Das Musikfestival Heidelberger Frühling veranstaltet ab 2011 erstmals die Heidelberg Lied Academy, für die Intendant Thorsten Schmidt den Star-Bariton Thomas Hampson als künstlerischen Leiter gewinnen konnte. In einem öffentlichen Pressegespräch stellten beide am Montag in Heidelberg das in seiner Form einzigartige Projekt vor. Vom 16. bis zum 27. März werden weltweit herausragende Nachwuchssänger und Liedbegleiter vom Festival als Stipendiaten nach Heidelberg eingeladen, um sich intensiv mit namhaften Dozenten, Künstlern anderer Disziplinen und dem Publikum kreativ auszutauschen. Als Dozenten kommen neben Thomas Hampson und seinem Klavierpartner Wolfram Rieger auch die Sopranistin Barbara Bonney und der Kulturwissenschaftler Jens Malte Fischer zur ersten Lied Academy des Heidelberger Frühling, der sich damit unter anderem als internationales Zentrum für die künstlerische Auseinandersetzung mit der Gattung des Kunstliedes profilieren möchte. Einen inhaltlichen Schwerpunkt bilden im Auftaktjahr die Gedichte von Heinrich Heine.

Im Vordergrund der Lied Academy steht neben der musikalischen Arbeit das Textverständnis durch die Vermittlung geistesgeschichtlicher Hintergründe und der verwendeten Symbolik. Damit sollen die jungen Künstler in die Lage versetzt werden, als Übersetzer für das Publikum zu agieren, um die Kunstform des Liedes wieder für breitere Publikumsschichten attraktiver zu machen. Darüber hinaus erkundet die Lied Academy neue Präsentationsformen für das Lied, insbesondere durch die Zusammenführung mit anderen Kunstformen. So ist für 2011 eine Zusammenarbeit mit dem Choreographen John Neumeier und dessen Hamburger Ballettschule geplant.

Von Ende Juli bis Anfang November läuft die Bewerbungsfrist für die bis zu zwölf Stipendien, für die sich herausragende Sänger und Liedbegleiter bis zum Alter von 32 Jahren bewerben können. Vergeben werden sie auf Basis von Auditions in Zürich (Dezember 2010) und New York (Januar 2011) von einer Jury aus Festivalintendanz, Dozenten und natürlich dem künstlerischen Leiter Thomas Hampson. „Das technische Niveau der Stipendiaten soll eine konzentrierte und tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Inhalten der Lieder ermöglichen“, so Hampson. „Dadurch und durch das innovative Konzept der Lied Academy möchten wir international Maßstäbe setzen.“ Die Stipendien decken die Kosten für die Kursgebühren und Unterkunft sowie für die An- und Abreise der Musiker. Bewerbungsvoraussetzungen und -unterlagen werden Ende Juli veröffentlicht.

„Das Kunstlied verschwindet zunehmend aus den Konzertprogrammen, insbesondere wenn es nicht von einem großen Star präsentiert wird“, so Thorsten Schmidt. „Wir möchten dem entgegenwirken. Und welcher Ort wäre für solch ein Vorhaben geeigneter als Heidelberg, der Inbegriff deutscher Romantik?“ Angestrebt wird eine Kooperation mit der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, deren Räumlichkeiten ideale Voraussetzungen bieten. „Ich freue mich, dass die Universität großes Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert, einen Festival Campus mitten in der Altstadt Wirklichkeit werden zu lassen,“ so Thorsten Schmidt. „So wird es für die Heidelberger Bürgerinnen und Bürger und natürlich auch für Gäste umso einfacher, an dem lebendigen Geschehen teilzuhaben.“

Ermöglicht wird die Heidelberg Lied Academy durch die Festivalsponsoren, insbesondere den langjährigen Partner HeidelbergCement, und durch die Stiftung Heidelberger Frühling, die das Projekt als ihr erstes Fördervorhaben ausgewählt hat. Festivalchef Schmidt hofft zudem auf das Engagement weiterer Spender: „Wir würden uns sehr freuen, wenn musikbegeisterte Bürger sich bereit erklären würden, für einen konkreten Stipendiaten eine Patenschaft zu übernehmen, um beispielweise die Reisekosten oder die Unterkunft zu ermöglichen.“ Interessenten erhalten weitere Informationen bei Christine Pangels unter Tel. 06221 – 584 00 40.

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