Das IMATRONIC Festival des ZKM | Instituts für Musik und Akustik (IMA) ist das größte Festival elektronischer Musik in Deutschland, das junge aktuelle Entwicklungen präsentiert und auszeichnet. Im Fokus der diesjährigen Veranstaltung steht die Verleihung des renommierten Giga-Hertz-Preises und Walter-Fink-Preises des ZKM.

Die Verbindung von Klavier und elektronischer Musik verleiht dem ZKM | Institut für Musik und Akustik international ein Alleinstellungsmerkmal. Besonders sichtbar wird dies in der Reihe Piano+, das zentrale Positionen der zeitgenössischen Klavierliteratur uraufführt. Einen besonderen Schwerpunkt stellt die Präsentation von Iannis Xenakis dar – dem Visionär wird eine Ausstellung und ein Symposium sowie ein Konzertabend im Rahmen von Piano+ gewidmet.

Der Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik – vergeben von EXPERIMENTALSTUDIO des SWR und ZKM | Institut für Musik und Akustik – ist in der thematischen Ausrichtung einzigartig unter den Musikpreisen in Deutschland.

Der Giga-Hertz Hauptpreis geht in diesem Jahr an den Komponisten und Dirigenten Pierre Boulez. Mit seinen live-elektronischen Werken „…explosante fixe…“, „Répons“, „Dialogue de l’ombre double“ und „Anthèmes II“ hat dieser richtungsweisende Impulse für die Entwicklung der Musikgeschichte der letzten 40 Jahre gesetzt. Von epochaler Bedeutung sind die durch ihn beförderte Neubewertung des Raumes und die Neubestimmung der Musiker in heutiger Konzertpraxis durch Elektronik

Die Jury, bestehend aus Peter Weibel (Vorstand ZKM | Karlsruhe), Ludger Brümmer (Leiter ZKM | Institut für Musik und Akustik), Detlef Heusinger (Leitung EXPERIMENTALSTUDIO des SWR), Björn Gottstein (Musikwissenschaftler und -journalist), Rainer Pöllmann (Musikwissenschaftler und -journalist) würdigte besonders die Pionierarbeit, die Boulez in dem Metier der elektronischen Musik leistete. Boulez zu Ehren werden an diesem Abend gleich drei seiner Kompositionen aufgeführt, die die Vielfältigkeit seines Schaffens spiegeln: Ein rein instrumentales Werk, ein instrumentales Stück mit Live-Elektronik und eine akusmatische Komposition.

Aufgrund des großen Zuspruchs gerade bei der jüngeren Komponistengeneration hat die Jury dieses Jahr entschieden, mehr Preise als sonst üblich zu verleihen, um so den Nachwuchs besonders zu fördern. Die Giga-Hertz Förderpreise 2011 gehen an: Aaron Einbond (USA), Madjid Tahriri (Iran), Anthony Tan (Kanada), Eric Lyon (USA), Benedikt Schiefer (Deutschland) und Andrea Vigani (Italien).

Der Walter-Fink-Preis des ZKM für Tanz, elektroakustische Musik und Medien, der durch den Musikmäzen Walter Fink gestiftet wird, ermöglicht Neukonzeptionen und deren Umsetzung am ZKM. Der Walter Fink-Preis geht dieses Jahr an das kanadische Duo Mireille Leblanc und Åke Parmerud.

Im öffentlichen Festakt werden die Preise von namhaften Persönlichkeiten aus Kultur und Politik übergeben. Die Preisträgerkonzerte ehren den Hauptpreisträger 2011 und präsentieren Uraufführungen der Vorjahresgewinner, etwa die interaktive Tanzperformance der jungen Berliner Künstler Pipo Tafel und Daniel Berwanger sowie neue elektroakustische Kompositionen für den ZKM_Klangdom von Orestis Karamanlis und Robert Normandeau. Der Festtag wird eingeläutet durch ein Nachmittagskonzert des EXPERIMENTALSTUDIO des SWR mit Kompositionen für Instrumente und Live-Elektronik von Detlef Heusinger, André Richard und Mark André.

In vier Konzerten stellt die von der Pianistin Catherine Vickers kuratierte Konzertreihe Piano+ zentrale Positionen der zeitgenössischen Klavierliteratur vor, die den Rahmen des Instruments sprengen und medial, theatral oder elektroakustisch erweitern. Die einzelnen Konzerte setzen Schwerpunkte und pointieren Perspektiven. Der Eröffnungsabend wird mit audiovisuellen Kompositionen von Spassov, Messmer und Beil beginnen. Neben den drei zentralen PianistInnen des Festivals Catherine Vickers, Rei Nakamura und Sebastian Berweck ist der herausragende Posaunist Mike Svoboda Gast dieses Konzertes. In dem anschließenden Konzertteil wird der Aspekt des Mechanischen in Kompositionen von Conlon Nancarrow, Minimalist Phillip Glass bis hin zu einem partizipativen neuen Werk von Ludger Brümmer das Spiel der Pianistin Maki Namekawa bestimmen.

Piano+ präsentiert auch dieses Jahr ungewöhnliche Uraufführungen, die den Kanon des Klaviers erweitern. Neben zwei Werken von Iannis Xenakis werden Kompositionen von Martin Iddon (mit Midi-Flügel) und pure-data-Aktionist Johannes Kreidler von Rei Nakamura zur Uraufführung gebracht. Der Pianist Sebastian Berweck, ein Spezialist der Verbindung von Elektronik und Klavier, präsentiert ein Programm mit kompositorischen Highlights von Finnendahl, Poppe, Marcoll und Tutschku.

Iannis Xenakis, dem Visionär zwischen Mathematik, Architektur und Musik, ist im Rahmen von Piano+ ein Konzertabend gewidmet: Selten gespielte Klavierwerke wie „Evryali“, „Six Chansons“, „Mists“ und „À.r.(Hommage á Ravel)“ sowie „Dikhthas“ für Klavier und Violine werden elektroakustischen Kompositionen gegenüber gestellt. Die von Sharon Kanach kuratierte Ausstellung zu Xenakis zeigt und kommentiert wissenschaftlich Xenakis’ vielfältiges Schaffen anhand von Faksimiles seines zeichnerischen Werks und musikalischen Notationen. Ein zweitägiges Symposium mit Xenakis-Spezialisten fokussiert die Zukunft seiner elektronischen Kompositionen unter aufführungspraktischen Aspekten und ihre Tragweite für die gegenwärtige algorithmische kompositorische Praxis.

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