Vierzehn Uraufführungen von Auftragswerken des "Heidelberger Frühling“, zwei gefeierte Koproduktionen, eine Fachtagung der Konzert- und Festivalbranche, zwölf Hörfunk-Konzertmitschnitte, eine Fernsehaufzeichnung und umfassende Berichte in regionalen, nationalen und internationalen Medien – der "Heidelberger Frühling“ zieht 2016 eine herausragende Bilanz. Wenn Baden-Württembergs größtes Musikfestival am morgigen Samstag mit einem Konzert der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen und der Sopranistin Golda Schultz unter der Leitung von Mirga Gražinytė-Tyla seine 20. Saison beendet, werden mehr als 44 000 Besucher die diesjährigen 127 Veranstaltungen erlebt haben. Zusammen mit den Sonderaktionen zum Festivalgeburtstag – darunter ein Feuerwerk zum Auftakt, kostenlose Konzerte im öffentlichen Raum und ein Public Viewing des Abschlusskonzerts – sind es rund 50 000.
Zu den Höhepunkten gehörten unter anderem die multimediale Konzert- und Tanzperformance "Szenen der Frühe“, eine Koproduktion mit dem PODIUM Festival Esslingen, die sich dem bewegten Seelenleben Robert Schumanns widmete, welcher in Heidelberg seinen 20. Geburtstag feierte. Eine weitere Koproduktion unter dem Titel "Verklärte Nacht“ verschränkte vor ausverkauftem Haus Schönbergs gleichnamiges Streichsextett mit der abgeklärten Schwermut der großen Bluessongs (Rebecca Bakken, Casal Quartett u.a.). Partner waren hierfür die Ludwigsburger Schlossfestspiele, bei denen der Abend am 1. Mai nochmals zu hören ist. Zu den zahlreichen ausverkauften Konzerten gehörte der gemeinsame Auftritt von Bariton Thomas Hampson und dem Perkussionisten Martin Grubinger, der aufgezeichnet und im August im ZDF ausgestrahlt wird.
Auf große Resonanz stieß der Programmschwerpunkt Lied, den der "Heidelberger Frühling“ in diesem Jahr durch ein eigenes Festival im Festival namens "Neuland.Lied“ weiter ausgebaut hat. Zur Eröffnung sangen Thomas Hampson und Alumni der Lied Akademie Texte aus "Des Knaben Wunderhorn“ in Vertonungen verschiedener Komponisten, zum Abschluss gab es Jazz mit Thomas Quasthoff. Die übrigen 15 Veranstaltungen loteten die Bandbreite dazwischen aus. Neben klassischen Liederabenden (Klaus Florian Vogt, Benjamin Appl etc.) gab es unter anderem ein für den "Frühling“ konzipiertes ausverkauftes Konzert der Sopranistin Chen Reiss und des Mandolinisten Avi Avital mit Kompositionen von Manuel de Falla, Gabriel Fauré, Maurice Ravel und anderen, die von unterschiedlichster Volksmusik inspiriert sind. Weiterhin waren bei dem langen Liedwochenende unter dem Titel "Songs without Words“ Lieder von Kurt Weill und Tom Waits zu hören, arrangiert für Posaune, Schlagzeug und Klavier. Für "Das neue Wunderhorn“ hatte das Festival Aufträge für zehn Lied-Uraufführungen vergeben – u.a. an Heinz Holliger, Matthias Kaul und Alumni der Heidelberger Komponisten-Akademie – für die Besetzung Stimme (Sarah Maria Sun) und Schlagzeug (Johannes Fischer). Und beim ebenfalls ausverkauften Abend "Black is the Colour“ trafen englische Lieder des 17. Jahrhunderts von Dowland und Purcell (Andreas Scholl) auf elektronische Ummantelungen und Verfremdungen (Fabian Russ). An der begeistert aufgenommenen Lied-Aktion "Heidelberg singt!“ in öffentlichen und privaten Häusern der Stadt beteiligten sich rund 500 Musiker und 2 000 Besucher.
Neben "Neuland.Lied“ erfreuten sich auch die bereits etablierten Programmschienen zum Thema Lied, das "Lied.Lab“ und die Lied Akademie unter Leitung von Bariton Thomas Hampson großer Beliebtheit. Letztere wurde nicht nur vom Publikum im ausverkauften Ballsaal der Stadthalle Heidelberg aufmerksam verfolgt, sondern auch von mehr als 25 000 Menschen weltweit, denen die Masterclasses über ein Streaming im Internet zugänglich waren. "Für den zwanzigsten ‚Heidelberger Frühling’ hatten wir uns vorgenommen, einen ersten wichtigen Schritt zu gehen, um Heidelberg – den Geburtsort von ‚Des Knaben Wunderhorn’ – international als das Zentrum des Liedes zu etablieren“, so Festivalintendant Thorsten Schmidt. "Nicht nur der Publikumszuspruch, sondern auch das nationale und internationale Medienecho auf unseren Programmschwerpunkt zeigt, dass uns dies gelungen ist.“
Neben "Neuland.Lied“ fand als zweites Festival im Festival erstmals das Kammermusikfest "Standpunkte“ statt. Das lange Wochenende mit 13 Veranstaltungen drehte sich um das Thema des Meisterwerks: Wie inspirieren zukunftsweisende Kompositionen der Vergangenheit die musikalische Gegenwart? Außerdem kamen Werke der drei Kompositionsstipendiaten der Festival Akademie zur Aufführung. Als Interpreten waren auch Mentoren der Kammermusik Akademie zu hören: die Cellisten Daniel Müller-Schott und Isang Enders, der Geiger Marc Bouchkov, der Klarinettist Julian Bliss und der Pianist und Künstlerische Leiter der Kammermusik Akademie Igor Levit.
Thematische Vorarbeit für die "Standpunkte“ leistete an den drei Tagen zuvor die Kammermusik Akademie, bei der sich das Publikum – passend zum diesjährigen Festival-Leitgedanken "essential gifts“ – ebenfalls mit der Frage nach wesentlichen, unverzichtbaren Meisterwerken beschäftigen konnte. Besonderer Höhepunkt der Akademie war dabei das erste gemeinsame Konzert von Mentor Marc-André Hamelin und Igor Levit, dem Künstlerischen Leiter der Kammermusik Akademie. Auf dem Programm stand unter anderem Max Regers Opus 96 für zwei Klaviere.
Treffpunkt für die Konzerthaus- und Festivalbranche war erneut die Heidelberg Music Conference. Neben den Panels mit Teilnehmern wie Matthias Naske (Intendant Wiener Konzerthaus) oder Clemens Trautmann (Präsident Deutsche Grammophon) gab es Show-Cases verschiedener Partner des "Heidelberger Frühling“, darunter die Londoner Wigmore Hall (John Gilhooly) und die Hamburger Körber-Stiftung (Kai-Michael Hartig). Zum Abschluss der zweitägigen Fachtagung wurde der "Musikpreis Heidelberger Frühling“ 2016 verliehen. Nach Jörg Widmann, Eleonore Büning und Markus Hinterhäuser erhielt dieses Jahr der Bariton Christian Gerhaher die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung, die gestiftet wurde vom Baustoffhersteller HeidelbergCement, dem Gründungspartner des "Heidelberger Frühling“.
Finanziert wurde der "Heidelberger Frühling“ erneut durch eine ausgewogene Mischung aus Förderungen durch Privatpersonen und Unternehmen, Zuschüssen der Stadt Heidelberg und des Landes Baden-Württemberg und Einnahmen aus dem Kartenverkauf. Unter den Förderern sind zuvorderst der Freundeskreis Heidelberger Frühling e.V., der Haupt- und Gründungspartner HeidelbergCement sowie als weitere Hauptpartner der Finanz- und Vermögensberater MLP und das Biotechnologieunternehmen Octapharma zu nennen. Neu als Förderer hinzugekommen sind das Bauunternehmen Goldbeck, die Epple Holding GmbH, Heidelberg Engineering GmbH, die Evangelische Stiftung Pflege Schönau, der Landtechnikhersteller John Deere, der Buch- und Zeitschriften-Großvertrieb Schmitt & Hahn und die tangro software components GmbH. Größter privater Mäzen ist Dr. Manfred Lautenschläger mit seiner gleichnamigen Stiftung, hinzu kommen die dem "Heidelberger Frühling“ seit langem verbundene Klaus Tschira-Stiftung, die Athenaeum Stiftung und die Viktor und Sigrid Dulger Stiftung sowie musikliebende Privatpersonen wie Dr. Renate Keysser-Götze und Dr. Dietrich Götze, Dr. Jobst Wellensiek, Dr. Manfred Lamy, die Familie Bruder, Drs. Karin und Peter Koepff sowie Dr. Manfred Fuchs. Der Europäische Hof Heidelberg ist auch 2016 das Künstlerhotel des "Heidelberger Frühling“. Für das mit dem ECHO Klassik ausgezeichnete Jugendprojekt "Classic Scouts“ setzt sich bereits im achten Jahr SAS Institute ein, und die Festival Akademie wird von der Stiftung Heidelberger Frühling ermöglicht. Die Festival Akademie und das Streichquartettfest verdanken ihre Realisierung der Kooperation mit der Universität Heidelberg und der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Eine begleitende Berichterstattung ist auch im kommenden Jahr durch die langjährigen Medienpartner Rhein-Neckar-Zeitung, SWR2 und Deutschlandradio Kultur gesichert.