Die Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar zeigt sich bestürzt über den plötzlichen Tod ihres Altpräsidenten Prof. Dr. Christoph Stölzl. Er starb unerwartet am 10. Januar 2023 im Alter von 78 Jahren in Evenhausen (Bayern), wie seine Familie der Hochschule mitteilte. Noch bis zum 30. Juni 2022 hatte der Historiker, Publizist und Kulturjournalist an der Spitze der Weimarer Musikhochschule gestanden und zwölf Jahre lang die Geschicke des Hauses mit ruhiger Hand und großem Einfühlungsvermögen gelenkt. „Wir trauern um einen Menschen, dem Güte, Demut und Bescheidenheit ebenso wichtige Lebensmaximen waren wie das Wissen um die Zusammenhänge in der Welt, um historische Kontexte, vor allem um die Kunst und die Musik“, sagt Hochschulpräsidentin Prof. Anne-Kathrin Lindig, Christoph Stölzls Nachfolgerin. „Ganz plötzlich hat es unseren hoch geschätzten Kollegen aus dem Leben gerissen. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Angehörigen und Freunden.“

Im Rahmen der Festwoche zum 150. Hochschuljubiläum im Juni 2022 war Christoph Stölzl in festlichem Rahmen von seiner Hochschule verabschiedet worden. Natürlich mit viel Musik, denn der passionierte Laienmusiker hatte während seiner Amtszeit vielfach auch selbst zu Kontrabass und Banjo gegriffen. „So kurz nach seiner Verabschiedung sind uns sein Humor, sein offenes Ohr und seine brillanten Reden noch sehr gegenwärtig. Wir werden Prof. Stölzl sehr vermissen“, so Prof. Anne-Kathrin Lindig. In einem Interview im LISZT-Magazin der Hochschule im Sommer 2022 blickte Altmagnifizenz Stölzl auf seine Präsidentschaft zurück: „Meine Weimarer Zeit ist übersät mit Augenblicken des Glücks, ob eine Dvořác-Cello-Phrase durch die Wand meines Büros dringt oder ob man in der Weimarhalle nach einem Konzert des Hochschulorchesters den Beifall aufbranden hört und glücklich ist im ‚Wir!‘ mit den Glücklichen oben auf dem Podium.“

Die Weimarer Musikhochschule hat ihrem Altpräsidenten viel zu verdanken. Er positionierte das Haus deutlich wahrnehmbar im kulturellen und politischen Geschehen Thüringens und erzeugte internationale Strahlkraft. Aufgrund von Christoph Stölzls jahrzehntelanger Erfahrung in Kulturbetrieben war er als interdisziplinärer Denker ein gefragter Gesprächspartner bundesweiter Medienverlage und Rundfunkanstalten sowie ein Stammgast auf großen Podien. In seine beiden Amtszeiten fallen wichtige Berufungen an der Hochschule für Musik, darunter der Stiftungslehrstuhl für die Geschichte der jüdischen Musik. Zudem gelang es ihm, die Zahl der zu vergebenden Deutschland-Stipendien deutlich zu erhöhen.

Prof. Dr. Christoph Stölzl (*17.02.1944, † 10.01.2023) studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Soziologie. Ab 1974 arbeitete er im Bayerischen Nationalmuseum, von 1980 bis 1987 als Direktor des Münchner Stadtmuseums und danach bis Ende 1999 als Gründungs- und Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin. Christoph Stölzl hat zahlreiche große Ausstellungen zur europäischen Kulturgeschichte veranstaltet sowie viele Arbeiten zu Geschichte, Kultur und Politik Europas veröffentlicht. 2000/2001 war er Berlins Kultur- und Wissenschaftssenator und von 2002 bis 2006 Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses. Christoph Stölzl ist zudem viele Jahre als Publizist in Presse, Rundfunk und Fernsehen tätig gewesen. Von 2010 bis 2022 amtierte er als Präsident der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.