"Noch immer diskriminieren Radioprogramme deutsche Musikkultur", erklärt Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände. "Unter den 25 meistverkauften Alben 2004 waren zehn Alben deutscher Künstler - aber nur zwei deutsche Künstler finden sich unter den 25 meistgespielten Titeln im deutschen Rundfunk. Es wird deswegen Zeit, dass die Rundfunksender, vor allem die öffentlich-rechtlichen, ihrem Programmauftrag wieder nachkommen und Neuheiten, darunter auch deutschsprachige, in angemessenem Umfang ins Programm nehmen. Die neue Erhebung zeigt, dass diese Musik 2004 noch immer deutlich benachteiligt wurde."

Um die Veränderungen des Musikeinsatzes im Rundfunk feststellen zu können, haben die deutschen Phonoverbände - wie schon im Jahr 2002 - eine Erhebung aller Neuheiten, deutschsprachigen Neuheiten, deutschen Titel insgesamt und deutscher Produktionen am Gesamtprogramm der hundert reichweitenstärksten Radioprogramme im Jahr 2004 bei Nielsen Music Control in Auftrag gegeben.
Die Anteile aller erhobenen Wellen sind im neuen Jahrbuch der Phonographischen Wirtschaft 2005 (ISBN 3 9809540-4-8) publiziert. Die Zusammenfassung ergibt folgendes:

Der Anteil deutschsprachiger Titel ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von 38,3% in 2002 auf 14,5 in 2004 gefallen, im privaten Rundfunk auf 6,7% (2002: 8,7%). Der Anteil deutscher Produktionen ist im öffentlich-rechtlichen Rundfunk von 49,0% auf 25,6% ebenfalls gesunken, im privaten Rundfunk von 23,3% auf 19,1%. Deutschsprachige Neuheiten hatten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nur einen kleinen Anteil von 4,9% (2002: 1,2%), bei den Privaten 2,2% (2002: 0,6%) - und dies trotz der enormen Erfolge, die gerade neue deutsche Künstler wie Juli, Silbermond, Annett Louisan, Max Mutzke und andere im vergangenen Jahr feiern konnten: Im Radio bleiben sie unterrepräsentiert. Lediglich der Neuheitenanteil am Musikprogramm ist signifikant gestiegen und lag 2004 im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei 25,8% (2002: 14,3%) und im privaten Rundfunk bei 23,5% (2002: 17,1%).

Die gesamte deutsche Musikwirtschaft, vertreten durch die deutschen Phonoverbände, den Deutschen Musikverleger-Verband, die Verwertungsgesellschaften GEMA und GVL sowie rund 600 Künstler fordern nachdrücklich eine stärkere Berücksichtigung von musikalischen Neuheiten und deutschen Künstlern im Rundfunk. Der Deutsche Bundestag hatte im Dezember die Rundfunkanstalten aufgefordert, im Rahmen freiwilliger Selbstverpflichtungen Neuheiten und Musik aus Deutschland eine stärkere Programmpräsenz einzuräumen. Die Musikwirtschaft erwartet, dass die Rundfunkanstalten konkrete Maßnahmen ergreifen, um den Anteil dieser Musik am Musikeinsatz im Radio konkret zu erhöhen, und ist bereit hierüber mit den Programmverantwortlichen zielorientierte Gespräche zu führen.

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