Florian Lohmann, Professor für Chorleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) ist mit seinem Lehrkonzept „banda vocale frankfurt“ Preisträger beim Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre 2022. Am 24. November nahm er den mit 15.000 Euro dotierten 3. Projektpreis aus den Händen von Wissenschaftsministerin Angela Dorn entgegen.
„Auch die Kunsthochschulen blicken in die Zukunft und entwickeln innovative Lehrangebote. Schön, dass die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt nach 2021 wieder zu den Preisträgern zählt“, freut sich der HfMDK Präsident Prof. Elmar Fulda. „Das prämierte Lehrangebot bringt Reflexion, Kunstpraxis und Berufsfeldorientierung zusammen. Unsere Studierenden im Fach Chorleitung sammeln wichtige Erfahrungen mit einem Ensemble aus professionellen, erfahrenen Sängerinnen und Sängern. Der Preis motiviert uns, wie wir unsere Studierenden noch besser für ihre berufliche Ausbildung qualifizieren können.“
Die Preisverleihung fand im Jügelhaus der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Frankfurt am Main statt. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst lobt jedes Jahr den Hessischen Hochschulpreis Exzellenz in der Lehre aus. Der Preis wird für herausragende und innovative Leistungen in Lehre, Prüfung, Beratung und Betreuung an hessischen Hochschulen verliehen und ist mit insgesamt 115.000 Euro dotiert. Der Preis wird vom Land Hessen gestiftet.
„banda vocale frankfurt“ - ein zusätzliches, professionelles und interaktives Lehrangebot
Der Unterricht im Fach Chorleitung findet in aller Regel als Simulation zwischen Student*in und Dozent*in statt: Das eigentliche „Instrument“ Chor steht meist nicht zur Verfügung, sondern wird in der Regel durch einen Begleiter am Klavier ersetzt. Als einzelner Musiker reagiert er ganz anders als ein vielstimmiges Vokalensemble. Umso wichtiger sind darum tatsächliche Praxiserfahrungen mit einem Chor, um die Ausbildung im Masterstudiengang Chorleitung zu vertiefen.
„Mit dem Projekt ‚banda vocale frankfurt‘ stellt die HfMDK ihren Studierenden einmal im Semester ein Vokalensemble bestehend aus professionellen Sängerinnen und Sängern zur Verfügung. Dieses zusätzliche Lehrangebot in der Chorleitungsausbildung zeichnet sich durch hohe Professionalität, Interaktivität mit dem Ensemble als ‚kritischem Partner‘ und eine starke Partizipation der Studierenden aus“, erläutert Florian Lohmann.
Motivierende Multiperspektive und Networking
Die externen Sänger*innen haben eine abgeschlossene Berufsausbildung und Erfahrungen im professionellen Chor- und Ensemblegesang. Sie bilden ein Werkstatt-Ensemble, mit dem die Studierenden eine Woche lang täglich knapp sechs Stunden arbeiten. In dieser Projektphase nimmt der Hauptfachdozent eine Mentorenrolle ein und moderiert die Feedback-Runden, die das didaktische Herzstück des Lehrkonzepts sind. Hier artikulieren die Sänger*innen ihre Erwartungen an die Studierenden, formulieren empfundene dirigentische Defizite und geben hilfreiche Rückmeldungen. Dabei bringen sie ihren professionellen Erfahrungsschatz mit ein, der oftmals weit über rein technische Aspekte des Dirigats oder der Probenmethodik hinausgeht. Diese Verbesserungs-vorschläge erleben die Studierenden als gleichermaßen motivierend und wertschätzend. Das tradierte „Lehrer-Schüler“-Verhältnis der Ausbildung an einer Musikhochschule tritt dabei in den Hintergrund.
„Die banda-Phasen bieten unseren Studierenden die wunderbare Möglichkeit, sich auf höchstem künstlerischen Niveau auszuprobieren, eine Multiperspektive auf ihr Dirigat zu erhalten und gleichzeitig wertvolle Kontakte in die professionelle Szene zu knüpfen. Großartig, dass dieses Projekt mit dem Exzellenzpreis ausgezeichnet wird!“
Es entsteht ein lebendiger Austausch zwischen Profis und Studierenden, die so erste Kontakte ins berufliche Netzwerk knüpfen können. Sie profitieren davon, dass die Sänger*innen aus unterschiedlichen Berufsumfeldern zusammenkommen: z.B. Theater, Rundfunk, Freiberuf, Pädagogik, Ensemble sowie aus verschiedenen geographischen Standorten. So entstammten die mitwirkenden Sängerinnen und Sänger der vergangenen banda-Phasen namhaften Ensembles wie dem Opernchor Frankfurt, dem WDR Rundfunkchor, dem RIAS-Kammerchor und dem Rundfunkchor Berlin, dem swr-Vokalensemble, dem Balthasar-Neumann-Chor, dem Kammerchor Stuttgart, der Gächinger Kantorei, dem Vokalensemble Rastatt, den Singphonikern (München), dem Voktett Hannover, dem Calmus Ensemble (Leipzig) etc.
Das nächste Konzert mit einer kleinen banda-Besetzung (8 Sänger*innen) findet am Samstag, den 18. Februar 2023 im Großen Saal der Hochschule statt.