Eine wahre Fundgrube für die Forschung ist erschlossen worden: Der von Dr. Axel Schröter erarbeitete Katalog „Der historische Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters Weimar" (Studio Verlag) wurde heute, 1. April im Foyer I des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT) im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung des DNT und der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar vorgestellt. 315 laufende Meter umfasst der Notenbestand, der nun in einem umfangreichen Katalog wissenschaftlich dokumentiert ist. Er umfasst neben den Opern auch die Schauspielmusiken und damit die gesamten erhaltenen Bestände von der Ära Goethe über Hummel, Liszt und Strauss bis hin zu Hermann Abendroth von ca. 1790 bis 1950.

Die Überlieferung des historischen Aufführungsmaterials des Deutschen Nationaltheaters Weimar ist ein Glücksfall für die Wissenschaft. Die wertvolle Musikaliensammlung hat den großen Brand von 1825 und zwei Weltkriege unbeschadet überstanden. In turbulenten Zeiten der deutschen Geschichte wurde sie durch die Initiative der Bibliothekarin des DNT vor einem verheerenden Wasserschaden bewahrt. Einzeln transportierte sie die Partituren auf einem Handwagen in eine Scheune, trocknete diese bei ständigem Wenden der Seiten auf einem Strohlager und bewahrte sie somit vor Fäulnis- und Schimmelbefall. Diese gute Tat war ungemein wertvoll für die Überlieferung der Weimarer Musikalienbestände. Heute befindet sich dieser einzigartige Schatz der Musikgeschichte im Hochschularchiv | Thüringischen Landesmusikarchiv der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar.

Die Publikation erweitert unser bisheriges Bild vom Repertoire des Weimarer Theaters: Wo finde ich die Partitur zu Goethes Inszenierung der „Zauberflöte“? Ist die Musik zur Uraufführung von Schillers „Wilhelm Tell“ erhalten geblieben? Welches Repertoire hat Hummel am Weimarer Hoftheater aufgeführt? Hat Liszt seine Opernpartituren für die Aufführung am Weimarer Hoftheater eigenhändig eingerichtet? Auf diese und viele andere Fragen gibt der historische Notenbestand des Deutschen Nationaltheaters erstmals umfassend Auskunft.

Die bemerkenswert vollständig erhaltene Musikaliensammlung zeigt, wie umfassend, vorausschauend und experimentierfreudig das Weimarer Theater bereits unter Goethes Leitung war und wie breit sein Adressatenkreis gewesen ist. Damit ist zugleich für den Bereich des Musiktheaters die Legende von einem Musenhof, der sich primär an elitäre Kreise wandte und ein vornehmlich hehres Kunstideal propagierte, widerlegt. Das Weimarer Theater befand sich in seiner Geschichte auf der Höhe der Zeit und repräsentierte die volle Bandbreite des zeitgenössischen Repertoires.

Es handelt sich bei dem Katalog um Band 6 der von Prof. Dr. Detlef Altenburg herausgegebenen musikwissenschaftlichen Buch-Reihe „Musik und Theater“ im Studio Verlag, Sinzig. Der Autor, PD Dr. Axel Schröter, forscht und lehrt am gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft Weimar | Jena der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

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