Dass Musik verbindet, konnten die Gäste des "International Ludwig van Beethoven Competition for Piano 2005" in Bonn hautnah erleben. 29 junge Pianisten aus 15 Ländern warben um die Gunst von Jury und Publikum. Mit dem Finale am 15. Dezember unter der Leitung von Roman Kofman fand der neue Klavierwettbewerb in der Geburtsstadt des großen Komponisten einen krönenden Abschluss. Die Finalisten David Kadouch, Henri Sigfridsson und Norie Takahashi versetzten das begeisterte Publikum in eine andere Welt. Das gab standing ovations für den Nachwuchs aus Frankreich, Finnland und Japan.

Wie auf großen Schwingen schweben die letzten Töne über das Publikum in die Bonner Beethovenhalle. Einen Moment lang könnte man eine Nadel fallen hören. Dann scheint sich die Stille gleichsam zu füllen, bis schließlich tosender Applaus ausbricht. Das Publikum feiert Beethovens Klavierkonzert Nummer fünf Es-Dur op. 73 - pure Freude, auch bei Henri Sigfridsson. Was der Beifall zum Ausdruck bringt, bestätigt sich wenig später durch die einhellige Wahl von Jury und Publikum: Der 31-jährige Finne steht als Sieger des ersten Internationalen Beethoven Competition Bonn fest und gewinnt auch den Publikumspreis.

Ein unbeschriebenes Blatt ist Henri Sigfridsson längst nicht mehr. 1994 gewann er den 1. Preis beim internationalen Franz-Liszt-Wettbewerb in Weimar, 1995 den großen skandinavischen Nordic Soloist Competition im dänischen Nyborg. Zahlreiche weitere Auszeichnungen folgten, darunter auch der Förderpreis für junge Künstler des Landes Nordrhein-Westfalen. Henri Sigfridsson, der seine Ausbildung am Konservatorium seiner Heimatstadt Turku und an der Sibelius-Akademie in Helsinki begann und 1995 an der Musikhochschule Köln fortsetzte, arbeitete bereits mit vielen europäischen Sinfonieorchestern zusammen und konzertierte unter namhaften Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Alexander Lazarev, Lawrence Foster, Dennis Russell Davies oder Volker Schmidt-Gertenbach.

Die Teilnahme am Beethoven Competition Bonn betrachtet er trotzdem als große Herausforderung: "Solche internationalen Wettbewerbe sind immer eine Chance. Als ich mich näher mit dem Beethoven Competition Bonn befasste, war ich allerdings auch von dem ungewöhnlichen Programm begeistert", sagt der finnische Pianist. Unter der künstlerischen Leitung von Prof. Pavel Gililov folgt der Beethoven Competition Bonn Beethovens Wirken in der Musik bis hin zu den Einflüssen etwa eines Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel, die in Beethovens Werk nachklingen. Das ist neu.

Der von der Deutschen Telekom initiierte hochkarätige internationale Wettbewerb zog viele namhafte Künstler an, unter ihnen auch den Cellisten Mischa Maisky. Zusammen mit dem Klarinettisten Anton Dressler begleitete der in Brüssel lebende Kosmopolit den Nachwuchs beim Semifinale: "Es ist eigentlich erstaunlich, dass es den Beethoven Competition in Bonn noch nicht gab", findet er, lacht und freut sich: "Dass ich jetzt einen so beeindruckenden Wettbewerb in der Geburtsstadt Beethovens unterstützen konnte, das ist ein großes Privileg."

Die Interpretation von Beethovens "Gassenhauer-Trio" mit den weltbekannten Solisten im Semifinale zählt auch für zu Henri Sigfridsson zu den Höhepunkten des Wettbewerbs. Neben David Kadouch aus Frankreich, der von der Jury mit dem dritten Preis des International Beethoven Competition Bonn 2005 ausgezeichnet wurde und Norie Takahashi aus Japan, die neben dem zweiten Preis der Jury auch den Preis für die beste Interpretation einer zeitgenössischen Komposition erhielt, zog er anschließend ins Finale.

Schon in den ersten Wettbewerbsrunden führte der internationale Nachwuchs am Klavier vor, wie ungewohnt anders und überraschend vertraute Stücke klingen können. Spätestens im Semifinale allerdings mussten die Pianistinnen und Pianisten neben Virtuosität auch Konstanz und Nervenstärke beweisen. "Ich war enorm nervös, besonders im Semifinale. Da dreht sich einem mehrmals der Magen um," bekennt Henri Sigfridsson, "aber auf der Bühne ist dann alles vergessen. Da spüre ich nur noch die Musik und bin mit Leib und Seele dabei." Eine Erfahrung, die auch die ganz Großen kaum anders beschreiben. Für Mischa Maisky, der die jungen Talente durch das Semifinale begleitete, ist das Spielen eine sehr komplexe, emotionale Interaktion. "Das Allerschönste aber ist, wie Musik und gerade die Musik Beethovens verbindet. Beethovens Musik ist universell. Sie wird überall verstanden."