist das grenzüberschreitende Gemeinschaftsprogramm des ZDF, des österreichischen ORF, der schweizerischen SRG, sowie der ARD.
Absätze
Quelle
http://www.popkomm.de